Das ist der Beschuldigte: Medien wie die Internetseite AL.com in der amerikanischen Stadt Auburn veröffentlichen das Polizeifoto des Haigerlochers Jochen W. (Verpixelung durch unsere Zeitung). Dem 29-Jährigen wird Brandstiftung und Schändung eines ehrwürdigen Orts vorgeworfen. Er bestreitet die Vorwürfe. Foto: Screenshot

Jochen W. als mutmaßlicher Brandstifter in Auburn verhaftet. Medien berichten groß.

Haigerloch/Auburn - Sein "Sweet Home Alabama" wird der Haigerlocher Jochen W. wohl noch lange in bitterer Erinnerung behalten. Er wurde verprügelt, verhaftet, von Medien gebrandmarkt, vom Job freigestellt und wird in den USA festgehalten.

W. wird vorgeworfen, im volltrunkenen Zustand auf dem Campus der Universität Auburn in Alabama eine Eiche angezündet und niedergebrannt zu haben. Nicht irgendeine Eiche, sondern einen jener Bäume, an denen die Studenten der Universität sich jeweils zusammenfinden, um die Siege ihres Footballteams zu feiern. Dazu wird der Baum über und über mit Toilettenpapier geschmückt. Am vergangenen Samstag hatten die Auburn Tigers die Mannschaft der Louisiana Staate University besiegt. Ein Grund für viele Studenten und Fans, sich unter den Eichen zu versammeln und bis spät in die Nacht zu feiern.

Eine Überwachungskamera hielt die Szene fest, in der Jochen W. kurz nach Mitternacht am Sonntagmorgen während des feuchtfröhlichen Gelages am Toomer’s Corner auf dem Universitätsgelände unter dem Toilettenpapier der Eiche umherläuft. Kurz danach gehen Papier und Baum in Flammen auf.

Polizeifoto wird mit vollem Namen veröffentlicht

Die Studentin Herron Taylor, die gerade ein Foto machen will, beobachtet W., hält ihn für den Brandstifter und stellt ihn danach zusammen mit einigen Freunden. Der 29-Jährige Jochen W. geht dabei zu Boden, wird geschlagen und getreten.

Das Polizeifoto, das die Medien hernach unzensiert und mit seinem vollen Namen veröffentlicht haben, zeigt ihn mit einer deutlichen Abschürfung an der Nase. Bei W. wurde ein schwarzes Feuerzeug sichergestellt, er kam für drei Tage ins Gefängnis, sein Pass wurde einbehalten.

Der 29-Jährige Haigerlocher, der nach Angaben vor Gericht verheirat ist und zwei Kinder hat, war bei einer US-amerikanischen Firma beschäftigt, die medizintechnische und pharmazeutische Produkte herstellt und auch eine Filiale in Hechingen hat. Sie soll den Verhafteten inzwischen freigestellt haben. In der ersten Anhörung, die am Montag stattfand, warf die Staatsanwaltschaft W. nicht nur Brandstiftung vor, sondern auch, einen "ehrwürdigen" Ort geschändet zu haben und in der Öffentlichkeit betrunken gewesen zu sein. Die Schändung eines Denkmals gilt in den USA als schweres Vergehen (first degree criminal mischief). W. bestreitet die Vorwürfe.

Herron Taylor, die junge Studentin die W. verfolgt und gestellt hat, feiern die Einwohner und Football-Fans derweil als Heldin. Der Sportdirektor von Auburn, Jay Jacobs, und der Vize-Gouverneur von Alabma, Kay Ellen Ivey, danken ihr in einem Brief für ihre "mutige Tat" und loben ihren "unerschrockenen Charakter" als Vorbild.

Die Wellen der Empörung in Auburn schlagen auch deswegen so hoch, weil die 80 Jahre alten Eichenbäume am Toomer’s Corner auf dem Campus vor sechs Jahren alle vergiftet worden waren. Der Verantwortliche Harvey Updyke kam vor Gericht und wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 800 000 US-Dollar verurteilt. Die neuen Eichen wurden erst im Frühjahr 2015 gepflanzt und durften erst vor kurzem wieder mit Toilettenpapier behängt werden.