Werben für politisches Engagement – gerade bei Menschen mit Migrationshintergrund: Oguzhan Dursun ... Foto: Maier

Sechs Zollernälbler mit ausländischen Wurzeln werben bei Forum im Landratsamt für lokalpolitisches Engagement.

Zollernalbkreis - Dass seine Wurzeln nicht in Deutschland und auch nicht in Europa liegen, das sieht man Sin-Moo Choi an. Er ist der klassische Vertreter eines Asiaten. Wie sehr er hier im Zollernalbkreis zuhause ist, erkennt man aber spätestens dann, wenn er den Mund aufmacht und mit unverkennbar schwäbischem Akzent spricht. Sin-Moo Choi, dessen Eltern aus Südkorea stammen, ist aber nicht nur hier zuhause, er ist auch gewählter Stadtrat in Bitz – damit gehört er zu den wenigen Vertretern der Menschen mit Migrationshintergrund, die im Zollernalbkreis lokalpolitisch engagiert sind. Dafür, dass Menschen mit anderen als deutschen Wurzeln sich stärker als bisher in den politischen Gremien der Städte und Gemeinden im Kreis engagieren, hat am Dienstagabend das Landratsamt mit dem Forum "Mehr interkulturelle Kompetenz in der Kommunalpolitik" geworben.

"Vielfalt trägt zur Stärke des Landes bei"

Jeder vierte Baden-Württemberger, sagte Landrat Günther-Martin Pauli, habe ausländische Wurzeln. Er sei überzeugt, so Pauli, dass genau diese Vielfalt zur Stärke des Landes beitrage. Diese Vielfalt müsse seiner Meinung nach aber auch stärker für die politische Arbeit genutzt werden. Menschen mit Migrationshintergrund sollen seiner Meinung nach mitmachen, mitgestalten. In den politischen Gremien seien sie bislang stark unterrepräsentiert.

Für Gemeinde- und Ortschaftsräte der 25 Städte und Gemeinde im Kreis sowie für den Kreistag seien im Mai 2014 rund 1000 Vertreter zu wählen, sagte Heinz Pflumm, Leiter des Kommunalamts. Bis 27. März könne man Wahlvorschläge einreichen, wählbar sei grundsätzlich jeder, der 18 Jahre alt und EU-Bürger ist.

Beim Forum stellten sechs Menschen mit ausländischen Wurzeln ihre Erfahrungen als Lokalpolitiker vor. Sin-Moo Choi sagte, dass er im Bitzer Stadtparlament sehr gut aufgenommen worden sei: "Es kommt dort nicht auf die Herkunft oder das Aussehen an, sondern darauf, wie man sich einbringt." Er sei überzeugt, dass Demokratie vom Mitmachen lebe – deshalb habe er sich 2009 zur Wahl gestellt, und deshalb werde er bei den Kommunalwahlen im Mai 2014 auch erneut kandidieren.

Ebenfalls seine Wiederwahl strebt Oghuzan Dursun an; der Schwabe mit türkischen Wurzeln ist Vertreter im Gemeinderat von Schömberg, wo es eine starke türkische Gemeinde gibt. Er sehe sich als Vertreter aller Bürger, dazu aber auch als Vermittler zwischen den Kulturen, so Dursun, der von Beruf Polizist ist. Menschen mit Migrationshintergrund müssten keine Angst haben, sich politisch zu engagieren, im Gegenteil: "Macht mit, man kann etwas bewegen", sagte er.

Genau dieses "etwas-bewegen-können" hat Stella Kirgiane-Efremidis hautnah erlebt, als sie Mitte der 1990er-Jahre in ihrer Heimatstadt Weinheim/Bergstraße zusammen mit anderen Müttern und Vätern für mehr Kindergartenplätze demonstrierte – und 1998 erstmals in den Gemeinderat gewählt wurde. Lokalpolitik, so Kirgiane-Efremidis, die bei den Bundestagswahlen als Kandidatin der SPD im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen angetreten war, betreffe alle Menschen unmittelbar – egal, ob sie deutsche, griechische, türkische, italienische oder welche Wurzeln auch immer hätten. Deshalb sei es wichtig, dass man sich einsetze – egal, welche Wurzeln man habe: "Unsere Gesellschaft ist hier, wo wir leben – und hier sollten wir auch mitmachen, uns einmischen."

Talih Moumtzi (CDU), Mitglied im Ortschaftsrat Engstlatt, schlug in dieselbe Kerbe: "Geht in die Sitzungen, informiert euch, was geht", sagte er in Richtung der jungen Besucher, die beim Forum waren. Moumtzi betonte, dass die lokalen politischen Gremien "neue Ideen" bräuchten, diese könnten nur von neuen, jungen Leuten kommen. Es gebe keinen Grund, sich von Lokalpolitik abschrecken zu lassen, so Moumtzi, dessen Eltern, Mitglieder einer türkischen Minderheit in Griechenland, einst nach Deutschland gekommen waren.

Als "Bereicherung" bezeichnete Yalcin Kurnaz, Ortschaftsrat in Heiligenzimmern, seine Erfahrungen in der Lokalpolitik. Kurnaz war in dem Rosenfelder Teilort jahrelang in Vereinen aktiv, ehe er auch in die Politik ging – für ihn ein logischer Schritt, weil er sein Umfeld habe mitgestalten wollen.

Ganz ähnlich verlief auch der Weg von Bozidar Pogacnik. Der Sohn slowenischer Eltern mischte sich schon immer überall mit ein – ob als Klassensprecher in der Schule, später als Elternbeirat, dann in verantwortlichen Positionen von Vereinen in Heselwangen. "Engagement gehört für mich einfach dazu", sagte Pogacnik. 2009 wurde er in den Ortschaftsrat gewählt. Trotz manchmal auftretender Meinungsverschiedenheiten sei das eine "gute Mannschaft". Wie gut, auch das machte Pogacnik deutlich: Die Sitzungen begännen um 19.30 Uhr, Ende immer zwischen 22 und 23 Uhr. "Und bis Mitternacht hocken wir dann immer noch zusammen."