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Erhitzte Gemüter beim Vor-Ort-TerminDiskussion um geplante Parkplätze am Pfarrgarten.

Zimmern u.d.B. - "Wir haben dem Pfarrgarten gegenüber eine Verantwortung und müssen genau abwägen und prüfen, bevor die Bagger anrollen." Pfarrer Johannes Holdt versucht sachlich zu bleiben, wenn es um den Streitpunkt geht, ob Parkplätze an der Kirche inklusive Erschließungsstraße durch den Pfarrgarten gebaut werden sollen.

Es sollte eine Art Schlichtungsgespräch werden, bei dem alle Parteien möglichst auf einen Nenner kommen sollten. Die Parteien, das sind der Kirchengemeinderat sowie die Anwohner Elmar Schwarz und Rudolf Willi.

Im Zuge der Kirchplatzsanierung planen die weltliche und die kirchliche Gemeinde Parkplätze bei der Kirche auszuweisen. Um diese zu erschließen, schlug das beauftragte Ingenieurbüro vor, eine Straße durch den historischen Pfarrgarten zu bauen. Das schmeckt nicht jedem – vor allem nicht den Anwohnern (wir berichteten).

Erhitzt waren die Gemüter beim Vor-Ort-Termin am Pfarrgarten: Argumente wurden in den Raum geworfen, und widerlegt – ein sachliches Gespräch jedoch kam nicht zustande.

Zum einen geht es um die Bäume im Pfarrgarten. Dem einen sind sie wichtig, der andere meint, dass auch neue gepflanzt werden könnten. Zum anderen da noch seltene Tierarten wie Fledermäuse, Turmfalken und Mauersegler. "Die 13 Meter erhalten jetzt auch keine Artenvielfalt in Zimmern", erklärt ein Kirchengemeinderat.

Nicht zuletzt geht es auch ums Geld: Eine Erschließungsstraße würde die weltliche Gemeinde rund 100 000 Euro kosten. Elmar Schwarz schimpft vor allem auf das viele Geld, auch aufgrund der zahlreichen Gutachten und Planungen des Ingenieurbüros, das "kaputt gemacht" würde.

Das wichtigste Argument, das die Gegner dem geplanten Projekts entgegenbringen, ist die historische und emotionale Bedeutung des Pfarrgartens für die Zimmerner: "Wir haben da als Kinder schon Fußball gespielt", erklärt Elmar Schwarz, selbst Mitglied im Kirchengemeinderat, "Der Garten sieht immer noch aus wie vor 50 Jahren und bestimmt auch wie vor 200." Ehrenamtlich ist Schwarz für die Pflege der Grünfläche verantwortlich, wie einst auch sein Vater. "Aber wenn wir alles Historische erhalten wollen, dann leben wir wie im Mittelalter", wirft eine Kirchengemeinderätin ein. Schwarz bringen solche Argumente in Rage. "Unsere Kinder wollen hier noch leben und denen wollen wir so was doch nicht vorenthalten!" Der Pfarrgarten ist laut Holdt nämlich ein idyllisches Stückchen Grün, "das Tafelsilber" von Zimmern.

Dem Bau der Erschließungsstraße hat der Kirchengemeinderat bereits zugestimmt, die weltliche Gemeinde möchte sich dieser Entscheidung anschließen. Die Räte erhoffen sich durch den Bau der Parkplätze und der Erschließungsstraße mehr Sicherheit für die, die zu Fuß zur Kirche gehen. Ein weiteres Argument gegen das Vorhaben seitens der Anwohner: Die meisten Gottesdienstbesucher kämen in einem kleinen Dorf ohnehin zu Fuß.

Willi, Eggert und Schwarz sprechen sich für die "Nullvariante" aus – eine Sanierung des Kirchlatzes ohne Parkplätze. Gehe es nicht anders, schlagen sie als Alternative Parkplätze bei der Sakristei vor, der Pfarrgarten bliebe dann unberührt. Das Denkmalamt hat den Vorschlag zunächst abgelehnt, jetzt allerdings grünes Licht gegeben.

Rudolf Willi ließ verlauten, dass er seine Ziele zur Not auf behördlichem Weg durchsetzen möchte. Auch eine Unterschriftenaktion sei angedacht – denn im Ort werde viel über die Angelegenheit geredet.

Johannes Holdt schaut besorgt in die Runde und versucht zu schlichten: "Alle haben ihre Argumente vorgebracht, aber wir kommen hier gerade nicht weiter", erklärt der Pfarrer der Seesorgeneinheit Oberes Schlichemtal und verweist darauf, dass das Thema in zwei Wochen nochmals bei der Sitzung des Kirchengemeinderats auf den Tisch kommt. "Wir müssen eine Lösung findet, die den Ort nicht spaltet."