ArchivDer Historiker Rainer Pohler übergibt Findbuch an Bürgermeister und Ortsvorsteher

Ein Historiker hat die Geschichte Stettens in Ordnung gebracht: Rainer Pohler säuberte und sortierte jahrelang Schriftstücke im Rathaus. Gestern stellte er das Ergebnis seiner Mühen vor.

Von Verena Schickle

Zimmern o. R. Hinter Rainer Pohler liegen sieben Jahre Arbeit. Sieben Jahre, in denen er sich nicht nur durch staubige Akten, sondern auch durch die Vergangenheit Stettens gearbeitet hat. Am Ende seiner Bemühungen steht das Findbuch, das der Zimmerner gestern mit Armin Braun vom Kreisarchiv an Ortsvorsteher Gerhard Wodzisz und Bürgermeister Emil Maser überreichte.

Das Findbuch gibt einen Überblick über die 2732 Archivalien, die im Stettener Rathaus untergebracht sind. Die älteste stammt aus dem Jahr 1688, die neuesten Unterlagen sind von 1973, dem Jahr der Gemeindereform.

Das geordnete Archiv im Stettener Rathaus umfasst 49,5 Regalmeter, wie der Historiker berichtete. "Große alte Sachen hab ich nicht gefunden." Allerdings seien beispielsweise die Gemeinderatsprotokolle von 1828 bis 1973 vollständig erhalten. "Nicht mal die Protokolle aus dem Dritten Reich sind verschwunden", sagte er. Das sei sonst mancherorts der Fall. Und mit Archiven hat Pohler inzwischen Erfahrung.

Zimmern sei der Türöffner gewesen, bestätigte er Bürgermeister Emil Maser. Denn auch die Archive des Hauptorts und von Horgen hat er auf Vordermann gebracht. Auf das Engagement in Zimmern hin folgten weitere in Bösingen, Herrenzimmern und Villingendorf. Nur für Flözlingen hat Rainer Pohler keine Zeit mehr: Früher arbeitete er frei, inzwischen ist er Vollzeit im Archiv des Landkreises tätig.

Sein Kollege Armin Braun hatte sich bereits 1996 erstmals das Stettener Archiv angeschaut. Er bezeichnete die Archive der Ortsteile als Langzeitgedächtnis oder Speicherkarten der einst selbstständigen Gemeinden.

"Für uns ist die Aufarbeitung der Archive ein ganz wichtiger Punkt", erklärte Bürgermeister Maser. Zum einen müsse die Verwaltung öfter auf historische Unterlagen zurückgreifen – etwa, wenn es um alte Leitungsrechte geht. "Da ist es wertvoll, wenn man sich nicht mühevoll durch Akten wühlen muss." Zum andern haben die Archive natürlich historischen Wert.

Passend dazu will Ortsvorsteher Gerhard Wodzisz gleich wissen, wie er das Findbuch benutzen kann: Etwa, wenn ein Bürger von ihm etwas zur Geschichte des Dorfs oder zu der Hunderte Jahre alten Teufenbachbrücke wissen will. Die ist, wegen ihres schlechten Zustands und der aus Denkmalschutz-Gründen heiklen Frage nach einem möglichen Abriss, schon länger Thema in der Eschachtalgemeinde. Die gute Nachricht: Das Findbuch gibt es auch digital, Begriff lassen sich also einfach suchen. Aber: "Die eigentliche Forschungsarbeit müssen sie immer noch selber leisten", erklärte Rainer Pohler. Allerdings im jetzt geordneten Archiv.

Damit herrscht nur noch in einem Archiv in der Gesamtgemeinde Zimmern Unordnung: im Flözlinger. Ein Anfang allerdings ist gemacht. Ingeborg Rüth ist seit dem Frühjahr dabei, die Unterlagen zu ordnen. Auch das ist viel Arbeit: Das Flözlinger Findbuch soll erst im Jahr 2018 vorliegen.