Zwischenbilanz bei der Maler Jetter GmbH in Rosenfeld (von links): Kammerpräsident Harald Herrmann, Seniorchef Hans-Dieter Jetter, Geschäftsführer Johannes Jetter, Kreishandwerksmeister August Wannenmacher, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Joachim Eisert und der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Jürgen Greß. Foto: Ungureanu

Kammerpräsident und Hauptgeschäftsführer suchen Gespräch mit Unternehmen aus dem Landkreis.

Rosenfeld - Dem Handwerk geht es gut: Das ist die erste Zwischenbilanz des Präsidenten der Handwerkskammer Reutlingen, Harald Herrmann, und des Hauptgeschäftsführers der Kammer, Joachim Eisert. Sie haben am Mittwoch mehrere Handwerksbetriebe im Landkreis besucht.

Einerseits gehe es darum, zu sehen, wie die Betriebe strukturiert seien, erklärte Herrmann. Andererseits sei es aber auch ein Erfahrungsaustausch: "Wir wollen wissen, wie die Betriebe die Dienstleistungen der Kammer sehen."

Besucht wurden die Betriebe CTS in Hechingen, Maler Jetter in Rosenfeld, Berger in Meßstetten sowie der Fotografenmeister Frank Luger in Ebingen. Die 1996 gegründete CTS GmbH ist auf die Entwicklung und Produktion von Umweltsimulationsgeräten spezialisiert, zur Maler Jetter GmbH gehören ein Maler-, ein Gerüstbau- und ein Stuckateurbetrieb. Die Berger GmbH bietet seit mehr als 100 Jahren Hoch- und Tiefbauleistungen an, und der Fotografenmeister Frank Luger arbeitet für Kunden aus Industrie und Werbung und entwickelt Gestaltungskonzepte.

Die Betriebe, mit denen er Gespräche geführt habe, hätten keine wirtschaftlichen Probleme, sagte Herrmann. Sie hätten eher das Problem, dass sie das Auftragsvolumen kaum bewältigen könnten – und dass Auszubildende fehlen. Obwohl die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Landkreis um 2,5 Prozent zugenommen habe, gebe es immer noch 40 unbesetzte Stellen. Für das kommende Ausbildungsjahr seien es sogar 111 – quer durch die mehr als 100 Ausbildungsberufe im Handwerk.

Schuld sei nicht allein die demografische Entwicklung, sagte der Kammerpräsident. Schuld sei auch der aktuelle "Akademisierungsplan": Jeder wolle heutzutage studieren, ganz egal, ob er danach eine Anstellung finde oder nicht. "Manch einer wäre mit einer Lehre besser bedient", sagte er.

Angesichts der unbesetzten Ausbildungsplätze und des demografischen Wandels sehen die Handwerkskammer und die Kreishandwerkerschaft die Flüchtlinge auch als Chance, gute Auszubildende zu bekommen. Ziel der Politik müsse es sein, sie rasch in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu bringen. Einzige Voraussetzung: Sie müssten die deutsche Sprache lernen, sonst gebe es Probleme in der Berufsschule.

Johannes Jetter betonte, dass das Rosenfelder Unternehmen Fachkräfte suche: "Bei uns bekommt jeder eine Chance, wir sind offen, wir kochen auch nur mit Wasser", sagte der Geschäftsführer der Maler Jetter GmbH. Unterstützung gebe es von Seiten der Stadt und der Arbeitsagentur. Was fehle, sei eine "klare politische Linie zwischen Asylbewerbern und Einwanderern, die hier Arbeit suchen". Denn kein Handwerksbetrieb werde jemanden ausbilden oder anstellen, der nach wenigen Wochen wieder abgeschoben werde. "Für uns muss es auch eine Perspektive geben", brachte es Jetter auf den Punkt.

Er erzählte von einem gelernten Maler aus Brasilien, den er habe einstellen wollen. Der Mann habe keine Arbeitserlaubnis bekommen, weil es angeblich kein Mangelberuf sei. Den Politiker, der das entschieden habe, möchte er bitten, ihm fünf, sechs Maler zu schicken: "Ich stelle sie ein." Man sollte froh sein, wenn man motivierte Leute nach Deutschland bringen könne, betonte der Unternehmer.