Zimmerner Sänger sind trotz viertem Platz begeistert von Teilnahme an Chorduell / Fanbus reist mit / Wiederholung nicht ausgeschlossen

Von Alicja Bienger Zimmern o. R./Balingen. Zum Weiterkommen hat es für den Chor "TaktLos" amFreitagabend beim regionalen Vorentscheid des SWR 4-Chorduells in Balingen zwar nicht gereicht (wir berichteten). Viel erlebt habe die Zimmerner dennoch, wie ein Blick hinter die Kulissen zeigt. Zum Einsingen gehört auch Gymnastik. Strecken, dehnen, hüpfen, dann tief ein- und ausatmen: Die Sänger des Zimmerner Projektchors "TaktLos", einer Gruppe des "Liederkranz", scheinen froh zu sein über die Übungen, die Chorleiterin Ann-Kathrin Lutz mit ihnen veranstaltet. Denn der eine oder andere ist etwas "hibbelig", vereinzelt ist nervöses Lachen zu vernehmen. "Ja, ein wenig Lampenfieber ist schon da", gibt Till Sauer, stellvertretender Vorsitzender des Chors, zu. "Doch die Generalprobe lief sehr gut, und wir fiebern trotz allem dem Auftritt entgegen. Es ist ein tolles Gefühl, vorne auf der Bühne zu stehen, das Adrenalin gleicht die innere Anspannung aus."

Allmählich kehrt Entspannung ein, der Chor singt sich zur Übung einmal die Tonleiter hoch und runter. Einer der Sänger muss plötzlich laut loslachen, die anderen stimmen ein. "Ganz wichtig: Ihr müsst Blickkontakt zum Publikum halten, ich bin dann nur noch Nebensache. Ihr müsst da oben Party machen, müsst alles übertreiben auf dieser Riesen-Bühne", schärft Lutz ihren Schützlingen ein.

"Natürlich wäre es toll, weiterzukommen", sagt Rainer Hilbinger, ebenfalls im Vorstand, mit Blick auf das Halbfinale in Waiblingen, das im Mai stattfindet. "Doch wir sind auch froh, dabei zu sein. Der heutige Abend ist auch so ein tolles Erlebnis, die Aktion hat den Chor zusammengeschweißt." Nicht nur den Chor: "TaktLos" hat gleich einen ganzen Bus voller Fans mitgebracht. Eltern, Großeltern, Kinder, Freunde, Verwandte und Nachbarn – sie alle, insgesamt fast 70 Leute, darunter Mitglieder vieler Vereine, sind heute Abend in der Balinger Stadthalle, um "ihren" Chor anzufeuern. Im Gepäck haben sie bunte Fähnchen mit Abbildung der Sänger, darüber ist zu lesen: "Ihr schafft das!" Sauer findet das "absolut genial": "Für diese Unterstützung gibt’s ein Fass Bier. Wir werden auf jeden Fall zusammen feiern, egal, wie es heute Abend ausgeht."

Es ist genau 21.29 Uhr – aufgrund der Radioaufzeichnung muss der Zeitplan strikt eingehalten werden – als die rund 30-köpfige Truppe endlich, an vierter Stelle von fünf, in ihren grünen Poloshirts die Bühne betritt. "Jetzt geht’s los!", schallt es aus dem Publikum. "Es grünt so grün, wenn ›TaktLos‹ über die Bühne ziehen", scherzt der Moderator Michael Branik über den "Haufen grüner Männchen und Weibchen".

Kurz darauf wird’s ernst: Das erste Lied, "Die perfekte Welle", erklingt. Zu Beginn tief und ein wenig melancholisch, wird es allmählich schneller, bevor er an der Stelle "Ich bin hier, ich bin frei", begleitet von passender Wellen-Choreografie, in ein lautes Finale mündet. Das zweite Lied ist ein kleiner Wermutstropfen, erklingt es doch bereits zum dritten Mal an diesem Abend, denn auch die beiden Chöre "Wir für euch" (Sigmaringen) und "CHORUSlive" (Tübingen) haben es sich ebenfalls als jenes Stück ausgesucht, das von der SWR 4-Band begleitet wird. Dennoch: Jeder Chor hat hier seine eigene Interpretation, und jene von "TaktLos" ist durchaus konkurrenzfähig.

Am Ende reicht es dennoch nicht ganz für den Einzug ins Halbfinale. Die vierköpfige Jury und das Publikum haben sich für die beiden Chöre "Friends" aus Ofterdingen und für "CHORUSlive" entschieden – besonders Ersterer hatte es dem Publikum hörbar angetan mit dem schnellen "Rhythm Of Life" aus dem Musical "Sweet Charity".

Traurig? "Nö, dabei sein ist alles, es war ein tolles Feeling auf der Bühne", schwärmt Chormitglied Olivia Bertsch. Till Sauer ist ebenfalls "absolut zufrieden, im Sport würde man sagen: Das war unsere persönliche Bestleistung", sagt er. Auch die Fans sind trotz allem mächtig stolz auf ihre Gesangshelden.

Jürgen Forn, dessen halbe Familie im Chor mitsingt, wie er sagt, ist nicht enttäuscht. Er findet die Platzierung fair: "Der Sieger hat mir persönlich auch am besten gefallen", meint er. Es sei nun mal schwierig, sich gegen solche Profis zu behaupten.

Vielleicht werden "TaktLos" laut Aussage von Rainer Hilbinger irgendwann wieder beim SWR 4-Chorduell mitmachen. Dann wissen sie schon mal, was auf sie zukommt. "„Und beim nächsten Mal gewinnen wir garantiert", ist sich der zwölfjährige Fan Rafael Deckart sicher.