Weitere Bewerbungen für die Bürgermeisterwahl in Bad Herrenalb werden in den kommenden Tagen erwartet. (Symbolfoto) Foto: Seeger

Umfrage zur Wahl: Zollernälbler sehen die anstehenden Koalitionsverhandlungen als große Herausforderung.

Zollernalbkreis - CDU wie SPD mussten bei der Bundestagswahl am Sonntag Verluste einstecken. Die AfD hingegen zieht als drittstärkste Partei in den Bundestag ein. Das Ergebnis bewegt die Wähler im

"Ich finde es erschreckend, wenn ich mir die AfD-Ergebnisse anschaue", sagt Thomas Neher aus Hossingen. Der 52-Jährige ist "sehr froh", dass sich dieses Resultat in Meßstetten noch in Grenzen gehalten hat. Allerdings kann er den Unmut der Menschen "nachvollziehen", der großen Koalition eine Abrechnung erteilt zu haben.

"Etwas Schwierigkeiten" hat er damit, dass sich die SPD "aus der Verantwortung stehlen" will. Den "Rechtsruck" in Deutschland nennt Neher einen "unsäglichen Vorgang".

Eine "Jamaika"-Koalition sieht er als schwierig an: "Das wird nicht einfach, denn da werden manche in eine Nummer gedrängt, die sie nicht wollen und gegen die sie sich mit Händen und Füßen wehren." Bevor eine solche Regierungsbildung also in Hauen und Stechen mündet, hält er es für besser, nochmals zu wählen, um eine Situation zu bekommen, die sich besser handhaben lässt.

Alles – bloß keine Neuwahlen, findet hingegen Richard Wykroda aus Margrethausen und setzt auf die Jamaika-Koalition als "letzten Ausweg" – sie komme aber nur zustande, "wenn Winfried Kretschmann mitspielt", glaubt er und betont: "Funktionieren wird das, denn der Druck ist enorm. Es bleibt zu hoffen, dass sie die Menschen dabei nicht vergessen."

Das positive Abschneiden der AfD sieht Anja Friedrich (26) aus Weilstetten als ein Armutszeugnis. "Ich bin enttäuscht von Deutschland, dass die AfD so viele Anhänger hat. Eine große Koalition macht ihrer Meinung keinen Sinn, jedoch hält sie auch eine Jamaika-Koalition für schwierig. "Ich hoffe, dass die anderen Parteien nun zusammenstehen und für die EU und die demokratischen Werte in unserem Land einstehen."

Iris Potalivo aus Lautlingen sieht es ähnlich: "Was sind das für Menschen, die aus Trotz eine solche Partei wählen? Die AfD arbeitet mit unserer Angst, und ich hoffe, dass sie im Bundestag zur Raison gebracht wird." Vor allem aber hofft die Albstädterin, dass die künftige Regierung wichtige Ziele umsetzen wird: "Schüler und junge Leute sind unsere Zukunft", deren soziale Probleme gelte es zu lösen. Aber auch die der Rentner: "Es kann doch nicht sein, dass man ein Leben lang arbeitet und dann nicht von seiner Rente leben kann."

Auch in Hechingen machen sich die Bürger Gedanken: Harald Wohlscheeß zeigt sich überrascht, dass die etablierten Parteien so große Verluste einstecken mussten. "Selbst nach ihrem Katastrophen-Ergebnis sollte es sich die SPD nicht so einfach machen und ohne zu zögern in die Opposition wechseln. Eine gewisse Verantwortung ist noch immer da, sich Wege zu überlegen, an einer Regierungsbildung beteiligt sein zu können", meint der 78-Jährige. Er findet, dasss die Umsetzung einer Jamaika-Koalition eine schwierige Aufgabe wird: "Ich hätte erwartet, dass es wieder zu einer großen Koalition kommt."

Petra Hertkorn zeigt sich überrascht vom schwachen Abschneiden der CDU. "Von der AfD war ich alles andere als überrascht – man hat es befürchtet, und so ist es am Ende dann auch gekommen." Besonders erfreut ist die 47-Jährige vom Ergebnis der FDP.

Joachim Riederle, 52, und Elke Bauknecht, 53, sind zu Besuch in Hechingen. Sie finden es erschreckend, dass die AfD die drittstärkste Partei im Bundestag sein wird. "Auch wenn man die Katastrophe in Sachen AfD hat kommen sehen, ist das Ausmaß am Ende doch schockierend."

Eine mögliche Jamaika-Koalition halten sie für erstrebenswert. "Bei der großen Koalition war zu wenig Spielraum für die Opposition, mit einer solchen Positionierung könnte sich mehr tun als bisher. Die Umsetzung könnte schwierig sein – aber möglich ist alles."

Für Brigid Reiband aus Haigerloch war das Wahlergebnis keine Überraschung. "Der Wahlausgang war so, wie ich es mir gedacht habe." Sie hat mit einer Protestwahl gerechnet, weil sich aus ihrer Sicht viele Wähler aus Unzufriedenheit von den beiden großen Parteien abgewandt haben. Was die Regierungsbildung angeht, glaubt sie an die Bildung einer Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen. Reiband: "Das werden aber langwierige Verhandlungen." Sie glaubt auch, dass es der SPD gut tue, in die Opposition zu gehen.

Monika Erat aus Haigerloch empfindet den Wahlausgang als schrecklich und spricht von einer "richtigen Protestwahl". Verwundert ist sie darüber, dass in einem Land, dem es wirtschaftlich gut gehe und in dem praktische Vollbeschäftigung herrsche, die Situation so schlecht geredet worden sei. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe nicht alles richtig gemacht, so Erat, aber vor allem für die globale Politik sei sie genau die Richtige, weil sie hohes Ansehen genieße und das niemand anders besser könne.