Die Narrenzunft-Frauen verleihen Pascal Teufel offiziell den Posten des "Assistant Abstauber". Das Ansteckschildchen gibt’s dazu. Foto: Schwarzwälder-Bote

Fasnet: "Gestalten statt verwalten": Narrenzunft Zimmern arbeitet mit Rottweiler Methode

Von Verena Parage

In Zimmern ob Narrweil regiert seit gestern wieder Narrenmeister Daniel Rühle. Bei der Übernahme der Ortsgewalt sind Ausscheller unentbehrlich. Zumindest für manche ein gefährlicher Job.

Zimmern o. R. Seit gestern, kurz nach 13 Uhr, ist es offiziell: Die Narren regieren Zimmern. Emil Maser hat die Macht an Daniel Rühle übergeben. Und der ist nicht nur Narrenmeister, sondern – dem SWR sei dank – auch noch ein Promi. Schließlich sind er und Pascal Teufel seit einem Fernsehbeitrag "Baden-Württembergs berühmteste Abstauber". An der Macht ist in Zimmern also nicht irgendwer. Der Ort ist ja auch nicht irgendeiner.

Denn in Zimmern ist Mitte Januar bekanntlich der Rottweiler Reichsstadtadler zwischengelandet. Davon zeigte sich (gerade noch Rathaus-Chef) Emil Maser gestern begeistert. Er empfahl der Zunft, den Vogel gut zu pflegen – dann könne "die Stadt Zimmern" Rottweil einen kleinen Adler abgeben. Auch sonst hatte er noch einen Aufgabe für die neue Obrigkeit. Er erinnerte daran, dass die Zunft voriges Jahr Brunnenfiguren fürs neue Sprudlerfeld gesucht hatte. Jetzt gibt’s eine neue Herausforderung: "Den Brunnen mit dem größten Narren zu schmücken, das würde die Zimmerner beglücken." Wer der größte Narr ist? Das muss nun die Zunft entscheiden.

Rühle ließ sich auch in seinem sechsten Jahr vereidigen. Ein Jahr mit persönlichen Meilensteinen – als frisch Verheirateter und frisch gebackener Vater. So war zu erfahren, dass die Rühles eine perfekte Ehe führen würden. "Er schnarcht, und sie hört schlecht." Der Narrenmeister zumindest sprach’s nach, so wie anschließend seine Ausschussmitglieder gemeinsam gelobten, dass bei Pattsituationen bei wichtigen Entscheidungen ausgelost werde.

Die Entscheidungsfindung der Rottweiler – der künftige erste Bürgermeister Christian Ruf war per Losentscheid zu seinem Posten gekommen – hat in Zimmern Eindruck hinterlassen. Ausschussmitglied Pascal Teufel wollte so unter anderem herausfinden, wer nächster Ehrenbürger werden soll. Zur Wahl standen Ausscheller Tillmann Zinser (so er denn den Sonntag überlebe), Winfried Praglowksi (sobald er im Gemeinderat den ersten konstruktiven Vorschlag gemacht habe), Emil Maser (wenn er mehr Schulden anhäuft als Vorgänger Gustav Kammerer) oder Walter Schwer (wenn er in Teil zwei seiner Ortschronik weniger Tabellen, dafür mehr Nacktbilder einbaue). Das Los, gezogen von Stefan Finkbeiner, fiel auf Schwer.

Schwierige Suche nach einer Zunftstube

Doch Tillmann Zinser wurde nicht nur in diesem Zusammenhang erwähnt. Er ist neuerdings auch einer der vier Abstauber neben Marco Teufel sowie Reiner und Armin Thieringer. Letztere zwei seien als "Abstauberkrematorium bekannt", erklärte Theo Böhne. Die Thieringers hätten nämlich bereits fünf Männer verschlissen. Zinser erhielt deshalb ein Notfallpaket. Inhalt unter anderem: ein Sack Ölbinder, gespendet von der Feuerwehr, falls ihn ein Brechreiz überkomme. Und eine "superstarke Abflussglocke", falls der Rollmops im Hals stecken bleibe.

Darüber hinaus berichtete die "Narrenstube-Findungs-Kommission" von ihrer schwierigen Aufgabe. Das von Wolfgang Mager angebotene "Schlüterstüble" will nicht so richtig passen. Eine Alternative könnte laut Adrian Mager das "Bosporus" sein. Nur seien die Auflagen zu hoch. Wie wär’s also mit einem benachbarten Bauernhaus? Favorit allerdings ist das Haus von Helmut Kempf, berichtete Narrenmeister Daniel Rühle. Kempf habe der Zunft nicht nur 13 Larven zur Dekoration, sondern auch sein Eigenheim überlassen. Zudem habe er sich bereit erklärt, die Servicedame zu machen.

Apropos Job: Im TV-Beitrag über Rühle und Teufel wurde Letzterer zum Abstauber-Assistenten degradiert. Diesen Titel samt passendem Schild verliehen ihm die Frauen der Narrenzunft gestern offiziell. Zudem schenkten sie ihm ein Sparschwein, in das verspätete Abstauber am Dreikönigstag künftig einzahlen sollen. Von der Summe wollen sich die Damen Wellness gönnen, um sich von den Strapazen des 6. Januar zu erholen. Denn offensichtlich kommt kein Abstauber ohne Assistent aus – die Frauen richten den Anzug, bügeln das Hemd, polieren die Schuhe...