Trachtengruppe Zimmern feiert an Erntedank ihr 60-jähriges Bestehen / Befreundete Gruppen treten nachmittags auf

Von Verena Schickle

Zimmern o. R. Polka, Reigen, Potpourri: Bei der Nennung dieser Namen dürfte es den Mitgliedern der Trachtengruppe Zimmern in den Beinen jucken – und das seit 60 Jahren.

1954 war die Zimmerner Trachtengruppe (TG) aus dem früheren Bauernverein heraus entstanden, erzählt Tobias Teufel, aktives Mitglied und früherer Schriftführer. Er selbst hat einen Gutteil der inzwischen 60-jährigen Geschichte miterlebt: Seit vier Jahrzehnten ist er im Verein, als Kind über die Eltern dazugekommen. So läuft das heute noch in vielen Fällen. Entsprechend groß ist die Kinder- und Jugendgruppe mit 45 Mitgliedern im Jubiläumsjahr. Bei den Erwachsenen stehen regelmäßig 30 Tänzer auf dem Parkett.

Überhaupt kennzeichnet Konstanz die Trachtengruppe Zimmern. Seit ihrer Gründung gab es gerade einmal zwei Vorsitzende. Franz Teufel hatte den Posten bis 1973 inne. Auf ihn folgte Ludwig Teufel, der dem Verein bis heute vorsteht. Zum Vorstand gehören außerdem Vize Annette Hirt, Kassierer Hubert Ober und Schriftführer Manuel Aulich.

Wenn die Zimmerner tanzen, dann tanzen sie in Zimmerner Tracht. Diese geht auf das 18. Jahrhundert zurück. Nach Angaben des Vereins trugen sie einzelne Frauen im Ort bis in die 1930er-Jahre hinein. Jetzt kommt die Tracht auf der Tanzfläche zur Geltung. Eine Besonderheit bei den Frauen ist die Schappel, eine Brautkrone, gefertigt aus vielen bunten Kugeln. Sie ist zugleich das Zeichen, dass die Trägerin noch unverheiratet ist. "Das kann man zum Tanzen nicht tragen", erklärt Teufel. Bei Umzügen allerdings schon. Weniger schwer und ausladend ist die Haube, die die verheirateten Frauen tragen. Daher, erklärt Tobias Teufel, stamme auch der Ausdruck "unter die Haube kommen". Schultertuch und Schürze können die Frauen, die sie tragen, individuell auswählen.

Es gebe viele Leute, die gerne tanzen, sagt Tobias Teufel. Wer allerdings auf Discofox oder Walzer steht, wird in der Trachtengruppe nicht glücklich. Polka, Reigen, Potpourri: So heißen die Tänze, bei denen sich die Zimmerner zur Musik drehen. Für die sorgt Akkordeonspielerin Ronja Bertsche. "Bei uns tanzt jeder mit jedem", erklärt Teufel. Weil es keine festen Tanzpaare gibt, ist auch willkommen, wer keinen Partner mitbringen. Gleichzeitig erfordere es mehr Können, sich immer wieder auf ein neues Gegenüber einzulassen.

Doch auch fernab der Tanzfläche sind die Mitglieder der TG anzutreffen. Die Erntedankkörbchen, die Kindern jedes Jahr an alte und Kranke Bürger verteilen, befüllen die Trachtler, alle zwei Jahre zu Weihnachten studiert eine Theatergruppe ein Stück ein, und der Vereinsnachwuchs fährt schon mal zusammen nach Tripsdrill oder in den Europa-Park. Zudem werden befreundete Gruppen besucht und die Teilnahme an nationalen und internationalen Tanztreffen gehört dazu. In Zimmern haben Vereine einen großen Stellenwert, sagt Tobias Teufel. Wer mitmacht, habe nicht nur Spaß, sondern finde auch Anschluss. Und das ist seiner Meinung nach auch das Beste daran: die Kameradschaft und der Zusammenhalt, die er in im Verein erlebt. Im Fall der der Trachtengruppe kommt natürlich noch etwas dazu: "Einfach die Freude, das Brauchtum weiter aufrecht zu erhalten."

Weitere Informationen: Wer mittanzen möchte, kann sich an den Vorsitzenden Ludwig Teufel wenden. Der Nachwuchs probt freitags ab 18.30 Uhr, die Erwachsenen ab 20 Uhr im Feuerwehrhaus.

Die Trachtengruppe Zimmern feiert mit ihrem Erntedankfest am Sonntag, 5. Oktober, gleichzeitig ihr 60-jähriges Bestehen. Los geht es um 9 Uhr in der Kirche St. Konrad. Ein Frühschoppen mit dem Musikverein Zimmern in der Festhalle schließt sich an. Ab 11.30 Uhr gibt es Mittagessen, zwischen 13 und 16 Uhr beginnen außerdem Tanzaufführungen der Zimmerner Trachtengruppe, ihres Nachwuchses sowie von befreundeten Vereinen aus dem Trachtengau Schwarzwald. Ihm gehören die Zimmerner an. Kutschfahrten und Ponyreiten stehen nachmittags ebenfalls auf dem Programm.