Christoph Foth setzt sich am Kreis gegen Rickard Lönn durch und erzielt einen seiner vier Treffer beim Erstliga-Abschied. Foto: Kara Foto: Schwarzwälder-Bote

HandballErsatzgeschwächter HBW spielt beim 29:29 gegen Lemgo wacker mit / Auch Schlinger und Liniger verlassen den Absteiger

Von Ulrich Mußler Mit einem 29:29 (15:12) gegen den TBV Lemgo hat der HBW Balingen-Weilstetten am Samstag Abschied von der Handball-Bundesliga genommen. Doch lange soll die Zeit in der 2. Liga nicht währen – die klare Kampfansage des HBW: "Wir kommen wieder!"Dass der sofortige Wiederaufstieg das große Ziel für die Saison 2014/15 sei, betonten Trainer Markus Gaugisch, HBW-Präsident Arne Stumpp und auch Geschäftsführer Bernd Karrer bei der Saisonabschluss-Zeremonie in der Balinger Sparkassen-Arena.

Wobei bislang noch keiner die Hoffnung aufgegeben hat, dass sich für den HBW ein Hintertürchen für eine weitere Saison im Handball-Oberhaus öffnen könnte. Dann nämlich, wenn der HSV Hamburg tatsächlich keine Lizenz für die nächste Saison 4erhalten sollte. "Wenn der HSV keine Lizenz bekommt, werden wir für die 1. Liga planen. Ich bin davon überzeugt, dass die Lizenzierungskommission der HBL dem HSV keine Lizenz mehr geben darf. Ich will kein schlechter Verlierer sein. Aber es kann nicht sein, dass einem Klub Ende März 2,7 Millionen Euro fehlen, um die Saison zu Ende zu spielen Auch wenn es mir für die Spieler und die Stadt leid tut – Hamburg gehört so nicht in die 1. Liga", so Stumpp

HBW-Coach Markus Gaugisch setzte im letzten, sportlich bedeutungslos gewordenen Saisonspiel auf die Jugend – notgedrungen. Denn mit Fabian Böhm sowie den nach der Begegnung verabschiedeten Frank Ettwein (Karriere-Ende), Roland Schlinger, Manuel Liniger, Florian Billek (HSC 2000 Coburg) und Kai Häfner (TSV Hannover-Burgdorf) musste er gleich auf sechs verletzte Stammkräfte verzichten.

Doch die Jungen aus dem Drittliga-Kader machten ihre Sache hervorragend – Benedikt Brielmeier etwa, der in der kommenden Saison für den Zweitligisten DJK Rimpar aufläuft avancierte unter den Augen seiner baldigen Chefs, den früheren Balingern Jens Bürkle und Daniel Sauer, mit sieben Toren zum besten Schützen des Abends, und auch Junioren-Nationalspieler Jannik Hausmann (4/2) verstand es, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Geschäftsführer Karrer machte bei der Pressekonferenz trotzdem auf Galgenhumor: "Wir sind mit dem letzten Aufgebot angetreten. Vielleicht sind die Jungen deshalb so herausgestochen, weil sie die einzigen waren, die noch gerade aus laufen konnten."

So war Gaugisch zu einem hohen Maß an Improvisation gezwungen. Ohne etatmäßigen Linksaußen angetreten, versuchten sich abwechselnd der zum TV Neuhausen/Erms wechselnde Daniel Wessig, Christoph Theuerkauf – dessen Zukunft bleibt ebenso wie jene von Keeper Nikolas Katsigiannis ungewiss – aber Eigengewächs Christian Wahl. Als sich Spielmacher Martin Strobel nach seinem Treffer zum 21:19 in der 47. Minute eine Verletzung an der Wade zuzog – möglicherweise ist die Achillessehne betroffen – teilte sich in der Rückraummitte Wessig und Felix König den Job. Über weite Strecken der Partie gab dennoch der HBW in der ausverkauften Arena den Ton an.

Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase gelang Lemgo nach einem Doppelpack von Finn Lemke und einem Treffer des Ex-Balinger Benjamin Herth zwar eine 11:9-Führung (20.), dann aber sorgten die Gastgeber nicht nur für die Wende, sondern warfen sich mit einem 6:0-Lauf, den Christoph Foth initiierte und Dragan Tubic mit dem 15:11 abschloss eine komfortable 15:11-Führung heraus. Ari Haenen verkürzte vor der Pause noch auf 15:12, Martin Strobel schoss dem HBW mit dem 17:12 gar einen Fünf-Tore-Vorsprung heraus. Den aber dampften die Lemgoer nach Brielmeiers 19:14 (38.) sukzessive ein. Hendrik Pekeler glich zwölf Minuten vor Schluss zum 21:21 aus. Der HBW hielt dagegen. lag vier Minuten vor dem Ende durch einen Tubic-Treffer mit 27:25 vorn. Zum Sieg aber reichte es wieder nicht. Denn nach Timm Schneiders Ausgleich vermochten die Hausherren die verbleibenden 25 Sekunden nicht mehr zu einem vernünftigen Torabschluss zu kommen – wieder einmal. Und so zog HBW-Coach Gaugisch die Parallele zwischen dem 29:29 gegen Lemgo und der gesamten Saison: "Das Spiel spiegelt unsere Saison wider. Viele Verletzungen. Außerdem hatten wir seit ich hier bin bei 14 Spielen 13 mal eine Siegchance. Das kann man positiv sehen. Wenn man es negativ sehen will, fragt man, weshalb man die letzte Chance nicht gemacht hat?"