Im Heimaturlaub in Deutschland berichtet Josef Neuenhofer regelmäßig von seiner Arbeit in Bolivien. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Pfarrer Josef Neuenhofer berichtet von seiner Arbeit in Bolivien / Zuhörer sind beeindruckt, aber auch betroffen

Von Gustav Kammerer

Zimmern o. R. Auf seiner Deutschlandtour mit 95 Terminen machte Pfarrer Josef M. Neuenhofer kürzlich auch in Zimmern Station. Am 8. Januar wird er dann zu "seinen" Straßenkindern nach La Paz (Bolivien) zurückkehren.

Die über 100 Besucher erlebten in der "Arche" einen eindrucksvollen Vortragsabend. Hans-Peter Funke, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Straßenkinder in Bolivien, und Gustav Kammerer, stellvertretender Vorsitzender der Arco-Iris-Stiftung, würdigten bei der Begrüßung die Lebensleistung Neuenhofers, der seit 22 Jahren in La Paz im Einsatz für die Ärmsten der Armen ist. Funke betonte, dass er sich bei mehreren Besuchen dort von der großen Hilfeleistung Neuenhofers überzeugen konnte.

Zunächst war ein Film zur Situation in Bolivien zu sehen, der viele Einzelschicksale von Straßenkindern und armen Menschen aufzeigte und teils tiefe Betroffenheit hervorrief. Dann berichtete Neuenhofer von seiner Arbeit und ging auf zahlreiche Fragen der Teilnehmer ein.

Bolivien ist eines der ärmsten Länder der Erde, 63 Prozent der acht Millionen Einwohner leben in Armut. Der Zugang zu ärztlicher Versorgung, einer Wohnung und Schulbildung bleibe vielen von ihnen verwehrt. Etwa 35 000 Kinder leben auf der Straße und von Gelegenheitsarbeiten wie Schuheputzen und Bonbonverkauf, vom Betteln und Stehlen. Ihr Nachtlager finden sie in Hauseingängen, unter Brücken und in leeren Grabnischen auf dem Friedhof.

Korruption ist in der Wahlheimat des Padre allgegenwärtig

Auf der Straße seien sie einem Klima absoluter Lieblosigkeit, der Verwahrlosung, Misshandlung und rücksichtloser Ausbeutung oft hilflos ausgeliefert. Viele gehen unter in Alkohol, Drogen und Prostitution; sie werden Wegwerfkinder genannt. Dort setze die Arbeit von "Arco Iris" an. Über die Jahre wurden acht Heime aufgebaut sowie eine Klinik, die über 90 Prozent ihrer Patienten ohne oder gegen geringe Bezahlung behandelt. Manchmal, vor allem zu Beginn der Woche, bilden sich lange Schlangen vor dem Hospital. Zudem werden Projekte wie die Sparkasse für Kinder, Ausbildungen für Jugendliche, Drogen- und Rechtsberatung sowie Unterstützung für alleinerziehende Mütter angeboten.

Die Korruption in Bolivien sei unvorstellbar weit verbreitet, sagte Neuenhofer. Deshalb stehe das Land vor fast unlösbaren Aufgaben, obwohl Präsident Morales versuche, einiges zu verbessern.

Insgesamt arbeiten 169 bolivianische Mitarbeiter für "Arco Iris", davon 23 Sozialarbeiter und elf Psychologen, die Klinikmitarbeiter nicht mitgerechnet. Täglich werden 1000 Essen ausgegeben, jährlich 1500 Paar Schuhe zu Weihnachten an Kinder und Jugendliche verschenkt. Etwa 1000 Kinder erhalten schulische Bildung und medizinische Versorgung. In vier mobile Praxen versorgen Allgemein- und Zahnärzte Kinder und Jugendliche in den Außenbezirken, Schulen und Gefängnissen.

Die anfallenden Kosten für all dies betragen jährlich circa 1,2 Millionen Dollar (gut 970 000 Euro), "Arco Iris " finanziert diese überwiegend über Spenden. Die Arbeit erleichtere unzähligen Kindern und Jugendlichen ihr alltägliches Leben und biete ihnen Perspektiven. Das Hospital Arco Iris sei das Beste, das es in La Paz gebe.

Für die Zuhörer war es ein bewegender Abend und sie wünschten "Padre Neuenhofer", der nächstes Jahr 77 Jahre alt wird, weiterhin viel Kraft, Erfolg und Gottes Segen für seinen Einsatz.