CDU-Kreisräte kritisieren Änderung. Landrat Pauli: "Ich verstehe nicht, wo gespart werden soll."

Zollernalbkreis/Sigmaringen - Gegen die von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg vorgesehene Änderung des kinderärztlichen Notdiensts gehen die Landräte aus dem Zollernalbkreis und dem Kreis Sigmaringen in die Offensive. Auch die CDU-Kreistagsfraktion hält das neue Notdienst-Modell für die schlechtere Variante.

Zusammen mit der Sigmaringer Landrätin Stefanie Bürkle (CDU) hofft Landrat Günther-Martin Pauli auf Unterstützung vom baden-württembergischen Sozialminister Manfred Lucha (Grüne). Es sei ein "Unfug, was den Menschen zugemutet wird", sagt Pauli. "Ich verstehe nicht, wo gespart werden soll."

Die Eltern würden in dem Fall vermehrt den DRK-Notdienst anrufen und sich mitsamt Kind in die Klinik nach Reutlingen oder Tübingen fahren lassen. Das werde dann für die Krankenkassen "eher teurer". Pauli und seine Sigmaringer Amtskollegin wollen daher auch bei den Krankenkassen nachhaken.

Pauli weiß, dass die meisten Kinderärzte im Zollernalbkreis und im Landkreis Sigmaringen das von ihm vorgeschlagene und von der KVBW abgelehnte Modell – eine Portalpraxis für kinderärztlichen Notdienst am Albstädter Krankenhaus – mittragen würden. Er weiß aber auch, dass manche Kinderärzte an Wochenenden und Feiertagen lieber in Tübingen Dienst machen würden – vor allem dann, wenn sie kürzere Anfahrtswege haben.

Insgesamt müsse es einen kinderärztlichen Notdienst im Zollernalbkreis geben. Eine Anlaufstelle, die für Jedermann gut erreichbar ist. "Wer einen passenden Vorschlag hat, rennt bei mir offene Türen ein", sagt Pauli. Nebenbei: Die Kinderärzte aus dem Raum Albstadt und aus dem Kreis Sigmaringen würden schon ausreichen, um einen Wochenend- und Feiertags-Notdienst am Ebinger Krankenhaus zu sichern. So müsste der DRK-Notdienst die Kinder nur dann in eine Kinderklinik fahren, wenn dies wirklich nötig sei.

Auch die CDU-Kreistagsfraktion geht auf die Barrikaden: "Soll tatsächlich ab Februar die Notfallversorgung nur noch an den Standorten Reutlingen und Tübingen stattfinden?", schreibt der Fraktionsvorsitzende Lambert Maute. Keine fachärztliche Versorgung für Kinder und Kleinkinder außerhalb der regulären Sprechzeiten der Kinderärzte im Landkreis – "damit würde bereits in wenigen Wochen eine Zweiklassen-Medizin für unsere Jüngsten installiert". Es sei sicherlich nicht im Sinne der Bürger, wenn Eltern mit ihren vielleicht schwerkranken Kindern abends, nachts oder an Wochenenden und Feiertagen Anfahrtswege von 50 Kilometern oder gar mehr auf sich nehmen müssten.

Am Klinikstandort Albstadt seien Räumlichkeiten zur Verfügung, die für die Gesundheitsversorgung der Jüngsten genutzt werden könnten. Es sei nur schwer nachvollziehbar, weshalb der Vorschlag von Landrat Pauli von der KVBW als "nicht durchführbar" betrachtet werde. Dabei fehle es nicht am Willen der Kinderärzte, den Notdienst außerhalb der regulären Sprechzeiten zentral in Albstadt zu verrichten. "Es fehlt am Willen und Wollen der KVBW zur Umsetzung eines zukunftsfähigen Vorschlags", betont Maute und fragt: "Werden wir von der medizinischen Grundversorgung abgehängt?"

Der jetzige Vorgang gebe zu bedenken, ob parallel dazu auch weitere medizinische Bereiche wegen unwirtschaftlicher Fallzahlen von der KVBW bei einem Zwei-Standorte-Klinikmodell als überflüssig angesehen werden. "Angesichts des eingeplanten hohen Defizits muss die Frage einer zukunftsfähigen Klinikstruktur mit einem Zentralklinikum umgehend im ersten Vierteljahr entscheidungsreif ausdiskutiert werden", fordert der CDU-Politiker.