AfD-Mann Heinrich Fiechtner freut sich auf den Wahlkampf gegen Thomas Bareiß. Foto: Deck

Heinrich Fiechtner tritt für Partei bei Bundestagswahl an - und räumt sich wenig Chancen ein.

Zollernalbkreis/Sigmaringen - "Ich bin ja kein Dubbel", sagt der AfD-Politiker Heinrich Fiechtner. Damit will er sagen, dass er sich bei der Bundestagswahl im September durchaus "einen Stich" gegen den Platzhirsch Thomas Bareiß zutraut.

Im Januar ist der Onkologe, Palliativmediziner, Stuttgarter Gemeinderat und Göppinger Landtagsabgeordnete als Kandidat seiner Partei für den Wahlkreis 295 Zollernalb-Sigmaringenvon nominiert worden. Der 56-Jährige siegte im zweiten Wahlgang mit 6:5 Stimmen.

Wie ist er zu dem Mandat gekommen? Fiechtner ist von seinem Parteifreund, dem Balinger Landtagsabgeordneten Stefan Herre, gefragt worden, ob er in dem Wahlkreis nicht antreten wolle. Fiechtner: "Es hat geheißen, da braucht man jemanden, der dem Platzhirsch Bareiß mit seinen mehr als 60 Prozent ordentlich Paroli bieten kann." Und das traut sich der Mann aus Stuttgart absolut zu.

Dabei sei ihm aber durchaus bewusst, dass er dem CDU-Mann das Direktmandat nicht streitig machen kann. Weil er auch keinen sicheren Platz auf der Landesliste hat, glaubt Fiechnter nicht daran, im Herbst in den Bundestag gewählt zu werden: "Wenn das aber doch der Fall sein sollte, bin ich wahrscheinlich eine Woche lang nicht mehr ansprechbar." So geht er davon aus, weiter sein Landtagsmandat für Göppingen auszuüben.

Den Zollernälblern und Sigmaringern verspricht er schon mal einen munteren Wahlkampf mit öffentlichen Terminen. "Ich halte nichts davon, Wahlkämpfe hinter verschlossenen Türen zu machen", betont er. Auch die Presse wolle er nicht aussperren: "Das passt nicht zu einer Partei, die sich dem Motto ›Mut zur Wahrheit‹ verschrieben hat."

Zwar weiß der Bundestagswahlkandidat bislang noch nicht allzu viel über seinen Wahlkreis, er werde sich aber demnächst im Detail damit befassen, betont der Mediziner, der in Stuttgart in einer Gemeinschaftspraxis tätig ist. "Im ländlichen Raum", weiß Fiechtner allerdings, "geht es vor allem um Infrastrukturfragen, um die Elektrifizierung von Bahnstecken und um die Digitalisierung."

Auch dass er Bareiß, der seit 2005 Mitglied des Bundestags ist, noch nicht persönlich kennt, ficht den AfD-Politiker nicht an, dem seine Partei viel Erfahrung sowie rhetorische und analytische Qualitäten bescheinigt: "Ich will ihm ordentlich Kontra geben" und im Wahlkampf zeigen, dass die AfD "gescheite Politiker hat, die auch gegen so jemanden in den Ring steigen und sich was trauen."

In seinem Landtagswahlkreis freilich steht Fiechter in der Kritik. Seit der Wahl, so heißt es, habe man von ihm nichts mehr gesehen und gehört. "Das sind Gerüchte, da werden Interessen vertreten", sagt er dazu lapidar. Zudem habe er sich in jüngster Zeit verstärkt um seine Arztpraxis kümmern müssen. Diese will er nicht aufgeben, auch seiner Patienten wegen. Mehr noch: "Die Politik verändert den Menschen. Meine Tätigkeit als Mediziner hilft mir, ein Mindestmaß an Bodenhaftung zu bewahren".

Der aus Stuttgart-Bad Cannstatt stammende Landtagsabgeordnete ist aus Sicht der Partei ein guter Kandidat für die bevorstehende Bundestagswahl und ein Gewinn für den Wahlkreis. Auf der Homepage der AfD heißt es: Schwerpunkte seiner politischen Arbeit werden sein, auf Missstände und Rechtsbrüche hinzuweisen wie geduldete Kinderehen, die fehlgeleitete Eurorettungspolitik und der unkontrollierte Zuzug von Migranten ohne rechtliche Basis. Dazu wolle er sich für eine bezahlbare Energiepolitik und für "Abgehängte" wie etwa Obdachlose und kinderreiche Familien einsetzen.

"Wir können stolz darauf sein, dass wir mit Herrn Fiechtner einen profilierten und mit allen Wassern gewaschenen Kandidaten gefunden haben, der den anderen Parteien Paroli bieten und sie nicht nur einmal in Erklärungsnöte bringen wird", betonte der Sprecher des Sigmaringer AfD-Kreisverbands, Michael Koppatz, nach Fiechtners Nominierung.

Heinrich Fiechtner war Mitglied in der CDU und FDP und eines der Gründungsmitglieder der AfD. Bis Oktober 2014 war er deren stellvertretender Landesvorsitzender. Seit November 2015 ist der Landtagsabgeordnete Vorsitzender im Landkreis Göppingen, seit Sommer 2014 Stadtrat in Stuttgart.