Flüchtlingsbeauftragte Elke Schmitt sitzt an ihrem Arbeitsplatz im Zimmerner Rathaus. Fotos: Kübler Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: Arbeit von Beauftragter trägt erste Früchte / Afrikaner bereiten anfangs Probleme

Mit Zuckerbrot und Peitsche und einer offensiven Art geht die Flüchtlingsbeauftragte der Gemeinde Zimmern vor. Diese Herangehensweise trägt bereits erste Früchte.

Zimmern o. R. Elke Schmitt ist eine Lebefrau. Wenn das Telefon der Flüchtlingsbeauftragten läutet, schallt als Klingelton laute Rockmusik durch den kleinen Raum im Zimmerner Rathaus. Ein reiner Bürojob wäre nichts für sie, erzählt die 51-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. Schmitt verbringt viel ihrer Arbeitszeit außerhalb des Rathauses. Das wird auch an der Büroeinrichtung deutlich, neben Bildern von ihren drei Kindern hängt da lediglich ein Duftkalender an der Wand. Auf dem Schreibtisch stapeln sich Papiere, auf einem Aktenschrank liegen Flyer aus.

Seit 14 Monaten arbeitet Elke Schmitt nun auf dem neu geschaffenen Posten, sie hat eine 50-Prozent-Stelle. Die Dunningerin geht ihren Job leidenschaftlich an und ohne streng ausgetüfteltes Konzept. "Wenn gehandelt wird, wird gehandelt" ist ihre Devise.

Damit ist die gelernte Industriefachwirtin wohl das, was die Gemeinde braucht. Als Schmitt im Juni 2016 die Stelle antrat, lag einiges im Argen. Nur Wochen nach Dienstantritt löste sich der Helferkreis für Flüchtlinge in Stetten auf. Die Helfer bemängelten damals fehlende Unterstützung (wir berichteten). Seit diesem Knall sei es ruhig geworden, berichtet Schmitt.

Das liegt wohl an der offenen Art der Beauftragten, sie ist auf die Zimmerner zugegangen, hat den direkten Kontakt gesucht. In Flözlingen, Zimmern und mittlerweile auch wieder in Stetten habe sie einzelne Helfer, auch wenn Schmitt dort nicht von "Helferkreisen" sprechen will. Sie befürchtet, das könne die Unterstützer verschrecken. In Horgen besteht dafür keine Gefahr. "Der Helferkreis macht alles alleine", berichtet Schmitt. Gerade erst sei ein Flüchtlingsbaby in Horgen geboren worden und die Familie eines Asylbewerbers nachgezogen. Alles in Begleitung der Aktiven und ohne, dass Schmitts Unterstützung bei Dokumenten oder etwa Arztbesuchen notwendig war.

Viel von Schmitts Zeit und Energie beanspruchen die afrikanischen Flüchtlinge, die in Stetten untergebracht sind. Als die jungen Männer vor drei Monaten ankamen, musste mehrmals die Polizei ausrücken und die Situation beruhigen. Die jungen Flüchtlinge kamen aus Donaueschingen oder Heidelberg und wollten sich nicht mit ihrer Unterbringung in diesem kleinen Ort abfinden. Sie äußerten ihre Frustration darüber lautstark. Der ein oder andere habe sogar seine Koffer gepackt und eine Nacht irgendwo draußen geschlafen, meint Schmitt. Ohne andere Perspektive seien diese Flüchtlinge tags darauf aber wieder zurückgekehrt.

Die jungen Asylbewerber seien ihr gegenüber sehr fordernd aufgetreten, hätten nach Arbeit gefragt. "Wenn die Menschen da sind, und sich eingelebt haben, geht die Arbeit erst richtig los", erklärt Schmitt. Dann gehe es darum, dass die Sprache gelernt und Kontakte geknüpft werden.

Die kommunale Flüchtlingsbeauftragte ist umso zufriedener, wie sich die Situation in Stetten inzwischen darstellt. Vier der 14 Stettener Flüchtlinge nehmen an Sprachkursen teil, einer macht ein Betriebspraktikum und vier weitere seien sogar "in Lohn und Brot". Über letzteres freut sich Schmitt besonders, denn die Anstellungen sind ein Ergebnis des von ihr im Mai organisierten "Kommunalen Flüchtlingsdialogs". Dort trafen sich Flüchtlinge, Ehrenamtliche, Verwaltung, Arbeitgeber, Vereine und Interessierte zum Gespräch und Gedankenaustausch. Schmitt knüpfte Kontakte zu Geschäftsleuten des Gewerbegebiets Inkom. Das Resultat: eine Vollzeitstelle im McDonald’s Restaurant, zwei beim Transport-Unternehmen sowie Logistik-Dienstleister Tema und eine bei Schöler Fördertechnik. Um weitere Jobs zu vermitteln, hat Schmitt nun ein Treffen speziell mit Arbeitgebern geplant.

Im Kontakt mit den Flüchtlingen gibt sich die 51-Jährige, die sich privat in Dunningen als Patin für zwei Flüchtlingsfamilien engagiert, freundlich, aber bestimmt. "Fördern und Fordern" sei ihre Devise. "Ich trage ihnen nicht alles nach oder bemitleide sie", erklärt die Gemeindemitarbeiterin. Wenn die Asylbewerber jedoch alleine nicht weiterkommen, ist sie zur Stelle. Die Stettener Afrikaner haben die Koordinatorin deshalb schon mal liebevoll als ihre "Mama" bezeichnet.

Beim gemeinsamen Essen hätten die Flüchtlinge und sie außerdem kürzlich die Idee gehabt, einen afrikanischen Koch-Abend zu veranstalten. Bei ihm sollen sich Zimmerner und Flüchtlinge begegnen können. Er findet am Montag, 14. September, in der Unterkunft der Afrikaner in der Mariazeller Straße 12 statt.

Dafür, dass die Dunningerin vor 14 Monaten laut eigener Schilderung ins kalte Wasser gesprungen ist, hat sie also bereits einiges erreicht. Nur die Suche nach Wohnraum laufe schleppend, bemerkt die Flüchtlingsbeauftragte. Da hat Schmitt das direkte Zugehen auf Menschen bisher nicht weitergebracht. Die Bürger, die in Bezug auf Wohnraum Kapazitäten hätten, lenkten nicht ein.

Entmutigen lässt sich Schmitt davon nicht. Die Powerfrau hat mittlerweile neben der Arbeit ein Fernstudium aufgenommen. Auf dem Weg zu einem Bachelor in sozialer Arbeit ist sie bereits im dritten Semester. Und in Bezug auf ihre Aufgaben in Zimmern sagt Elke Schmitt: "Ich bin noch lange nicht fertig."

In Zimmern (mit den Teilorten) sind zurzeit 55 Flüchtlinge untergebracht. Die Gemeinde hat im vergangenen Jahr die Stelle einer Flüchtlingsbeauftragten geschaffen. Seit Juni 2016 kümmert sich als solche Elke Schmitt um die Koordination in dem Bereich und dient allen Beteiligten als Ansprechpartnerin. Schmitt kann laut eigenen Aussagen auf rund 30 ehrenamtliche Helfer zurückgreifen, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen.