Julia arbeitet am liebsten mit Tieren zusammen. Hier sieht man sie mit Gastvater Manfred Haas und Pferd Pepsi. Foto: Röseler Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Nürnberger Schülerin erhält Einblick in ihren Traumberuf / Neue Höfe für Projekt gesucht

Kühe füttern, Eier sortieren, Schweinestall ausmisten: Die 15-jährige Julia aus Nürnberg verbringt ein zweiwöchiges Praktikum auf dem Hof der Familie Haas in Flözlingen, um ihrem Traumberuf ein Stück näher zu kommen.

Zimmern-Flözlingen. Von der Großstadt aufs Land – für Julia Stroh ist das ein wahrgewordener Traum. "Es ist so schön hier", sagt die Schülerin strahlend. Die 15-jährige Nürnbergerin weiß schon lange, dass sie später einmal Landwirtin werden will.

Auf dem Hof der Familie Haas in Flözlingen kann sie zwei Wochen lang erste Erfahrungen sammeln. Landwirt Manfred Haas ist Teil des Projektes "Landleben-live". Sechs Jugendliche hat er bereits auf seinem Hof aufgenommen, nächste Woche kommt schon der nächste.

Die Jugendlichen lernen die Arbeit und das Leben auf den Höfen in Form von Praktika kennen. Julia war schon in einem Kuhbetrieb, in den Sommerferien will sie noch bei einer Fischzucht und einem Bio-Betrieb Station machen. Der Wissensdurst der Schülerin ist groß.

Früh war ihr klar, dass sie später mit Tieren arbeiten will. Bei einem Tierarzt hat sie deshalb auch schon ein Praktikum gemacht. In der Landwirtschaft gefällt es ihr aber am besten. Ihre Freunde zu Hause bewundern ihr Berufsziel. "Wir sagen immer, dass es schön wäre, sich etwas Eigenes aufzubauen", schwärmt Julia. Von ihren Eltern erhält die Schülerin viel Unterstützung – auch wenn die mit Landwirtschaft gar nichts zu tun haben.

"Das fühlt sich gar nicht wie Arbeit an"

"Das macht ihnen nichts, Hauptsache ich bin glücklich", sagt die Schülerin, die derzeit die neunte Klasse eines Nürnberger Gymnasiums besucht.

Auf dem Hof hat sie zahlreiche Aufgaben: Futter verteilen, Eier sortieren, Tiere versorgen und Ställe ausmisten. "Das fühlt sich gar nicht wie Arbeit an, weil es so Spaß macht", lacht sie.

Auch zu Hause hat Julia viel mit Tieren zu tun, jedoch hat ihre Familie nur einen kleinen Garten. "Beim Frühstück von der Terrasse hier auf die riesigen Wiesen zu schauen, das ist ein Traum", freut sie sich.

Berufsschule, Ausbildung, Fachoberschule und dann Studium – vor Julia liegt ein langer Weg, den sie gerne auf sich nehmen will. Im Herbst beginnt sie mit einem Berufsgrundbildungsjahr. Haas macht ihr Mut. "Es werden immer gut ausgebildete Leute gesucht", weiß der Landwirt. Er ist Mitglied im evangelischen Bauernwerk, das das Projekt "Landleben-live" ins Leben gerufen hat.

Interessenten stehen viele Türen offen

Während seiner eigenen Ausbildung war auch er viel unterwegs, sowohl im Inland als auch im Ausland. Den Jugendlichen, die sich für die Landwirtschaft interessieren stehen viele Türen offen.

"Sie lernen sowohl die schönen Seiten als auch die Schattenseiten kennen", erklärt Haas. Denn so ein Hof sei kein Streichelzoo. Viele Jugendliche kämen und hätten eine falsche Vorstellung. "Die Jungen wollen vor allem Traktor fahren", lacht er. Er hat bis lang aber hauptsächlich positive Erfahrungen mit dem Projekt gemacht. "Das bereichert uns" sagt er. "Man nimmt neue Ideen mit, da bleibt immer was hängen."

Für das Projekt werden dringend noch Höfe gesucht. Nur wenige Bauern aus der Region engagieren sich. "Das macht das Leben schöner, auch wenn man mehr Verantwortung übernehmen muss", betont Haas. Schließlich sitzt eine Person mehr am Tisch, so wie Julia. Sie will die verbleibende Zeit auf dem Hof auf jeden Fall noch auskosten: "Das ist doch ein Luxusleben."