Niklas Ruß holte sich sein Rüstzeug bei den Rhein-Neckar Löwen. Foto: Single Foto: Schwarzwälder-Bote

HandballHandball allein ist HBW-Neuzugang Niklas Ruß auf Dauer zu langweilig

Von Ulrich Mußler Er konnte eigentlich gar nicht anders als Handball zu greifen. Schon als Baby war die Halle die zweite Heimat von Niklas Ruß. Der 23-Jährige soll künftig beim Handball-Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten auf der linken Außenbahn Dampf machen."Meine Eltern haben beide Handball gespielt und auch Mannschaften trainiert. Sie haben mich immer mitgeschleift. Irgendwann haben sie mich dann eben bei den Minis ins Training gesteckt", sagt Niklas Ruß und grinst.

Klar, dass auch seine drei Geschwister am Ball sind. Ruß kann sich selbst gut vorstellen, später einmal sein Wissen an junge Handballer weiterzugeben – die C-Lizenz hat er bereits. "Momentan bin ich mit Handball und Studium doch sehr eingespannt, da hat es keinen Sinn, eine Mannschaft zu übernehmen. Es macht mir aber Spaß mit Kindern zu arbeiten. Das hat sich wieder bestätigt, als ich mein Schulpraktikum gemacht habe", sagt der gebürtige Heidelberger, der in den vergangenen Wochen an seiner Heimat-Uni noch ein paar Prüfung zu bestehen hatte. "Die Pendelei zwischen Balingen und der Uni war schon stressig", sagt der Lehramtstudent (Sport und Geografie).

Damit der Spagat künftig leichter fällt, hat er sich für einen Studienplatz in Tübingen beworben. "Ich möchte schon, dass beides parallel läuft. Nach dem Abitur habe ich ein Jahr lang nur Handball gespielt. Das war mir zu langweilig." Dass aber auch die Distanz zwischen Balingen und Heidelberg nicht all zu groß ist, sieht Russ als "positive Begleiterscheinung. Da kann ich auch mal schnell nach Hause fahren, um meine Familie oder Kumpels zu besuchen."

In seinem Handballer-Leben hat der 23-Jährige schon einiges erreicht, 2008 gewann er die Europameisterschaft mit der DHB-Jugend, 2011 dann Gold bei der Weltmeisterschaft. Beide Male war sein jetziger HBW-Kollege Felix König mit von der Partie. "Das waren schon Highlights", sagt Ruß, der sich aus dem Nachwuchs der SG Kronau/Östringen bis in die Profi-Truppe der Rhein-Neckar Löwen hochgearbeitet hat, ehe er dann mit einem Zweitspielerecht für den damaligen Zweitligisten TSG Friesenheim auflief und mit den "Eulen" in die 1. Liga aufstieg. Danach ging’s zurück zu den "Löwen", weil sich Gudjon Valur Sigurdsson verletzt hatte und Ruß den Back-up für Uwe Gensheimer geben sollte. "Einsätze hatte ich kaum, und als Sigurdsson gesund war, bin ich wieder nach Friesenheim. Aber der Wechsel mitten in der Saison war nicht optimal", so Ruß. "Ich habe bei den "Löwen" zwar viel gelernt. Allein schon im Training von Außen gegen Hennig Fritz oder Slavomir Szmal zu treffen, ist eine Riesenherausforderung. Ich habe dort meine Grundlagen gelegt, aber die Spielpraxis hat gefehlt." Vor zwei Jahren entschied er dann, sich Zweitliga-Aufsteiger SG Leutershausen anzuschließen, dort bekam er seine Spielzeiten – 50 bis 60 Minuten pro Partie. "Dort musste ich auch in kritischen Situationen Verantwortung übernahmen. Leutershausen war der richtige Schritt", sagt Ruß. Der nächste war dann der zum HBW. "Als Markus Gaugisch mir nach einem Probetraining gesagt hat, dass er mich gerne hätte, war die Sache für mich eigentlich klar. Der HBW hat klare Ziele und eine gute Mannschaft", so Ruß, der seine Stärken in der Schnelligkeit und Explositvität sieht. "Außerdem kann ich vorgezogen und auf der Halbposition decken. Noch fehlen mir in der Abwehr einige Automatismen. Aber ich merke, dass es immer besser wird."

Auch wenn es in Balingen etwas ruhiger zugeht, als in Heidelberg fühlt er sich im neuen Umfeld bestens. "Der erste Eindruck ist super. Die Stimmung im Training ist gut. Danach bleibt man gerne noch etwas länger in der Kabine." Doch auch der Handball hat seine Schattenseiten. "Ich würde so gerne Mal ein Konzert der Toten Hosen sehen. Immer wenn ich die Gelegenheit dazu gehabt hätte, kam ein Handball-Termin dazuwischen", sagt Ruß. Die Musik der Düsseldorfer begleitet ihn schon eine ganze Weiler. "Mein Vater ist Fan der Toten Hosen. Als ich in der dritten Klasse war, hat er mir das Best-of-Album ›Reich & sexy‹ geschenkt." Und so war dann dafür gesorgt, dass nicht nur der Handball, sondern auch der Musikgeschmack in der Familie bleibt.