FußballKircher leitet Eyachpokal-Finale

Das Endspiel des 63. Eyachpokals in Weildorf wird vom Rottenburger Bundesliga-Schiedsrichter Knut Kircher geleitet. Der Diplomingenieur ist seit 1997 DFB-Schiedsrichter und leitet seit der Saison 2001/02 Bundesligaspiele und DFB-Pokalspiele. Von 2004 bis 2012 pfiff Kircher als FIFA-Schiedsrichter auf internationaler Bühne. Im Gespräch mit dem Schwarzälder Boten gibt Kircher einen Einblick in das Leben eines Schiedsrichters, das Verhältnis zu Spielern und geht auf Regeländerungen ein.

Herr Kircher, am Sonntag leiten Sie das Finale des Eyachpokals in Weildorf. Wieso pfeift ein Bundesliga-Schiedsrichter das Endspiel eines Amateurturniers?

Der Ausrichter hat angefragt und nach einem kurzen Blick in den Kalender habe ich zugesagt. Ich werde direkt von einem WFV-Lehrgang in Wangen kommen.

Wie sahen bei Ihnen die letzten Wochen aus, und was steht bis zum Saisonanfang noch alles an?

Im Gegensatz zu den Spielern hatten wir keine richtige Pause. Nach der Saison ging es fast nahtlos mit Benefizspielen und Lehrgängen weiter. Ich komme gerade von der obligatorischen sportärztlichen Untersuchung in Lüdenscheid, dann geht es weiter mit dem WFV-Lehrgang in Wangen, und demnächst steht der Lehrgang aller Schiedsrichter der 1. und 2. Liga an. Bei diesem Lehrgang wird vor allem die einheitliche Regelauslegung bei Foul- und Handspiel im Strafraum im Fokus stehen.

Was halten Sie vom Freistoßspray und der Torkamera?

Das Freistoßspray hat sich bewährt. Da die Anwendung freiwillig ist, entscheide ich situativ, wann ich es anwende und wann es nicht vonnöten ist. Die Einführung der Torkamera befürworte ich. Jetzt ist klar erkennbar, ob der Ball im Tor ist oder nicht. Ein Tor kann im Fußball schon spielentscheidend sein.

Wie stehen Sie zur Forderung nach dem Videobeweis?

In einigen Sportarten hat die Einführung des Videobeweises funktioniert. Im Fußball ist die Einführung des Videobeweises aber nicht einfach umzusetzen. Hierfür müsste zuerst einmal das Regelwerk geändert werden. Bei gravierenden Dingen, die außerhalb des Blickwinkels des Schiedsrichters passieren, würde sich der Videobeweis anbieten. Es gibt aber viele Aktionen, die sich im Graubereich befinden und die auch bei einem Videobeweis nicht 100-prozentig aufgeklärt werden können.

Wie steht es um das Verhältnis zwischen Schiedsrichtern und Spielern?

Die Hemmschwelle zum Lamentieren und Meckern geht vor allem im nationalen Bereich bei den Spielern immer weiter nach unten. International ist der Respekt gegenüber dem Schiedsrichter größer. Egal ob Profi oder Amateur – ich behandle alle Spieler mit gleich viel Respekt und das erwarte ich auch von meinem Gegenüber.

Im Amateurbereich nehmen tätliche Übergriffe und verbale Beleidigungen zu und bringen in einigen Bezirken das Problem mit sich, dass es immer weniger Schiedsrichter gibt. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Körperliche Übergriffe und verbale Attacken haben im Fußball nichts verloren. Es geht nicht um Leben und Tod. Fußball soll Spaß machen. Das ist allerdings nicht nur ein Problem des Fußballs, sondern auch ein gesellschaftliches Problem, das Schiedsrichter, Vereine, Zuschauer und Verbände nur gemeinsam lösen können. Diese Probleme führen natürlich dann dazu, dass sich Jugendliche sagen, Schiedsrichter – das tue ich mir nicht an. Der WFV hat gute Programme und ist sehr aktiv, um bereits vorhandene Probleme schnell zu lösen und aufkeimenden Problemen schnell entgegenzusteuern. u Die Fragen stellte Dennis Breisinger