Werden Hunde aus anderen Ländern gerettet – oder wird ein prima Geschäft mit den armen Kreaturen gemacht? Foto: Maier

Tierschutz contra "PfotenEngel": Tierarzt Günter Wiebusch über Auslandsimporte und Hundemessen.

Zollernalbkreis - Einen Hund aus Rumänien retten, einen Welpen vom Müll holen oder einen Vierbeiner aus einer spanischen Tötungsanstalt zu sich nehmen? Auf der Balinger Messe "Mein Hund" ging das unlängst am Stand des Vereins "PfotenEngel" wie am Fließband, berichten Beobachter. Kritik wird laut.

Der Vorsitzende des Tierschutzvereins Zollernalb, der Burladinger Tierarzt Günter Wiebusch, hat mit kritischen Beiträgen in der jüngsten Tierheim-Zeitschrift das Thema aufgegriffen und überdeutliche Worte gefunden. Ohne den Verein "PfotenEngel" beim Namen zu nennen, berichtet er von der Messe.

Auf der war mit seinem Stand auch der Tierschutzverein Zollernalb vertreten, der das Tierheim im Tailfinger Schalkental betreibt und ebenfalls Vierbeiner an interessierte Tierliebhaber vermittelt.

"Dem Wunsch, unsere Tiere (teilweise) bei der Veranstaltung vorzustellen, konnten wir nicht nachkommen. Gerade für etwas sensiblere Tiere ist so ein Trubel eine große Belastung. Außerdem wollen wir unsere Hunde nicht praktisch ›von der Stange‹ an Menschen verkaufen, die wir kaum oder gar nicht kennen. (….) Wie das vonstattengeht, konnte man auf der Messe ja bei einer anderen Organisation zur Genüge verfolgen", schreibt Wiebusch.

"Provokant" findet PfotenEngel-Vorsitzende Kerstin Nowitzke diese Äußerungen und: "Wir wissen, dass wir gemeint sind." Die ehemalige Tierarzthelferin hat zusammen mit Gleichgesinnten ihren Tierschutzverein im Zollernalbkreis im vergangenen Jahr gegründet, auch der ist als gemeinnützig anerkannt, Spenden sind steuerlich absetzbar. Nowitzke wohnt aber nun in Mecklenburg-Vorpommern, in einem Haus mit Grundstück und Garten. "Um Raum für den Tierschutz zu haben", wie sie sagt, denn ihr Haus sei die erste Station der Vierbeiner aus Rumänien, bevor sie "PfotenEngel" gegen eine Schutzgebühr weiter vermittelt.

Jetzt erst seien wieder 15 Tiere neu angekommen. In Rumänien habe sie zwei Jahre das Elend selbst gesehen, es lasse sie nicht mehr los, begründet die 37-Jährige ihre Aktivitäten. Wie viele Tiere sie auf der Hundemesse in Balingen vermittelt hat, wollte sie nicht sagen, betont aber, dass alle Engagierten bei "PfotenEngel" ehrenamtlich tätig sind. Und: "Wir wollen keinen Krieg", sagt sie mit Blick auf die Gräben und unterschiedlichen Positionen zwischen den beiden Tierschutzorganisationen im Zollernalbkreis.

Krieg, den will wohl auch Wiebusch nicht, bedauert in seinem Vorwort der Zeitschrift gleich, dass "eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema" nur sehr schwer möglich sei, "weil man sofort rein emotional angegriffen wird". Trotzdem redet Wiebusch Tacheles, wenn es um Länder wie Rumänien oder Spanien geht. Er beruft sich dabei auf namhafte deutsche Organisationen wie den Deutschen Tierschutzbund (DTB) und die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT). In Publikationen und Statements geißeln beide Organisationen seit vielen Jahren, was sich unter dem Begriff "Auslandstierschutz" alles abspielt, greifen das Streitthema Tierimporte immer wieder auf, kritisieren, wie oft da bei Tierliebhabern auf die Tränendrüse gedrückt werde, um Geld und Spenden zu sammeln.

"Vorgänge in Rumänien zeigen längst die absolute Sinnlosigkeit solchen Tierschutzhandelns. Und dass Jahr für Jahr zahlreiche Rassewelpen aus Osteuropa ausgerechnet nach Spanien transportiert werden, sollte eigentlich jedem zu denken geben", mahnt Wiebusch. Es könne dann also sein, das ein spanischer Hund, den ein deutscher Tierschützer zu retten meint, in der Slowakei geboren ist und für den Handel sogar gezielt gezüchtet wurde. "Solche Händler haben praktisch keine Kosten", kritisiert Wiebusch.

Er befürchtet, dass, wenn die Tiere dann wegen Mängeln während der Welpenaufzucht krank werden oder der einstige Hundeliebhaber sie nicht mehr will, weil er mit ihnen nicht zurechtkommt, sie doch wieder in einem der deutschen Tierheime landen, die im Deutschen Tierschutzbund organisiert sind.