Ingrid Balke, stellvertretende Bürgermeisterin Zimmerns, ärgert sich über Blechkolonnen in der Ortsmitte. Foto: Fleig Foto: Schwarzwälder-Bote

Ärgernis: Umbau hat Blechkolonnen in Zimmern kaum entschärft / Verwaltung fordert Veränderungen

Blechkolonnen haben die Freude der Zimmerner an ihrer neuen Ortsmitte getrübt: In den Stoßzeiten rollen stündlich schon mal 600 Fahrzeuge mit Tempo 30 durch den Ort. Das ist auch Verkehrsminister Winfried Hermann aufgefallen.

Zimmern o.R. "Für die Ortsmitte, in die wir viel investiert haben und die wir entsprechend nutzen wollen, ist das eine Katastrophe", beklagt die stellvertretende Zimmerner Bürgermeisterin Ingrid Balke. Sie steht im neu gestalteten Herzen Zimmerns, im Hintergrund das bei Nacht stimmungsvoll beleuchtete Sprudlerfeld, das von beschatteten Bänken gesäumt ist. Das leise Plätschern des Wassers wird vom konstant hohen Geräuschpegel fahrender Autos überlagert. An manchen Tagen quälen sich endlos Blechkolonnen mit Tempo 30 durch die Ortsmitte – wer ausparken oder die Straße überqueren möchte, muss Zeit mitbringen.

Das hat auch Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) stutzig gemacht, als er bei seiner Sommertour in Zimmern aus dem Regiobus der Linie 7478 steigt. "Wenn ich nicht wüsste, dass Sie eine Umfahrung haben, würde ich sagen, Sie brauchen dringend eine", bemerkt Hermann im Gespräch mit Balke.

Die stellvertretende Bürgermeisterin erklärt, dass eigentlich eine Ortsumfahrung über die nahegelegene B 14 eingerichtet ist. Allerdings stellt sie fest, dass viele Autofahrer von Rottweil kommend nicht auf die etwa 600 Meter längere Umgehung auffahren würden, sondern trotz Tempo 30 den Weg durch Zimmerns Ortsmitte wählten.

Die "durchfahrtsfeindliche Ampelschaltung" an den Autobahnauffahrten der B 462 sei der Grund dafür, beklagt Balke. Wer zwischen Dunningen und Rottweil pendele, verliere dadurch viel Zeit. Und vor dem Hintergrund der derzeitigen Baumaßnahmen stellt Balke fest: "Das Verkehrsaufkommen ist nicht durch die Baustellen bedingt, das ist immer so."

"Das Hauptproblem sind zur Zeit die Baustellen", sagt hingegen Ewald Ulmschneider, Leiter der Straßenmeisterei Rottweil-Zimmern. Vor allem die gesperrte Auffahrt auf die B 14 führe dazu, dass viele Autofahrer auf die Zimmerner Ortsdurchfahrt ausweichen. Er rechne damit, dass sich der Verkehr schon bald wieder entzerre. Die Gemeindeverwaltung allerdings sieht ein dauerhaftes Problem. Erhofft hatte sie sich, dass der Umbau der Ortsmitte mit zwei Kreisverkehren, einer Tempo-30-Zone und Zebrastreifen die Situation entschärfen würde. In den Umbau sind etwa 3,3 Millionen Euro geflossen.

Verkehrsdichte nicht wie erwünscht reduziert

Knapp ein Jahr nach Abschluss der Baumaßnahmen macht sich allerdings Ernüchterung breit: Die Verkehrsdichte hat sich zwar reduziert, aber nicht in dem gewünschten Umfang.

Das bestätigen Zahlen, die die Gemeinde erhoben hat. Die Geschwindigkeitstafeln am Gasthaus Adler haben im Schnitt 10 600 Fahrzeuge täglich gezählt. Zu den Stoßzeiten zwischen 16 und 19 Uhr sind es teilweise 1800. Zum Vergleich: 2012 hatte das Planungsbüro Kölz vor dem Umbau mehr als 12 000 Fahrzeuge an einem Tag gezählt.

Entschärfen könne die Situation nur eine andere Ampelschaltung, meint Balke. So sollten die Autobahnabfahrten bedarfsbedingt zugeschaltet werden, der Durchgangsverkehr solle länger grünes Licht bekommen. Von Rottweil kommend solle außerdem die Auffahrt auf die B 14 so verändert werden, dass die Weiterfahrt nach Zimmern ein Abbiegen darstelle, fordert die stellvertretende Bürgermeisterin.

Dazu gehöre auch eine eindeutige Beschilderung der Umgehung und eine strikte Tonnagen-Begrenzung für Lastwagen.

In der Ortsmitte selbst habe die Verkehrsbehörde bereits 2015 eine Tempo-20-Zone in Aussicht gestellt, wenn durch weitere Geschäftsgebäude ein "städtischer Bereich" entstünde. Das sei denkbar, sagt Balke, wenn bald mit dem Bau eines weiteren Gebäudes in der Ortsmitte begonnen werde. Dann soll das Verkehrsaufkommen wieder mehr in den Fokus rücken. Bürgermeisterin Carmen Merz, die während Hermanns Besuch im Urlaub war und deshalb von Balke vertreten wurde, bestätigt: "Um diese Themen will die Gemeinde sich mit der Ergänzung der Ortsmitte durch die Bebauung von weiteren Wohn- und Geschäftshäusern wieder verstärkt bemühen."

Interesse hatte auch Verkehrsminister Hermann gezeigt, er hatte Balke dazu aufgefordert, das Problem direkt seinem Ministerium zu schildern. Eine Antwort steht allerdings noch aus, erklärt Balke auf Nachfrage.