Auf einer Immobilienseite im Internet wird das Haus in der Mariazeller Straße angeboten. Fotos: pixabay, Screenshot / Montage: Obergfell Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat: Investor zieht Bauantrag für Mehrfamilienhaus in Mariazeller Straße 12 zurück

Von Verena Parage

Viel Lärm um nichts heißt eine Komödie von William Shakespeare. Der Titel trifft auch auf den geplanten Bau eines Mehrfamilienhauses in Stetten zu. Nur, dass diese Handlung wenig Grund zum Lachen liefert.

Zimmern o. R. Die klassische Tragödie mündet in der Katastrophe: Ganz so dramatisch geht’s in Stetten freilich nicht zu. Aber mit der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend fand doch ein zeitweise unterhaltsames Schauspiel ein abruptes Ende. Unter dem Punkt Bekanntgaben berichtete Ingrid Balke, die als Bürgermeister-Stellvertreterin die Sitzung leitete, knapp, es gehe um den Bauantrag für ein Mehrfamilienhaus in der Mariazeller Straße in Stetten. "Dieser Antrag ist zurückgenommen."

An dieser Stelle kommt William Shakespeare ins Spiel. Denn bei dem Vorhaben handelt es sich nicht um irgendeines: Die Reaktionen der Stettener Bevölkerung waren heftig, als diese von dem Projekt erfuhr. Anstelle des alten, landwirtschaftlichen Anwesens in der Mariazeller Straße 12 wollte ein Bauträger ein Mehrfamilienhaus mit 14 Wohnungen errichten.

Als der Stettener Ortschaftsrat im Januar 2015 erstmals öffentlich darüber beriet, waren die Räte angetan, die Anwohner dafür umso weniger. Daraufhin fand Ende Februar eine Informationsveranstaltung statt. Die Diskussionen waren teils hitzig, die Botschaft vieler Stettener klar: Solch einen Klotz wollten sie nicht in ihrem Heimatort. Sie sammelten Unterschriften gegen das Projekt.

In der Veranstaltung informierten Alexander Engraf, damals stellvertretender Geschäftsleiter der eigens gegründeten Tribus Wohnbau GmbH, sowie Alex Kropatschew, technischer Betriebsleiter der KuG Wohnbau GmbH, die die Bauleitung inne haben sollte. Dieser trat zudem als externer Berater von Tribus in Erscheinung, seine Mutter hatte darüber hinaus das Grundstück samt Gebäude in der Mariazeller Straße 12 erworben.

Bei der zweiten Infoveranstaltung Anfang April 2015 legten Engraf und Kropatschew dann Pläne für ein Elf-Familien-Haus vor, boten aber gleichzeitig an, weiter zu reduzieren auf acht Wohnungen. Der Eindruck, dass die beiden hemdsärmelig und recht unbedarft an die Sache herangingen, entstand immer wieder. Nach Anfragen und einer Bauvoranfrage reichten sie dennoch im Mai vorigen Jahres den Bauantrag ein.

Projekt scheitert an der Finanzierung: Banken "einfach abgesprungen"

Das war’s dann vorerst. Bis zur jüngsten Gemeinderatssitzung, dem wohl letzten Akt des Schauspiels. Das Projekt sei an der Finanzierung gescheitert, sagt Alexander Engraf auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Banken "sind einfach abgesprungen". Zuvor hatte es geheißen, um einen Kredit zu bekommen, müsste mindestens die Hälfte der Wohnungen verkauft sein. Die Zahl der Interessenten sei aber nicht das Problem gewesen, erklärt Engraf. "Da waren schon ein paar Leute."

Inzwischen ist er alleiniger Besitzer von Tribus. Mit Kropatschew und dessen Mutter gibt es keine Zusammenarbeit mehr. "Es ist alles den Bach runtergegangen", die KuG Wohnbau sei insolvent. "Tribus gibt’s noch, aber ich weiß nicht, wie lange noch." Auch er habe Geld in das Vorhaben gesteckt, das jetzt weg ist.

Besonders hart allerdings dürfte es die Eigentümerin der Mariazeller Straße 12 treffen. Geplant war, das bestehende Gebäude abzureißen und Platz für den Neubau zu schaffen. Jetzt steht das Anwesen wieder zum Verkauf: Das rund 1000 Quadratmeter große Grundstück mit Bauernhaus ist für 119 000 Euro über Rau Immobilien zu haben. "Für mich ist die Sache erledigt", sagt Engraf, und versucht es positiv zu sehen.

Für Ortsvorsteher Gerhard Wodzisz ist das Ende dieses Dramas jedoch enttäuschend. Zum einen gibt es weitere leer stehende alte Häuser in Stetten. Für die Innenentwicklung wäre der Neubau wichtig gewesen. "Jetzt sind wir wieder so weit wie letztes Jahr. Es geht gar nichts." Zum andern: "Das hat ja wirklich für Aufregung gesorgt in ganz Stetten", sagt Wodzisz. "Und nachher wird nichts draus."