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Verstärkte Zumischung senkt Härtegrad. Horgener nach früheren Trübungen skeptisch.

Zimmern-Horgen - Wenn’s um Trinkwasser geht, hat die Gemeinde Zimmern bereits leidvolle Erfahrungen gemacht. Jetzt steht wieder eine Umstellung bevor: Der Zweckverband Eschachwasserversorgung will das Wasser weicher machen.

Solch ein Schritt will gut vorbereitet sein: Zimmern gehört dem Zweckverband Eschachwasserversorgung an. Das Wasser, das dieser an seine Verbandsgemeinden liefert, stammt aus den vier eigenen Quellen in Stetten, aus dem Wurstbrunnen in Epfendorf und von der Wasserversorgung Kleine Kinzig.

Mit dem Trinkwasser werden über 12.000 Einwohner versorgt, der größte Abnehmer ist die Gemeinde Zimmern mit allen Teilorten. Derzeit hat das Gemisch eine Härte von 18 Grad dH (deutscher Härte). Das soll sich ändern: Das bisher harte Wasser soll weicher werden, Ziel sind zwölf Grad dH.

Solch eine Wasserumstellung ging in Horgen vor einigen Jahren allerdings gründlich daneben. Das Trinkwasser sah plötzlich aus wie Tee, die Trübungen verunreinigten ein Jahr lang das Trinkwasser. Das erklärt Zimmerns Zögern gegenüber der neuerlichen Umstellung, und es erklärt die ungewöhnliche Sitzung, die Gemeinderat und die Ortschaftsräte Flözlingen, Horgen und Stetten am Dienstagabend in der Horgener Halle abhielten. Die Gremien sollten eine Entscheidung fällen: Geben sie dem Zweckverband ihre Zustimmung zur Umstellung oder nicht? Zuvor informierte die Eschachwasserversorgung die Gremium und rund 20 Zuschauer, die gekommen waren, über das Vorhaben.

Der Verbandsvorsitzende Karl-Heinz Bucher erklärte, dass die verstärkte Zumischung von Kleine-Kinzig-Wasser die günstigste Möglichkeit sei, den Härtegrad zu senken. Das Wasser aus Alpirsbach-Reinerzau ist nämlich sehr weich. Und es wird dem eigenen Wasser des Verbands bereits zugemischt. Bisher in einem Verhältnis von 70 Prozent Eigenwasser zu 30 Prozent Fremdwasser. Künftig sollen es 40 Prozent Eigenwasser und 60 Prozent Fremdwasser sein.

Dann übernahm Ingenieur Wolfgang Schmid vom Büro IMS in Hechingen, der die Eschachwasserversorgung berät. Er erläuterte die Vorteile von weicherem Wasser. Zum einen gebe es weniger Kalkablagerungen, zum anderen sei bei weicherem Wasser weniger Wasch- und Spülmittel erforderlich. "So kommt weiches Wasser auch der Umwelt zugute." Stellen sich Verbraucher auf die neue Mischung ein, gibt es laut Schmid bei durchschnittlichen Haushalten Einsparmöglichkeiten von 50 bis 60 Cent pro Kubikmeter.

Probleme wie vor Jahren in Horgen, als dort schon einmal auf weicheres Wasser umgestellt wurde, erwartet der Ingenieur nicht. Damals sei die Umstellung von jetzt auf gleich erfolgt. Mit einem Schlag gab’s anderes Wasser, eine andere Fließrichtung und andere Druckverhältnisse – und bekanntlich jede Menge Probleme. Dieses Mal soll die Umstellung schrittweise und über ein Jahr ausgedehnt erfolgen. "Bei dieser Vorgehensweise ist keine Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität zu erwarten", sagte Wolfgang Schmid.

Einen Zwangstest habe es im Jahr 2012 gegeben. Damals musste die Epfendorfer Quelle wegen einer Sanierung abgehängt werden, zusätzliches Kleine-Kinzig-Wasser wurde beigemischt, zeitweise über 50 Prozent. Eintrübungen habe es nicht gegeben deshalb. Sollte es wider Erwarten doch dazu kommen, "wird der Mischungsprozess sofort gestoppt oder verlangsamt".

Neue Mischung fließt vielleicht ab Herbst aus den Wasserhähnen

Und was kostet das Ganze den Endverbraucher? Diese Frage stelle Gemeinderat Winfried Praglowski. Verbandskämmerer Lothar Kopf erklärte, er rechne im Endeffekt mit 56.000 Euro Mehraufwand jährlich für die Eschachwasserversorgung. "Im Regelfall wird der Wasserpreis stabil bleiben", erklärte Kopf zu den 1,15 Euro, die die Verbandsmitglieder, also die Gemeinden, derzeit bezahlen. Zumindest nach derzeitigem Stand für 2016 und 2017.

Den Preis für die Zimmerner Endverbraucher legt die Gemeinde fest. Derzeit beträgt er 2,33 pro Kubikmeter (netto). Dieser Preis gilt für die Jahre 2015 und 2016.

Gemeinderätin Ingrid Balke wollte noch wissen, ob es Auswirkungen auf den Geschmack des Wassers gibt. "Das ist richtig", sagte Wolfgang Schmid. Gleichzeitig würden viele das weichere Wasser beim Duschen als angenehmer empfinden.

Nach kurzer Diskussion fassten die Ortschaftsräte ihre Empfehlungsbeschlüsse für den Gemeinderat. Dabei zeigte sich, dass die Horgener die Ereignisse von vor rund zehn Jahren noch im Hinterkopf hatten: Bei vier Ja- und vier Nein-Stimmen herrschte Unentschieden, damit kam’s zur Ablehnung. Flözlingen und Stetten dagegen befürworteten das weichere Wasser einstimmig. Bei zwölf Ja- und vier Nein-Stimmen entschied sich dann auch der Gemeinderat für die Umstellung.

Die anderen Kommunen im Verband haben bereits ihre Zustimmung signalisiert. Bleibt es dabei, könnte die Umstellung laut Bucher in der zweiten Jahreshälfte oder Anfang 2017 beginnen.