Dieser Ausblick auf Flözlingen bot sich vom Parkplatz aus. Foto: Schickle

Straßenbauamt baut Haltemöglichkeit zwischen Zimmern und Flözlingen zurück und stößt Kommune vor Kopf. Mit Kommentar.

Zimmern o. R. - Bekanntlich wird der Belag der K 5540 zwischen Zimmern und Flözlingen derzeit erneuert. Was das Straßenbauamt nicht erwähnt hat: Dass in diesem Zug der kleine Parkplatz dort zurückgebaut wird. Jetzt ist er weg, und die ahnungslosen Zimmerner sind empört. Reiner Haas, der Ortsvorsteher von Flözlingen, wusste von nichts. Bis er über Umwege erfahren hat, dass sich etwas tut am Parkplatz, der von Flözlingen kommend rechts an der Kreisstraße 5540 liegt – oder eher lag. Ähnlich ahnungslos war Zimmerns Bürgermeister Emil Maser, bis ihn ein Bürger angerufen hat und wissen wollte, was sich da am Parkplatz tut. Das war in beiden Fällen am Donnerstag vor einer Woche. Da allerdings war es offenbar schon zu spät: Am Tag darauf, dem vergangenen Freitag, wurde der Parkplatz endgültig zurückgebaut. Ohne dass die Zimmerner Verwaltung eine Ahnung davon hatte.

Damit nicht genug der Überraschungen. An besagtem Donnerstag hatte Maser "in mehreren Gesprächen versucht, das Straßenbauamt zu überzeugen, dass der Parkplatz sinnvoll ist und gut angenommen wird". Auch Haas hatte im Landratsamt nachgefragt. "Es war eigentlich ausgemacht, dass die erst mal warten", sagt der Ortsvorsteher. Auch der Bürgermeister erzählt, man sei am Donnerstag so verblieben, dass es am Montag weitere Gespräche gebe. Die waren dann aber nicht mehr nötig. "Die Bürger der Gesamtgemeinde sind sehr enttäuscht", erklärt Maser. Es sei absolut kein Verständnis für die Maßnahme da. Auch Reiner Haas findet, die Gründe für den Rückbau seien an den Haaren herbeigezogen.

Für das Straßenbauamt des Landkreises Rottweil dagegen war die Sache sonnenklar, wie Mitarbeiter Joachim Hilser erläutert. Bei einer Erneuerung wie der der K 5540 würden alle Teile des Straßenkörpers auf den Prüfstand gestellt – "angefangen von der Röhre bis zum Parkplatz". Nach der Prüfung sei die Sachlage so eindeutig gewesen, dass es für die Behörde gar keine Diskussion gegeben habe: Der Parkplatz kommt weg.

Immer wieder habe es Fälle von "extremer Müllablagerung" gegeben, nicht nur auf dem Parkplatz, sondern auch auf der angrenzenden Böschung. Alte Reifen, Müllsäcke, Grüngut in Kartons und jüngst sogar Kloschüsseln, zählt Hilser auf. Dazu kämen eine marode Sitzgruppe und starke Verunreinigungen: Vielmals wurde die Haltemöglichkeit als Toilette benutzt, Sanitäranlagen gibt es aber nicht. Zudem sei der Asphalt rissig gewesen, nach der Erneuerung der Straße wäre diese auch 14 Zentimeter höher gewesen und der Belag auf dem Parkplatz hätte entsprechend angepasst, eine Schutzplanke angebracht werden müssen. "Ein Riesenaufwand", erklärt Joachim Hilser. Diese Argumente kann Reiner Haas nicht nachvollziehen. Die Gründe seien "eigentlich an den Haaren herbeigezogen". In einem Schreiben an Hilser äußert er seinen Unmut. "Der Parkplatz wird oft als Wanderparkplatz genutzt, und nicht selten sieht man Personen, die einfach nur die Aussicht genießen".

Zudem sei der Platz für Lastwagenfahrer "eine willkommene Möglichkeit" gewesen, eine Ruhepause, zu der sie gesetzlich verpflichtet sind, einzulegen. Und der Höhenausgleich? "... dürfte wohl kaum ein Problem darstellen." Die Müllentsorgung sei ein Missstand, schreibt Haas zwar. Die Konzentration des Müllaufkommens am Parkplatz aber "nicht deutlich größer" als im weiteren Straßenverlauf.

Er frage sich, ob bei der Kosten-Nutzen-Gegenüberstellung nur das Zahlenwerk betrachtet worden sei, und der Nutzen für Wanderer, Auto- und Lastwagenfahrer sowie Freizeitsportler komplett vergessen wurde, so der Flözlinger. Von "Bürgernähe ist hier wohl kaum etwas zu spüren, weder bei der Information noch bei der Durchführung", schließt er sein Schreiben.

Über die Durchführung, den aus Zimmerner Sicht abrupten Rückbau entgegen der Absprachen, sagt Hilser, die ersten Maßnahmen habe die Baufirma bereits am Mittwoch vor einer Woche getroffen. Da seien die Arbeiten eigentlich schon so weit fortgeschritten gewesen, dass es kein Halten mehr gab.

Mit Reaktionen wie es sie jetzt gibt, hat das Straßenbauamt anscheinend nicht gerechnet. "Wir haben es vielleicht unterschätzt", sagt Joachim Hilser. Und die Vorabinfo an die Gemeinde? "Das haben wir leider versäumt."

Kommentar: Nichts gelernt

Von Verena Schickle

Es ist mal wieder ein Beispiel, wie es nicht laufen sollte: Heimlich, still und leise baut der Landkreis den Parkplatz an der K 5540 zurück. Dumm nur, dass sich so eine Maßnahme nicht verbergen lässt. Die Bürger sind überrascht, die Gemeinde Zimmern ist völlig überrumpelt. Dass diese »Geheimaktion« weder im Rathaus noch in Flözlingen gut ankommt, hätte man sich leicht ausrechnen können. Erst kürzlich zeigte sich wieder, wie die Zimmerner reagieren, wenn die Kreisbehörde eine aus Zimmern-Sicht unsinnige Entscheidung trifft. Beispiel Horgen: Damals protestierten die Leute so lange, bis sie ihre Querung in der Talstraße doch bekamen. Oder jüngst, als der Landkreis einen Blitzer in Zimmern aufstellen wollte: Abzocke, befand der Gemeinderat und lehnte ihn ab. Daraus hätte man lernen können. Stattdessen tritt der Kreis mit Absicht ins nächste Fettnäpfchen.