Alfred Sauter bringt die Flüchtlinge in der Meßstetter LEA fußballerisch auf Trab. Foto: Marquart

Fußball: Sportangebot in der LEA bewährt sich als erfolgreiche Eingliederung für Flüchtlinge.

Meßstetten - "Spiel mir, my Friend"! So schallt es häufiger durch die Sporthalle der Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Meßstetten. Ein junger Mann aus Eritrea leitet den Ball an seinen Mannschaftskollegen weiter. Der lässt sich die Chance natürlich nicht nehmen und versenkt den Ball im Tor. Er erntet einen erhobenen Daumen vom Passgeber.

Auch wenn der Iraker eine andere Sprache spricht, beim gemeinsamen Fußball gibt es wenig Barrieren, untereinander nennen sich die jungen Männer aus verschiedenen Ländern einfach "Freund".

Es wird schnell klar, dass diese wenigen Stunden in der Woche eine willkommene Abwechslung zu den vielen Strapazen sind, die hinter den Menschen liegen. Flüchtlinge und Migration sind längst kein Thema nur für die Politik. Viele Städte beherbergen hunderte Menschen aus anderen Ländern, die aus Flucht vor Krieg und Verfolgung Hilfe bei uns suchen.

Auch in Meßstetten wohnen über 3.000 Flüchtlinge. Die Platzverhältnisse sind dementsprechend klein. Um nicht immer in den Zimmern sitzen zu müssen, gibt es Sport-Angebote, die den Menschen den Spaß in den Alltag bringen sollen.

Für eines dieser Angebote ist Alfred Sauter verantwortlich. Der ehemalige Berufssoldat war jahrelang beim FV Meßstetten als Trainer aktiv. "Ich wollte mich an den Hilfsangeboten beteiligen und da Fußball mein Hobby ist, war die Entscheidung für ein Training mit den Flüchtlingen schnell gefallen", sagt Sauter. Bei seinem Training auf dem Sportplatz steht der Spaß am Sport, den kulturelle Austausch und das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund. Und das scheint ein Erfolgsrezept zu sein. Bis zu 70 Spieler zählt Sauter in den Trainingseinheiten. Damit er nicht den Überblick verliert, hat er seine eigenen Methoden entwickelt. "Wir haben mehrere Plätze, auf denen wir spielen können. Dazu leihen wir Basketbälle aus, damit wir ein Parallel-Angebot zum Fußball haben", sagt Sauter.

Dass dies überhaupt möglich ist, liegt an den vielen Sachspenden wie Bällen, Schuhen und Sportkleidung, die Sauter organisiert. Dass so ein Angebot da ist, macht ihn stolz: "Oft haben die Menschen nicht mehr als sie anhaben, deswegen finde ich es toll, dass wir ihnen so etwas bieten können", so Sauter.

Ein positiver Nebeneffekt des gemeinsamen Sports ist die Sprache. Wörter wie "Ball", "Tor" sowie ein paar Zahlen fallen ganz von allein während des Spiels. Ganz nebenbei lernt es sich für die jungen Männer auf den Platz doch eh mit viel mehr Spaß als in der Deutschstunde.

Von Zeit zu Zeit staunt Coach Sauter nicht schlecht, was seine Schützlinge mit dem Ball so draufhaben. Potenzial für mehr als nur den Freizeitfußball sieht er durchaus, aber es gibt ein großes Problem: "Wir würden eine echt gute Mannschaft zusammenstellen, teilweise sind da Jungs dabei, die locker in Bezirksliga kicken könnten. Fußballer die schon zweite Liga in Holland gespielt haben; aber wenn man Mittwoch Training hat, weiß man nicht, ob einer davon am Samstag überhaupt noch in der LEA wohnt", sagt Sauter. Dagegen könne man aber nichts machen, schließlich sei Meßstetten nur eine erste Etappe, bevor die Flüchtlinge in verschiedene Städte aufgeteilt werden.

Deswegen ist es auch für die Vereine aus dem Umkreis schwer bis unmöglich, Spieler für ihre Mannschaften zu gewinnen. Denn auch wenn einer der Flüchtlinge länger bleibt, gibt es Unmengen an bürokratischen Angelegenheiten zu klären, bevor überhaupt die Spielberechtigung erteilt wird. Dennoch sollen in naher Zukunft Flüchtlinge nicht nur ins Training bei den Vereinen, sondern auch in den geregelten Spielbetrieb einzugliedern.

"Natürlich ist man immer etwas an die Bürokratie gebunden, aber wir haben fest vor, Flüchtlinge auch, so gut es geht in die Vereine einzubeziehen", sagt Wolfgang Haug, Vorsitzender des Fußballbezirks Zollern. Dass sich dieses Projekt für die Vereine lohnen wird, davon ist Haug überzeugt. "Abgesehen davon, dass sie eine kulturelle und zwischenmenschliche Bereicherung sind, können viele von ihnen auch richtig gut kicken", ist sich Haug sicher.

Zusammen mit dem DFB und dessen Aktion "1:0 für ein Willkommen" haben schon die TSG Balingen und der FC Steinhofen 500 Euro als Starthilfe für die Arbeit mit Flüchtlingen erhalten. Dazu zählt beispielsweise ein Spielangebot auf dem Vereinsgelände ohne Mitglied zu sein, eine kostenfreie Mitgliedschaft im Verein, die Bereitstellung von Trainingsausrüstung, ein Engagement in Gemeinschaftsunterkünften, die Begleitung bei Behördengängen, die Organisation von Fahrdiensten aus den Unterkünften zum jeweiligen Verein oder Besuche in Übergangswohnheimen.

Letztendlich verfolgen Sauter und auch der DFB mit seiner Hilfsaktion das selbe Ziel. Flüchtlinge mit Hilfe des gemeinsamen Sports in die Gesellschaft einzugliedern. Dass Fußball dabei der richtige Weg ist, dessen sind sich alle Beteiligten sicher.