Dieter E. Albrecht beim Bürgergespräch in Horgen Foto: Parage Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgermeister-Wahlkampf: Dieter E. Albrecht steht Bürgern in Horgen Rede und Antwort

Mit Bürgergesprächen sind die Kandidaten derzeit in allen Ortsteilen unterwegs. Dieter E. Albrecht machte so in Horgen Station. In kleiner Runde wurde teils lebhaft diskutiert.

Zimmern-Horgen. Eine Rede halten will Dieter E. Albrecht an diesem Abend nicht. Vielmehr will er sich den Fragen der Anwesenden stellen. Diese Chance nutzt als Erstes Gemeinderat Hans-Georg Scherfer. Dass er kein Anhänger des Kandidaten ist, daraus macht Scherfer keinen Hehl. Zum Gespräch hat Albrecht seine Broschüre mit den 71 Fragen an sich selbst mitgebracht. Für eine interessiert sich Scherfer besonders: "Warum hat Zimmern bei der letzten großen Verwaltungs-/Gebietsreform von 1973 seine Selbstständigkeit behalten?" Der Kandidat mutmaßt, es handle sich um ein Zugeständnis des "für die Reform zuständigen Ministerpräsidenten Erwin Teufel an seine Heimatgemeinde". Dahinter vermutet Albrecht "ein wohl überlegtes, dem Machterhalt dienendes parteipolitisches Kalkül".

"Sie wissen aber schon, dass Hans Filbinger 1973 Ministerpräsident war?", kontert Hans-Georg Scherfer. Teufel kam erst 1991 ins Amt. "Das ist eine Lüge, Sie sind ein Traumtänzer!" Antwort Albrecht: "Das ist keine bewusste Lüge. Aber ich gestehe Ihnen zu, dass Sie mich bei einem Fehler ertappt haben." So geht es eine Weile hin und her, weil Scherfer Albrecht immer wieder ins Wort fällt, fordert dieser: "Sie müssen mich ausreden lassen!"

Und er erklärt: Nicht Bürgermeister Emil Maser und dem Gemeinderat werfe er vor, dass sie Geld verschwendet hätten. Die Ausgangssituation für Maser war vor 24 Jahren wegen hoher Schulden "denkbar schlecht". Seither habe Zimmern "unheimlich viel erreicht". Allerdings ist Dieter E. Albrecht der Meinung, dass die Region um 40 Millionen Euro besser dastehen würde, wäre der Zusammenschluss von Zimmern und Rottweil bereits vor 40 Jahren erfolgt. Dieser Zusammenschluss ist bekanntlich das Wahlziel des Rottweilers.

Zuspruch und Gegenwind

Für seine Idee erhält der Unternehmer zwar nach eigenen Angaben viel Zuspruch, allerdings auch Gegenwind. Es gebe ein Netzwerk, das "Netzwerk T und T (Teufel und Thieringer)", das alles daran setzen werde, dass er keinen Erfolg habe, kritisiert der Kandidat. Dennoch: "Ich bin fest davon überzeugt, dass das Projekt klappt" – und Vorteile für Zimmern bringt.

Die Wahl am Sonntag bezeichnet er als indirekten Bürgerentscheid über die Zusammenführung. Albrecht glaubt, auch der Gemeinderat müsste sich im Falle eines Sieges dem Votum der Bürger fügen, alles andere wäre der Öffentlichkeit schwer zu vermitteln. Falls die Räte doch ablehnen, will der künftige Schultes dem Gremium einen Bürgerentscheid vorschlagen.

Apropos Gemeinderat: Ein ehemaliges Mitglied habe ihm gesagt, es würde gerne einen Leserbrief schreiben. Allerdings habe der Mann Angst davor, dass ihm die Reifen zerstochen würden. "Wenn dem so ist, halte ich das für ein schwieriges Stimmungsbild", erklärt Dieter E. Albrecht. Er geht optimistisch in die Wahl am Sonntag: "Ich könnte für eine Überraschung sorgen."

Als Hans-Georg Scherfer schließlich Fragen zu den finanziellen Berechnungen Albrechts stellt, will er wissen, ob der Bewerber überhaupt weiß, was Emil Maser verdient. "Jetzt bin ich aber enttäuscht von Ihnen", entgegnet Albrecht, stehe dessen Besoldungsgruppe doch im Haushaltsplan.

Im weiteren Verlauf des Abends melden sich dann doch auch andere der zumeist zehn oder elf Zuhörer zu Wort. Einer fragt, ob Rottweil Zimmern überhaupt wolle. "Ja, es gibt aus meiner Sicht genug Signale." Ein anderer, der frühere Ortsvorsteher Heinz Simon, fragt sich, ob sich die Ortsteile im Fall der Zusammenführung auch in eine andere Richtung als Rottweil orientieren könnten. "Rein theoretisch ist alles offen", erklärt Albrecht. Und eine Frau möchte wissen, ob der Bewerber eine "Marktanalyse" gemacht habe. Ja, in Form einer Postkartenaktion 2009. 40 Prozent der Rückmeldungen seien pro Eingemeindung gewesen.

Heinz Simon fragt sich derweil, warum es nur zwei Kandidaten gibt. So kommt die Rede auf den Epfendorfer Schultes Peter Boch, Ex-Polizist und -Bodyguard sowie Balletttänzer, der OB von Pforzheim werden will. Und Albrecht sagt: "Übrigens, tanzen kann ich auch. Und Kampfsport auch." Darüber hinaus sei er als Nicht-Verwaltungsmann nicht schlechter qualifiziert als Bürgermeister. Ein Rathaus-Chef brauche nämlich Managementqualitäten. Wie ein Unternehmer.