Noch dürfen die alten Triebwagen der Regionalbahn im Stuttgarter Hauptbahnhof einfahren. Mit Stuttgart 21 kommt das Aus für Diesel-Loks. Daher ist der Zollernalbkreis im Zugzwang, was die Elektrifizierung und den Ausbau der Strecke angeht. Foto: Murat

Kreis geht in Vorleistung und setzt auf Risiko: Wenn das GVFG-Programm ausläuft und das Projekt stirbt, ist das Geld weg.

Zollernalbkreis - 80 Kilometer gilt es zu elektrifizieren und zweigleisig auszubauen: Die Regionalstadtbahn war am Montagabend erneut Thema im Kreistag. Das Gremium hat einstimmig beschlossen, die Vorplanung weiterzuführen – mit dem Risiko, auf den Kosten sitzenzubleiben, wenn das Projekt stirbt.

Verkehrsamtsleiter Adrian Schiefer informierte das Gremium über den Sachstand. Wir mehrfach berichtet, ist der Landkreis in Vorleistung gegangen und hat eigens dafür zwei Millionen Euro zurückgelegt. Um Zuschüsse aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungs-Topf (GVFG) beantragen zu können, muss eine Vorplanung erfolgt sein. Sie wurde im vergangenen Jahr in Angriff genommen, und laut Schiefer ist man damit deutlich weitergekommen.

Die Regio-Bahn verkehre stündlich, die Stadtbahn dann halbstündlich, mache somit einen zweispurigen Ausbau erforderlich. Der wiederum sei gar nicht so einfach, weil es Höhenunterschiede und Dammlagen gebe. Nicht zuletzt sei die Frommerner Ortsdurchfahrt schwierig, weil man im Bereich des Bahnhofs ja nicht auf die Straße ausweichen könne. Zudem müssten neue Signalanlagen und Haltepunkte gebaut werden, und in Albstadt die Abschleifung der Talgangbahn.

Für die Stromversorgung zwischen Tübingen und Albstadt sei auf halbem Weg ein weiterer Anschluss nötig – irgendwo zwischen Bisingen und Engstlatt. Zudem seien einige Brücken zu niedrig für die Elektro-Loks. Im Herbst, schätzt Schiefer, könne die Stufe zwei der Vorplanung in Angriff genommen und Mitte 2014 fertiggestellt werden. "Dann können wir die Zuschussanträge stellen."

"Es bleibt uns nichts anderes übrig als weiterzumachen", schlussfolgerte Dietmar Foth (FDP). Es könnte sich hier ein "Wettlauf zwischen B 27 und Schiene" entwickeln, schätzt er. Edmund Merkel (CDU) sieht darin die "logische Fortsetzung dessen, was wir beschlossen haben". Der Kreistag habe "perspektivisch gehandelt". Es sei ein langer Weg, aber es werde letztlich gelingen.

Hans-Martin Haller (SPD) schloss sich an: "Wir sagen Ja zum Vorschlag." Ein Punkt sei allerdings noch offen: "Wann wird Tübingen seinen Beitrag zahlen? Wir wollen es Schwarz auf Weiß haben."

Dezernatsleiter Christoph Heneka erklärte, dass die Regionalstadtbahn vorneweg zu groß und zu teuer gewesen sei. So habe man Modul 1 beschlossen, in der Hoffnung, drei Monate vor Ablauf des Jahres 2019 fertig zu werden. Denn Ende 2019 wird der GVFG-Topf zugemacht. "Wir waren in Modul 1 nicht dabei, daher ist Tübingen an den Planungen für Modul 2 nicht beteiligt." Sollte es kommen und die Zollernbahn ausgebaut und elektrifiziert werden, wolle sich Tübingen mit 650 000 bis 750 000 Euro beteiligen. Dazu gebe es nichts Schriftliches, nur eine mündliche Absprache. "Wenn es kein GVFG-Folgeprogramm gibt und das Projekt nicht gebaut wird, ist das Geld verloren."