Josef Kreidler mag Rottweil, und er freut sich über seine neuen Aufgaben in Zimmern. Foto: Schickle Foto: Schwarzwälder-Bote

Josef Kreidler will sich für Menschen Zeit nehmen / Gute Erinnerungen an Rottweil sprechen für Rückkehr in Region

Von Verena Schickle

Zimmern o. R. Josef Kreidler ist der neue Mann an der Spitze der Seelsorgeeinheit Zimmern. Dabei ist die Region für den Pfarrer eine alte Bekannte.

Für Josef Kreidler hat es in Zimmern gut angefangen: mit drei Festen, erzählt er schmunzelnd. Seine Investitur Ende September, das Gemeindefest in Stetten anlässlich des Patroziniums und das Erntedankfest der Trachtengruppe. Bei der Investitur war die Kirche voll. Dass es so bleibt, werde eine Herausforderung, sagt der 55-Jährige, und er sei realistisch: Wunder könne er keine vollbringen, aber "ich freu mich über alle, die zum Gottesdienst kommen".

Was er in seinem ersten Jahr allerdings machen kann und will, dass ist es, seine neue Gemeinde kennenzulernen, auch Kontakt zu Vereinen und der bürgerlichen Gemeinde zu knüpfen. Der persönliche Draht zu den Menschen sei ihm wichtig. Gerade für Menschen in Krisenzeiten möchte Kreidler sich Zeit nehmen.

Der Priester hofft, dass er davon zumindest ein bisschen mehr hat als an seiner früheren Wirkungsstätte in Nagold. Die dortige Seelsorgeeinheit war im Vergleich zu Zimmern mit St. Konrad sowie St. Martin Horgen und St. Leodegar Stetten sehr groß. Auch deshalb hat ihn die freie Stelle, Pfarrer Anton Cingia ging zum 1. Januar in Ruhestand, angesprochen. Dazu kommt, dass er Rottweil gut kennt.

Josef Kreidler, der aus Horb-Grünmettstetten stammt, war von 1976 bis 1981 im Rottweiler Konvikt, das Abitur legte er am Albertus-Magnus-Gymnasium ab. Für ihn eine sehr schöne Zeit, wie er erzählt. Geprägt haben ihn damals seine Lehrer am AMG, aber auch der frühere Konviktsdirektor Kilian Nuß und -mitarbeiter Hans Schlenker, inzwischen Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Dietingen. Auch deshalb freut sich Kreidler, wieder in der Nähe zu sein.

Zum ersten Mal ist der Priester sein eigener Chef. Klar sagt er, trage er jetzt die Verantwortung. Aber eine Beerdigung bleibe auch als Chef eine Beerdigung. Es ist die Vielfalt an seinem Beruf, die er schätzt. Der Religionsunterricht an der Grundschule Stetten, die Begleitung von Trauernden, aber auch von Hochzeitspaaren. "Die ganze Weite des Lebens", sagt Josef Kreidler. Das sei eine Herausforderung und ein Geschenk.

Herausforderungen ist er in seinem Leben immer wieder begegnet. Denn sein Weg sei nicht kerzengerade gewesen. So hat Kreidler in Tübingen Theologie, in Esslingen und Benediktbeuren dann auch noch Sozialpädagogik studiert. Als Theologe war er noch in Reutlingen, Wangen und in Oberstadion (Alb-Donau-Kreis) tätig. Zwischendurch arbeitete er sogar ein Jahr lang bei der Post in Berlin. Und vorm Amtsantritt in Zimmern hat sich Josef Kreidler eine einjährige Auszeit genommen.

Sechs Monate lang lebte der Priester in Paris, engagierte sich dort in einer Kirchengemeinde. "Was mich fasziniert hat: Dass so viele Menschen so tolerant miteinander umgehen", erzählt er über das Leben in der französischen Hauptstadt. Dann folgte das Kontrastprogramm, nämlich sechs Monate Priestervertretung im Schwäbischen Wald.

Jetzt also Zimmern: Dort längerfristig zu Hause zu sein, tue ihm gut, sagt Kreidler. "es ist schön, in der Welt rumzukommen, aber wenn man älter ist, braucht man irgendwo einen festen Platz."