Sprung über ein Hindernis: Dieser Mountainbiker ist im Wald unterwegs. Der Zollernalbkreis strebt nun einen Kompromiss zwischen Sportler, Wanderern und Waldbesitzern an. Foto: Steffen

Zollernalbkreis strebt Kompromiss zwischen Bikern, Wanderern und Waldbesitzern an - und ein flächendeckendes Netz.    

Zollernalbkreis - Geheimtipp für Mountainbiker: Alb statt Alpen, heißt es auf der Homepage der Zollernalb-Touristinfo. Horrorszenario für jeden, der gerne auf dem Fahrrad durch den Wald strampelt: ein Draht, den ein unbekannter Mountainbike-Hasser in Kopfhöhe quer über den Weg gespannt hat. Gefährlich für einen Wanderer, der die frische Luft und die Stille genießen will: Er wird von einem Biker, der lautlos herbeischießt, umgeworfen und im schlimmsten Fall schwer verletzt. Ärgerlich für Waldbesitzer und Jäger: Unbekannte stellen weitab vom Weg Rampen und Schanzen auf und bauen einen illegalen Mountainbike-Trail.

40.000 Hektar Wald mit Höhenunterschieden von 300 Metern und mehr locken Mountainbiker von weither an, weiß Christoph Heneka. "Wir müssen uns auf die Situation einstellen", fasst der Dezernatsleiter, der im Landratsamt des Zollernalbkreises unter anderem für die Forstämter zuständig ist, zusammen. Fest steht: Das vorhandene Wegenetz reicht nicht aus: "Es soll steil, steinig, mit Schanzen sein", nennt Heneka die Eigenschaften der idealen Mountainbike-Strecke.

Die Forderungen der Biker nach "Single-Trails", die schmaler als zwei Meter sind, sieht der Dezernatsleiter als vollkommen legitim an. Die Interessen der Wanderer, Förster und Jäger allerdings auch: Der Wald habe eine Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion, sagt Heneka, es gelte, alle Interessen zu berücksichtigen, "das Mit- und Nebeneinander neu regeln".

Mountainbike-Trails seien früher kein Thema gewesen, da reichten die Waldwege vollkommen aus. Jetzt sei das nicht mehr so: Neue Sportgeräte würden neue Voraussetzungen schaffen. "Mountainbiker sind schnell, haben einen langen Bremsweg und eine extrem kurze Reaktionszeit. Da kann es für einen Wanderer schon mal gefährlich werden."

Heneka spricht in diesem Zusammenhang auch von einem "neuen Miteinander", davon, dass die Aktivitäten der Mountainbiker mit denen der Förster und Jäger und den Interessen der Wanderer, die Ruhe und Erholung suchen, in Einklang gebracht werden müssten: "Kompromiss statt Konfrontation." Die Forderung der Biker, die in einer Petition an Minister Alexander Bonde (Grüne) 20 Prozent Single-Trails anregen, sieht er als berechtigt an. Das könne aber nicht "pauschal verfügt werden", man müsse es vielmehr "vor Ort herausarbeiten", genau wie das "neue Miteinander von Bikern, Wanderern und Förstern". Ein Zugeständnis gebe es immerhin vom Minister: Die Beeinträchtigungen für die Waldbesitzer sollen über Fördermittel ausgeglichen werden.

"Die Strecken zu erfassen und auszuweisen, ist eine Aufgabe für die Forstämter vor Ort", sagt Heneka. Die Koordination und Vernetzung werde das Landratsamt gerne übernehmen: "Wenn es gewünscht wird, koordinieren wir die Ansprüche, arbeiten die Strecken aus und erstellen ein Gesamtkonzept." Das Kreisforstamt wolle keine "Gemehmigungsbehörde" sein, die einen Antrag einfach absegne oder ablehne, es wolle sich aktiv einbringen.

In Balingen werde bereits zwischen Bikern, Jägern und Stadt als Waldbesitzerin vermittelt. Bis zum Jahresende wolle er auf alle Städte und Gemeinden im Kreis zugehen und den Bedarf ermitteln: "Wir sammeln die Bausteine und vernetzen sie. Wir wollen für jeden Mountainbiker die Möglichkeit schaffen, eine Übungsstrecke in seiner Nähe zu befahren." Ämter, fügt Heneka schmunzelnd hinzu, seien längst nicht mehr "verstaubte Klamotten". Man wolle in Zukunft aktiv sein, "den Ball selbst spielen, nur so finden wir Akzeptanz".

Ein Grundkonzept müsse allerdings her, um "Wildwuchs" zu stoppen. Denn Kontrollen seien so gut wie unmöglich: "Wir können keinen Polizisten an einen Waldweg stellen, damit der kontrolliert, ob vielleicht ein Mountainbiker vorbeifährt."