Ortschaftsrat Horgen: Schon die Sitzordnung birgt Zündstoff / Mehrzweckraum soll Nutzungsordnung erhalten

Von Verena Schickle

Zimmern-Horgen. Spektakulär klang es nicht, was der Horgener Ortschaftsrat auf der Tagesordnung seiner jüngsten Sitzung stehen hatte. Manchmal aber sind es die Geschichten hinter den Geschichten, die sich aufdrängen: die angespannte Stimmung etwa.

Mit dem großen Stühlerücken geht es los. In der April-Sitzung war Martina Zisch als Ortschaftsrätin nachgerückt. Weil nicht jedes Mitglied einfach dort sitzen kann, wo es möchte, sondern die Horgener je nach Stimmenzahl ein Plätzchen am Ratstisch bekommen, bedeutet das mal wieder umsetzen. Während Stimmenkönig Walter Mink bleibt, wo er ist, wechseln alle anderen die Plätze. Günter Spreter merkt daraufhin an: Als er als Nachrücker ins Gremium gekommen sei, habe er den Platz seines Vorgängers eingenommen. Mehr Bewegung gab’s damals nicht. "Das ist eigentlich eine praktikable, elegante Lösung", meint Spreter. Aber kein Grund für Ortsvorsteher Matthias Sigrist, von dem Beschluss abzurücken. Nach der September-Sitzung, damals nahm das Gremium erstmals Platz, habe er nämlich mitbekommen, dass im Raum stand, ihn einer Rechtsaufsichtsprüfung zu unterziehen. Das habe ihm gestunken, sagt Sigrist. "Genau das möchte ich jetzt vermeiden." Das lässt aufhorchen.

Nachdem alle sitzen, kehrt am Montagabend erst mal wieder Ruhe ein im Rathaus. Ein weiterer Punkt ist der Horgener Feuerwehrturm, der sich in schlechtem Zustand befindet. Das Technische Hilfswerk soll den Turm, falls möglich, abreißen – so will es der Ortschaftsrat. Das wiederum gefällt nicht jedem: Ein Bürger, der den Turm sanieren und erhalten möchte, wandte sich deshalb einmal mehr an Sigrist. Der Name des E-Mail-Schreibers fällt, und die Ortschaftsräte fangen gerade an, darüber zu diskutieren, ob er wohl der Richtige sei, um sich um den Turm zu kümmern. Da meldet sich Karl Heinz Faißt zu Wort: "Personalangelegenheiten" wolle er ungern öffentlich besprechen, sagt er.

Also zum nächsten Thema. Eine Anwohnerin habe den Antrag auf eine Straßensperrung gestellt, berichtet Ortsvorsteher Matthias Sigrist. Einen Namen nennt er dieses Mal nicht, offenbar bewusst. Anlass sei ein privates Straßenfest, geplant für den 18. Juli. Dieses Mal ist es Faißt, der erklärt, dass es sich um Martina Zisch, neue Ortschaftsrätin und derzeit im Urlaub, handelt. Nun ist der Ortsvorsteher verwundert ob der plötzlichen Offenheit. Über die Genehmigung indes soll das Hauptamt der Gemeinde entscheiden.

Ganz so einfach geht es im Fall des Mehrzweckraums im alten Schulhaus nicht: Dort werden ab und an Partys gefeiert, die lange dauern und viel Lärm verursachen, wie Karl Heinz Faißt, der nebenan wohnt, in einer früheren Sitzung berichtet hatte. In der Folge wollten die Ortschaftsräte über die Nutzungsordnung sprechen. Sigrist weiß inzwischen, dass es keine gibt – anders als in Flözlingen und Stetten etwa. Und die seien nicht einheitlich, erklärt er. Seine Meinung: Eine für alle wäre gut.

"Es sind schon wieder Anfragen da: ›Kann man den Raum mieten?‹", berichtet er darüber hinaus. Deshalb will er von seinen Ortschaftsräten wissen, ob er vermieten darf oder nicht. Ja, signalisieren sie schließlich.

Das Thema allerdings bleibt heikel: Als Sigrist aus der Stettener Nutzungsordnung zitiert, dass der Veranstalter zwei Aufsichtspersonen zu bestimmen habe, die während der ganzen Veranstaltung anwesend sein müssen, wird es laut am Ratstisch. Dies werde aber nicht so ausgeführt, erklärt Faißt. "Woher wollen Sie wissen, dass es nicht so ausgeführt wird in Stetten?", hakt da Bürgermeister Emil Maser nach. Faißt hört einen "süffisanten Unterton" heraus und erklärt: "Ich weiß jetzt gar nicht, wie Sie darauf kommen, sich mit mir anzulegen." Auch der Schultes reagiert energisch. Die Haut ist dünn am Ratstisch.

Und Faißt hat weitere Kritikpunkte: Er vermisse im Protokoll der April-Sitzung eine Aussage des Bürgermeisters (es geht um ein ausdrückliches Übernachtungsverbot). Dann stellt er die Vermietung grundsätzlich infrage, weil es nur eine Toilette gibt. "Ich hab größte Bedenken, ob das überhaupt statthaft ist." Diese Aussage allerdings fällt erst, nachdem der Ortschaftsrat eine weitere Vermietung bejaht hatte. "Du hast mich da ja schon ins Messer laufen lassen", wirft der Ortsvorsteher seinem Ratskollegen daraufhin vor.

Nun sind Diskussionen sind im Horgener Ortschaftsrat nichts Neues: Wer sich an das Vorläufer-Gremium und die anfänglichen Beratungen über ein zweites Spielfeld auf dem Kapf erinnert, weiß, dass es mitunter hitzig werden kann in der Eschachtalgemeinde. Die Stimmung am Montag allerdings ist mit hitzig allein nicht mehr zu beschreiben. Wie’s weitergeht, wird sich in der nächsten Sitzung zeigen, wenn es tatsächlich um die Nutzungsordnung geht. Denn dass eine Regelung her muss, zumindest darin ist sich das Gremium einig.

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