Mitarbeiter der Straßenmeisterei schneiden Hecken an der K  5540 in Zimmern zurück. Foto: Parage

Emotionen beim Thema Gehölzpflegeaktion halten sich diesmal im Rahmen. Behörde offen für Anregungen.

Kreis Rottweil - Nach der eher radikalen Gehölzpflegeaktion im Eschachtal, die zu Protesten geführt hatte, geht der Dialog zwischen Naturschützern und dem Straßenbauamt weiter. Dies offenbar zur Zufriedenheit beider Seiten.

Der Auslöser der Gespräche dagegen war – zumindest aus Sicht der Naturfreunde – wenig erfreulich gewesen: Bei der Gehölzpflegeaktion zwischen Horgen und Flözlingen mussten zahlreiche Bäume weichen. Die Rede war von bis zu 32 Linden, Eschen, Ahorn- und Obstbäumen. Für Helmut Hetzel war dies ein "Kahlschlag" (wir berichteten). Hetzel, Vorsitzender der BUND-Kreisgruppe Rottweil, Christine Muscheler-Frohne und Siegfried Harr vereinbarten deshalb einen Ortstermin in Horgen unter anderem mit Martin Osieja, dem Leiter des Straßenbauamts im Landkreis. Dieser und die Naturschützer stehen seither in Kontakt.

Das brachte Hetzel und Josef Burry von der Umweltschutzgruppe Villingendorf gestern einen weiteren Ortstermin ein. Denn am Mittwoch fand in Zimmern die nächste Gehölzpflegeaktion statt – auf der Kreisstraße 5540, zwischen dem Ortsausgang Zimmern und dem Kreisverkehr Richtung "Steinhäuslebühl". Dort traf sich das Duo mit Ewald Ulmschneider, dem Leiter der Straßenmeisterei. Dieses Mal ist Helmut Hetzel sehr zufrieden: "Es ist ganz prima", erzählt er. Die Mitarbeiter der Straßenmeisterei würden die Hecken abschnittsweise schneiden – ganz im Sinne der Naturschützer. Und Ulmschneider sei mit ihnen auf der B 27 Richtung Neukirch gefahren, einer potenziellen Problemstelle, weil Bäume recht nahe an der Straße stehen.

Denn eines ist für das Straßenbauamt klar: Die Verkehrssicherheit muss gewährleistet werden. Steht es in Zweifel, dass ein Baum standsicher ist, so muss er gefällt werden. Die Regeln sind eindeutig, Raum für Willkür gebe es nicht, das hat Martin Osieja schon mehrfach betont. Angewandt werden muss die Richtlinie für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeugrückhaltesysteme.

Das hörten gestern auch Hetzel und Burri zum wiederholten Male: Bäume sollen einen Abstand von 7,50 Meter zur Straße haben oder, falls dies nicht der Fall ist, muss zwischen Straße und Bäume eine Leitplanke sein. Die Richtlinie muss immer dann beachtet werden, wenn eine Straße neu gebaut oder saniert wird. Auch Helmut Hetzel weiß: So viele Leitplanken sind schon aus finanziellen Gründen nicht möglich.

Das Geld wird auch im Kreis Rottweil eine Rolle spielen beim Umgang mit künftigen Gehölzpflegeaktionen, die die Sicherheit im Verkehr garantieren sollen. "Wir sind offen" für die Vorschläge der Naturschützer, erklärt Osieja. Und natürlich wolle er die Leute mitnehmen. Ob dies immer so sein kann wie gestern Morgen? "Das muss man von Einzelfall zu Einzelfall entscheiden."

Die aktuelle Pflegeperiode dauert noch bis Ende Februar. Dabei wolle man schauen, dass die Straßenmeisterei zum einen effizient arbeiten kann. Zum andern strebt Osieja ein gutes Miteinander mit den Naturfreunden an.

Dem 3. April allerdings könne er nicht vorgreifen, sagt der Leiter des Straßenbauamts. Dann wird sich der Kreistags-Ausschuss für Umwelt und Technik mit dem Thema befassen. Und dann geht es tatsächlich darum, was sich in Zukunft bei der Gehölzpflege ändern wird.

Nach der Aufregung haben sich die Wogen geglättet: Naturschützer und Straßenbauamt reden miteinander. Das kostet Zeit und hat die Beteiligten mit Sicherheit auch Nerven gekostet. Die Aufregung nach dem "Kahlschlag" entlang der Kreisstraße im Eschachtal war schließlich groß. Dennoch lohnt es sich, dass Amtsleiter Martin Osieja und seine Kollegen die Anliegen der Baum-Freunde ernst nehmen. Schließlich sorgen Gehölzpflegeaktionen immer wieder für Unruhe, und die Emotionen schlagen hoch. Jetzt sind selbst die Naturfreunde zufrieden ob des guten Drahts zur Behörde. Das ist die richtige Zeit für die Kreisräte, sich Gedanken zu machen, denn sie müssen sich im April mit dem Thema befassen. Und dann wird es ernst: Vieles ist bei der Gehölzpflege nämlich eine Frage des Geldes. Was ist ihnen die Natur und der Friede im Landkreis wert?