"Anfälliger für aggressives Verhalten"

Vor der Saison hatte der Württembergische Fußballverband (WFV) zwei markante neue Regeln für den Spielbetrieb in den Bezirks- und Kreisligen eingeführt: Coaching-Zonen neben dem Feld und rote Warnwesten für zwei obligatorische Ordner auf jedem Sportplatz. Rolf Niggel, Vorsitzender des Fußballbezirks Zollern, unterhielt sich mit unserer Zeitung über die Neuerungen.

Herr Niggel, weshalb hat der WFV diese beiden Regeln eingeführt?

Die überwiegende Zahl der Spiele nimmt einen friedlichen Verlauf. Leider ist aber vereinzelt die Tendenz zu immer brutaleren Übergriffen festzustellen. Im Verbandsgebiet gab es in der Vorrunde über 50 schwerwiegende Zwischenfälle. Auch der Bezirk Zollern ist hier kein weißer Fleck auf der Landkarte. Diese Entwicklung zwang den WFV, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Welche Verbesserungen verspricht sich der Verband von den Vorgaben?

Bei Spielabbrüchen haben wir einen rohen Umgang von Spielern und Zuschauern sowohl untereinander, als auch gegenüber Schiedsrichtern beobachtet. Der faire Umgang miteinander und der Respekt voreinander sollen mit diesen Maßnahmen verstärkt eingefordert werden – auch durch den nunmehr obligatorischen Handschlag der Spieler vor jeder Partie.

Sechs Meter lang, 1,50 Meter von der Seitenlinie entfernt – so soll die Coaching-Zone aussehen. Doch viele Klubs haben eine befestigte Umrandung direkt am Feld. Was nun?

Die Coaching-Zone darf entsprechend den Gegebenheiten des jeweiligen Sportgeländes eingerichtet werden. Bei einer befestigten Sportplatzumrandung direkt am Spielfeldrand heißt das, dass sich diese Zone dann hinter der Umrandung befinden soll.

In den Kreisligen B steht oft nur eine Hand voll Personen um den Sportplatz. Ist die Ordner-Regel für solche Teams keine große Bürde?

Einen ausreichenden Ordnungsdienst hatte jeder Verein auch schon bisher zu stellen. Leider sind dieser Verpflichtung nur wenige nachgekommen. Die überwiegende Anzahl schwerer Zwischenfälle gab es gerade bei Spielen der Kreisligen A und B.

Plant der WFV weitere konkrete Regeländerungen?

Der Fußball ist leider anfälliger für aggressives Verhalten und verbale Entgleisungen als andere Sportarten. Die aktuell eingeführten Maßnahmen sollen auf ihre Wirkung überprüft werden. Dann zeigt sich, ob Korrekturen vorzunehmen sind. Aktuell sind jedenfalls keine vorgesehen.

Einige Vereine machen die neuen Paragrafen am Fehlverhalten weniger Mannschaften fest – fordern sogar deren Ausschluss vom Spielbetrieb. Eine Option?

Grundsätzlich gilt der Leitsatz "Prävention vor Sanktion". Bei schwerwiegenden Vergehen können Mannschaften dazu verpflichtet werden, an einem Seminar zum Thema Gewaltprävention teilzunehmen. Doch soweit durch ein Team der Spielbetrieb erheblich gestört wird, ist als letztes Mittel der Ausschluss vorgesehen. u Die Fragen stellte Patrick Mayer