Vortragsabend: Sankt Martin – eine europäische Gestalt

Zimmern o. R. Eine große Teilnehmerrunde fand sich bei der Kolpingsfamilie zum Gesprächsabend mit ihrem Präses Josef Kreidler ein. Thema war das Martinsjahr der Diözese Rottenburg Stuttgart.

Josef Kreidler berichtete mit großem Wissen über den Heiligen Martin und die Auswirkung in der Geschichte der Kirche: Nur wenige Persönlichkeiten der menschlichen Geschichte können sich mit der zeitübergreifenden Popularität von St. Martin messen. Das Geburtsjahr liegt 1700 Jahre zurück. Fast jedes Kind kennt den St. Martin mit der Mantelteilung. Dieser Tag ist darüber hinaus verbunden mit einem reichen Brauchtum.

Die mannigfaltigen Informationen über St. Martin verdanken wir laut Kreidler Sulpicius Severus, einem literarisch und wissenschaftlich hochgebildeten Zeitgenossen des Heiligen. Er verfasste bereits zu seinen Lebzeiten eine Beschreibung dessen Lebens. Geboren ist Martinus in Sabaria, im heutigen Ungarn. Der Name Martinus stammte ab von dem Kriegsgott Mars. Sein Vater, ein römischer Militärtribun, gab seinem Sohn diesen Namen und Martinus war als ein Sohn verpflichtet, dem Kaiser 25 Jahre als Soldat zu dienen, dem er nur sehr widerwillig nachkam.

Erst mit 40 Jahren kann er sich vom Heer lösen

Schon im Alter von zehn Jahren kam Martinus mit dem christlichen Glauben in Kontakt und begann, sich gegen den Willen seiner Eltern für die christliche Botschaft zu interessieren. Mit fast 40 Jahren gelang es ihm, Abschied vom Heer zu nehmen und er begab sich zu Bischof Hilarius. Er machte Reisen, die ihn nach Ungarn, Dalmatien, Genua und Rom führten. Später realisierte er seinen Jugendtraum, als Mönch zu leben und gründete das Kloster Liguge bei Poitier. Als er später zum Bischof von Tours geweiht wurde, gab er seinen einfachen Lebensstil nicht auf.

Zeitalter des Martin war das vierte Jahrhundert, er lebte von 316 bis 397. In dieser Zeit erlebten die Christen markante Wendepunkte. 311 wurde das Christentum von Kaiser Galius toleriert, 313 verfasste Kaiser Konstantin das noch bekanntere Toleranzedikt für die Christenheit. Zuvor sind alle Heiligen einen grausamen Märtyrertod gestorben.

Die Anzahl an Kirchen, die dem Heiligen Martin geweiht sind, ist in ganz Europa groß. Neben der Nachbargemeinde Horgen nannte Kreidler den Rottenburg und den Mainzer Dom. In unserer Diözese hätten 80 Kirchen und Kapellen das Martinus-Patrozinium. In Frankreich sind allein 3675 Kirchen und 485 Ortschaften dem Heiligen Martin geweiht. Eine besondere Rolle des Heiligen Martin ist in der Kirchengeschichte auch in Kultur und Kunst bezeugt.