Noch steht ein landwirtschaftliches Anwesen in der Mariazeller Straße 12. Archivfoto: Schickle Foto: Schwarzwälder-Bote

Gremium stimmt Bauantrag mit acht Wohnungen zu / Außer einer Bürgerin interessiert sich niemand

Von Verena Schickle

Zimmern-Stetten. Von Mal zu Mal lässt das Interesse nach: Gerade einmal eine Zuhörerin erlebte mit, wie der Ortschaftsrat über das geplante Mehrfamilienhaus in der Mariazeller Straße sprach. Dabei ging’s diesmal um die Entscheidung.

Zwei Bürgerinformationsveranstaltungen und eine Unterschriftenaktion von Anwohnern später liegt der Bauantrag schließlich vor. Die Tribus Wohnbau GmbH mit Sitz in Rottweil hat ihn am Montag bei der Zimmerner Verwaltung eingereicht. Der Bauträger möchte in der Mariazeller Straße 12 in Stetten ein Mehrfamilienhaus bauen (wir berichteten mehrfach). Nach etlichen Anläufen steht nun offenbar tatsächlich fest, wie das Gebäude einmal aussehen soll.

Der Bericht über die öffentliche Ortschaftsratssitzung im Januar, in der das Vorhaben erstmals Thema war, schlug in Stetten fast ein wie eine Bombe. Gerade die Anwohner empörten sich darüber, aus der Zeitung von dem Vorhaben zu erfahren. Und sie störten sich an den Ausmaßen des Gebäudes, von dem die Ortschaftsräte überaus angetan waren. Damals war noch ein Haus mit 14 Wohnungen geplant. Das Grundstück in der Mariazeller Straße hatte eine Mitgesellschafterin von Tribus gekauft. Darauf steht noch ein alter Bauernhof, der abgerissen werden soll.

Was folgte, war die erste Infoveranstaltung am 25. Februar. Was fehlte, waren damals Pläne für das Vorhaben. Dafür erklärte der Bauherr überraschend, dass das Haus nun doch lediglich aus elf Wohnungen bestehen sollte. Auch diese Aussage trug dazu bei, dass es bei der Veranstaltung mitunter hitzig zuging.

Bei der zweiten, diese Versammlung fand am 1. April statt, schrumpfte das Vorhaben weiter. Plötzlich wollte Tribus nur noch acht Wohnungen bauen. Dabei scheint es zu bleiben. Nach informellen Anfragen ist am Montag tatsächlich der Bauantrag eingegangen.

Das erste Gremium, das darüber entscheiden durfte, war der Stettener Ortschaftsrat in seiner Sitzung am Mittwoch. Bevor das einstimmige Votum fiel, stellte Ortsvorsteher Gerhard Wodzisz das Vorhaben vor. Einzige Zuhörer abseits des Ratstischs: Alex Kropatschew, externer Berater von Tribus, und Gesellschafter Alexander Engraf. Eine Bürgerin kam zwar noch rechtzeitig zur Abstimmung, hatte die Vorstellung aber verpasst.

Die acht Wohnungen sind zwischen 79 und 98 Quadratmeter groß. Zwei befinden sich im Dachgeschoss, die restlichen im ersten und zweiten Stock. Im Erdgeschoss sind unter anderem sieben Stellplätze und Kellerräume. "Es ist jetzt tiefer", stellte Ortschaftsrat Stefan Jauch zum Gebäude fest, was Kropatschew bestätigte. Das neue Haus bleibe in dieser Form etwa zwei Meter unter der Höhe des bisherigen Gebäudes. Im Vergleich zum ersten Entwurf fehlt ein Stockwerk.

Viel zu sagen gab’s für die Ortschaftsräte darüber hinaus nicht mehr. Sie stimmten dem Antrag alle zu – als Nächstes entscheidet der Zimmerner Gemeinderat.

Zuschauer, die ihre Bedenken äußerten, fehlten wie gesagt in der jüngsten Sitzung. Dabei betrafen diese nicht nur die Optik. So hatte etwa Gerhard Nübling, Stettener und Ex-Sparkassendirektor, ange- merkt, ihm erscheine die rechtliche Konstruktion von Tribus sonderbar. "Ich will an so exponierter Lage nicht jahrelang eine Bauruine stehen haben", erklärte er in der zweiten Infoveranstaltung.

Tatsächlich verbirgt sich hinter der Tribus Wohnbau GmbH, die im Februar eigens gegründet worden war, ein ungewöhnliches Konstrukt: Die Geschäftsleitung hat Irina Engraf, Stellvertreter ist Alexander Engraf, und die Bauleitung liegt bei der KuG Wohnbau GmbH (Rottweil). Deren technischer Betriebsleiter ist wiederum Alex Kropatschew, der Sohn der Mitgesellschafterin, die das Grundstück erworben hat.

Die Sorge mit der Bauruine sieht Letzterer als unnötig an. Es habe bereits Gespräche mit Interessenten gegeben, erklärte er nach der Sitzung. "Das Interesse ist wirklich groß." Die Bank, die Tribus Kredit gibt, will er zwar noch nicht nennen. Aber sobald vier Wohnungen verkauft seien – Verkaufsstart ist erst nach erteilter Baugenehmigung – gibt es von ihr die volle Finanzierung und es sei gesichert, dass das Gebäude "voll gebaut" wird, sagte Kropatschew. Eine Bauruine brauche also keiner zu fürchten, selbst wenn nicht alle Wohnungen verkauft würden.

Sowohl Immobilien- als auch Bank-Experten bestätigen diese Aussage: Tatsächlich verlangt ein Finanzhaus in der Regel, dass die Hälfte aller Wohnungen verkauft sein muss, bis es das gesamte Geld gibt. Bevor es tatsächlich losgeht, muss aber natürlich erst das Landratsamt den Bau genehmigen.