Thomas Wiener führt Gruppen über die Turmbaustelle auf dem Berner Feld, Foto: Schickle Foto: Schwarzwälder-Bote

Thomas Wiener führt Gruppen über Baustelle auf dem Berner Feld

Von Verena Schickle

Rottweil. Nicht nur Bauarbeiter und Ingenieure haben es beruflich mit dem Aufzugtestturm zu tun: auch Thomas Wiener, eigentlich Versicherungsmakler. Er führt Interessierte über die Turmbaustelle. Was mehr ein Vergnügen als ein harter Nebenjob zu sein scheint.

Als Thomas Wiener im vergangenen Jahr die Ausbildung zum Stadtführer in Rottweil gemacht hat, hätte er nie gedacht, dass er zahllose Rottweil-Besucher einmal statt durch die historische Innenstadt über eine Baustelle führen würde. Doch dann kam der Turm. Und schnell zeigte sich, wo Wiener und seine Kollegen derzeit am dringendsten gebraucht werden – nämlich auf dem Berner Feld.

Fünf erfahrene Kollegen konzipieren die Tour

Inzwischen kann es schon mal passieren, dass der 43-Jährige an einem Tag zwei Gruppen erklärt, wie der Turm gebaut wird und was Thyssen-Krupp Elevator dort einmal vorhat. Die zurückliegende Woche war eine Rekordwoche mit sechs Baustellenführungen. Seine erste Gruppe habe er im Mai über die Baustelle begleitet, erinnert sich Thomas Wiener.

Seither hat sich nicht nur der Turm verändert. "Ich find’ ihn toll", sagt der Rottweiler. Er sei zwar von Anfang an kein Gegner des Projekts gewesen, aber je mehr er mitbekomme von den Abläufen auf der Baustellle, desto größer werde seine Begeisterung. Solch einen Bau mitzuerleben, "das ist schon noch mal was ganz anderes", findet Wiener. Dabei hat er es von Haus aus gar nicht mit Baustellen, denn Thomas Wiener ist selbstständiger Versicherungsmakler.

Inzwischen hat er auch als Baustellen-Führer Routine. Jede Tour ist anders, denn mal sind es Geburtstagsgesellschaften, mal eine Fußballmannschaft oder eine Firmengruppe: Die Teilnehmer an den gebuchten Führungen sind ganz unterschiedlich. Was ihm am besten gefällt, ist, wenn sie zufrieden sind. "Es hat noch keiner gesagt: ›Ich will meine fünf Euro zurück‹", sagt er schmunzelnd. Wie gut die Führungen ankommen, und wie viele Leute sich für den Turmbau interessieren, das merkt er immer mal wieder, wenn Teilnehmer sagen, sie sollen für Bekannte eine bestimmte Frage zum Turm stellen.

Die Turmführungen haben fünf Rottweiler Stadtführer konzipiert. Für Thomas Wiener und seine Kollegen, die neu dazu gekommen sind, gab es Probeführungen. Außerdem sind sie ab und an mit Alfons Bürk, dem Projektbeauftragten der Stadt unterwegs oder in Kontakt, um Antworten auf ihre eigenen Fragen zu erhalten.

Thomas Wiener informiert sich auch über die Internetseite zum Testturm von Thyssen-Krupp Elevator. Und natürlich bleibt er schon allein deshalb auf dem Laufenden, weil er so oft auf dem Berner Feld ist, dass er mitbekommt, was auf der Baustelle läuft. Oder eben nicht: Etwa, dass das Stück Membran, dass testweise angebracht wird, eben doch nicht wie von Züblin angekündigt schon am vergangenen Samstag installiert wurde.

Bei allem, was Thomas Wiener über den Turm weiß, erstaunt ihn manches noch immer: Zum Beispiel, dass der Beton beim Gleitschalungsbau nur sechs bis acht Stunden in der Schalung war, und dann schon hielt. Oder, dass die Wände im oberen Bereich des Turms gerade mal 25 Zentimeter dick sind.

Auch wenn der Rohbau steht, ist ein Ende der Turmführungen noch nicht in Sicht. Es gebe schon Buchungen für Januar, sagt der Rottweiler. Und selbst, wenn der Testturm einmal fertig sein sollte: Zu erzählen gäbe es noch immer genug, daran hat Thomas Wiener überhaupt keinen Zweifel.