Erzählte aus seinem Arbeitsalltag und vom WM-Finale mit dem deutschen Team: Spielerberater Ingo Haspel. Foto: Stoll Foto: Schwarzwälder-Bote

HallenfußballDer Rottenburger Ingo Haspel erzählt aus dem Alltag eines Spielerberaters

Von Thomas Hauschel

Interessante Einblicke in das Leben und den Arbeitsalltag eines Spielerberaters gab Ingo Haspel bei der Auslosung des 20. Sparkassen-Indoor-Cups, bei dem er als "Glücksfee" agierte.

"Ich war ein ordentlicher Viertliga-Spieler, meine Liebe und Leidenschaft galt immer dem Fußball. Eigentlich wollte ich mal Trainer werden, war aber im Vertrieb bei einer Computerfirma angestellt. Da war es schwierig unter der Woche auf dem Platz stehen. So habe ich mir etwas anderes gesucht. Ich hatte einen Freund, der mir erzählt hat, dass es eine holländische Spieleragentur gibt, die einen Mitarbeiter für Süddeutschland sucht", schildert der Familienvater aus Wendelsheim bei Rottenburg, wie er zum Spielerberater wurde. "So habe ich 2001 für diese holländische Firma begonnen in Süddeutschland zu arbeiten und Spieler anzuschauen. Den Ersten, den ich damals für diese Agentur identifiziert habe, war der Tübinger Marvin Compper, der damals in der D-Jugend des VfB Stuttgart gespielt hat und danach bei Borussia Mönchengladbach, der TSG Hoffenheim und in Florenz spielte und nun bei RB Leipzig unter Vertrag steht."

So habe er begonnen, sich in diesen Markt hinein zu bewegen. "Ich habe vieles gelernt bei der Agentur", sagt Haspel, "aber so nach fünf Jahren habe ich festgestellt, dass ich viele Dinge eigentlich anders lösen möchte und eine andere Vorstellung von Beratung habe. Ich habe deshalb 2006 meine Lizenz beim DFB gemacht. Somit hat mein Weg als Spielerberater begonnen."

Haspel, der ab 2007 zunächst nebenberuflich als Spielerberater fungierte, machte sich 2012 mit seiner eigenen Agentur "Haspel Sportconsulting" selbstständig. "Als Spieler habe ich es nicht geschafft, als Berater bin ich jetzt im Profi-Fußball angekommen und freue mich darüber jeden Tag." Der Rottenburger war in seinem Metier schnell erfolgreich. Er vertritt seit 2010 Nationalspieler und Weltmeister André Schürrle, der in einem Interview von ihm sagt: "Für mich war nur eines wichtig: Ich wollte nicht von einem Agenturkonzern betreut werden, bei dem ich einer von 200 Kickern bin. Mit Ingo Haspel habe ich einen Menschen gefunden, dem ich hundertprozentig vertraue."

"Ich bin von einem Freund auf André Schürrle, der damals 16 Jahre alt war, aufmerksam gemacht worden und fand, der hat was", erzählt Haspel. "Aber es gibt ja keine Glaskugel, in die man schauen kann. Wenn mir 2007 jemand gesagt hätte, der wird Nationalspieler und Weltmeister, hätte ich den mit großen Augen angeschaut. Man muss auch ein bisschen Glück haben. André hat ein überragendes Elternhaus. Bis heute gehen André, seine Eltern und ich den Weg gemeinsam und treffen auch die Entscheidungen zusammen."

So weilte Haspel als Schürrles Berater bei der Weltmeisterschaft in Brasilien, wo er zusammen mit dem deutschen Nationalteam den Titelgewinn hautnah miterlebte.

"Seit ich ein kleiner Junge war, habe ich immer davon geträumt, bei einem WM-Finale dabei zu sein. In Rio war es mir zum zweiten Mal vergönnt. Das kann man fast nicht in Worten wiedergeben – das war so emotional, dabei sein zu dürfen. Ich war nach dem Finale bei Nationalmannschaft zur Feier eingeladen. Das ist unglaublich, wenn man zusammen mit dem Weltpokal Party macht."

Als Geschenk für die TSG brachte Haspel ein von Schürrle persönlich signiertes Trikot mit, das der beste Torschütze beim Indoor-Cup erhalten wird.

Doch neben Erfolgsfeiern wie bei der WM gibt es für den Berater auch den Alltag. "Als Spielerberater bin ich nicht dazu da, dem Spieler die Blumen zu gießen, oder ihn rund um die Uhr zu betreuen. Ich sehe es als meine Aufgabe an, sie auf den nötigen Schritten zu begleiten und der Spezialist im Detail zu sein, aber auch dafür zu sorgen, dass sich die Jungs entwickeln und eigenständige Persönlichkeiten werden, die Dinge selbständig entscheiden", umschreibt Haspel seine Aufgabenfelder.

"Erfolgreiche Spieler, denen es gut geht, brauchen weniger Support. Meine Aufgabe ist es, mit denen unterwegs zu sein, die gerade nicht so erfolgreich sind", weiß der Rottenburger, der sich mit seinen Mitarbeitern hauptsächlich jungen deutschen Spielern widmet. "Ich sehe meinen Markt in Deutschland und in meiner Region", sagt Haspel. "Wenn wir junge Spieler beobachten, versuchen wir, die Phantasie zu haben, wohin die Reise bei ihnen gehen könnte. Für die Talente ist das schwierig einzuschätzen. Jedes Jahr kommen allein aus der A-Jugend-Bundesliga rund 750 Spieler heraus, die super ausgebildet sind und von einer Profikarriere träumen. In unseren drei Profi-Ligen gibt es aber nur 1000 Arbeitsplätze. Da ist es wahnsinnig schwer, von den 750 die heraus zu finden, die es nach oben schaffen. Bei vielen platzen die Träume, denn die Chance, am Ende Fußballprofi zu werden, ist gering."