Ingrid Balke (rechts) verpflichtet Bürgermeisterin Carmen Merz. Foto: psw

"Der Bürgermeister-Macher" berät Verwaltungschefin. ZDF-Film zeigt Wahlkampf in Zimmern. Mit Video

Zimmern o. R. - Seit genau einer Woche ist Carmen Merz im Amt. Am Dienstagabend konnten nicht nur die Zimmerner Zuschauer etwas mehr über ihre neue Bürgermeisterin und die Zeit vor deren Wahl erfahren: im ZDF-Film "Der Bürgermeister-Macher".

Eigentlich ist Klaus Stern ein Mann für Kinodokumentarfilme. Für sein Werk über einen windigen Versicherungsberater wurde er für den deutschen Fernsehpreis nominiert, für "Weltmarktführer – Die Geschichte des Tan Siekmann" über den Aufstieg und Fall eines New-Economy-Unternehmers erhielt er den Grimme-Preis. Bei seinem jüngsten Projekt allerdings fasste er sich kürzer – und reiste unter anderem nach Zimmern. Auf der Suche nach einer Antwort auf die Fragen: "Was muss man tun, um heutzutage eine Bürgermeisterwahl zu gewinnen?"

"Nahezu eine Wunschkandidatin"

Sechsmal war Stern in der Gemeinde mit seinem Kamerateam unterwegs, um Carmen Merz auf ihrem Weg ins Rathaus zu begleiten. An der Seite der Schömbergerin stand Klaus Abberger, der "Bürgermeister-Macher", wie ihn Klaus Stern in seinem Film betitelt. Um ihn dreht sich die 30-minütige Dokumentation, die gestern Abend in der Reihe "37 Grad" zu sehen war. Der Filmemacher aus Kassel rückt mit Abberger einen Mann in den Mittelpunkt, der eigentlich im Hintergrund bleibt.

Klaus Abberger ist Jahrgang 1967 und hat einst beim Schwarzwälder Boten volontiert. Nach einigen Jahren als Redakteur in Nagold verlegte er sich aufs politische Marketing. Er vermittelt Kandidaten an Kommunen und berät Bewerber in ihrem Wahlkampf, sein "Wahlbüro 7" sitzt in Rottenburg. 150 Bewerber hat er nach eigenen Angaben in Baden-Württemberg bereits vermittelt und unterstützt. Zwei von dreien seiner Kunden haben demnach ihr Ziel erreicht.

Carmen Merz ist eine von ihnen, und sie berichtet im Film sehr offen über ihre Entscheidung, sich professionell beraten zu lassen. Vielleicht sagt der Dokumentarfilmer auch deshalb, er habe die Menschen vor Ort als "wahnsinnig angenehm, offen, herzlich und zugewandt" erlebt.

Merz begründet Abbergers Engagement unter anderem damit, dass sie parteilos ist und kein Netzwerk vor Ort gehabt habe. Das hat sie sich in den Wochen vor der Wahl geschaffen. Mit dabei war oftmals Abberger, der sagt: "Ich finde die acht Wochen vor der Wahl spannender als die acht Jahre danach."

Er war mit der Kandidatin in Zimmern und den Ortsteilen unterwegs, etwa um Fotos zu machen für Homepage und Prospekte. "Für mich ist Frau Merz nahezu eine Wunschkandidatin", sagt er in dem Film.

Der Berater hält sich im Hintergrund

Abberger ist zu sehen, wie er mit einem anderen Bewerber Reden trainiert – porträtiert wird neben Merz Thomas Zeilmeier, der inzwischen ebenfalls gewählte neue Bürgermeister von Ispringen (Enzkreis) – und wie er bei der Kandidatenvorstellung in Zimmern unauffällig im Publikum sitzt. Zuvor hatte er noch erklärt: "An diesem Abend können sie die Wahl verlieren, nicht gewinnen." Doch als Carmen Merz ihre Ansprache beginnt, lächelt der Mann, der lieber unsichtbar bleibt, zufrieden. Noch zufriedener ist er dann am Wahlabend. Vorm Zimmerner Rathaus reiht sich Klaus Abberger ein in die Schlange der Gratulanten, mit einem Blumenstrauß in der Hand. "Frau Bürgermeister, schöner hättest Du’s net hinkriegen können", sagt er, umarmt Carmen Merz und meint: "Genieß es."

Hier der ZDF-Beitrag auf Youtube: