Pfarrerin Kristina Reichle und die Mitglieder des Kirchengemeinderates diskutieren in der Flözlinger Kirche über das Kaiserfenster. Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Renovierungsarbeiten: Kaiserfenster in Flözlinger Kirche nicht mehr zeitgemäß

Vor 300 Jahren wurde die evangelische Kirche in Flözlingen gebaut. Am 12. September wird Jubiläum gefeiert. Und bis dahin möchte die Kirchengemeinde ihr Gotteshaus noch ein wenig aufhübschen und auf Vordermann bringen.

Zimmern-Flözlingen. Erste Überlegungen und Planungen dazu habe es bereits vor zwei Jahren gegeben, informiert Kirchengemeinderatsvorsitzender Rudolf Etter. Die Arbeiten an den Außenanlagen sind bereits nahezu abgeschlossen. Als nächstes stehen Maßnahmen im Kircheninnenraum an. Für die künstlerische Ausmalung hat der Kirchengemeinderat den Rottweiler Künstler Tobias Kammerer angefragt. Die Idee des Kirchengemeinderats war es, dem Öder-Epitaph, das im Schiff links an der Wand hängt, mehr Aufmerksamkeit zu verleihen. Tobias Kammerer plant hier eine Hintermalung. Zudem möchte er im Kirchenraum und Chor weitere farbliche Akzente setzen.

Geplant ist auch, die Orgel auszubauen und durch eine elektronische Orgel zu ersetzen, die aber an anderer Stelle stehen soll. Ist die Orgel weg, tritt auch das sogenannte "Kaiserfenster" im Chor der Kirche wieder zutage, das bislang großteils durch die Orgel verdeckt war. Das prächtige Fenster des Glasmalers Gustav an Treeck aus dem Jahr 1891 zeigt Christus mit den Worten "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben". Ein zweites Antlitz ist darunter abgebildet: Das von Kaiser Wilhelm I, eingerahmt vom württembergischen Wappen und dem Reichsadler. Darunter steht der Text "Zur Erinnerung an die Einigung Deutschlands gestiftet".

Ausbau der Orgel schafft neue Möglichkeiten

Der Kirchengemeinderat samt Pfarrerin Kristina Reichle und Tobias Kammerer haben sich für die Versetzung des Fensters ausgesprochen. Grund hierfür ist, dass eine Kaiserdarstellung nicht mehr zeitgemäß ist. "Es ist unser großer Wunsch das Chorfenster in das südwestliche Fenster zu versetzen", so Rudolf Etter. Das Denkmalamt hat der Versetzung des Fensters bislang nicht zugestimmt. Seither wird das Thema im Ort und in der Kirchengemeinde heftig diskutiert. "Ich finde es fatal dem Kaiser zu huldigen. Und das auch noch im Jahr des Reformationsjubiläums", so Pfarrerin Reichle, die großen Wert auf die Versetzung des Fensters legt. Da es bislang keinen Konsens zwischen Denkmalamt und Gemeinde gibt, hat sich jetzt der Oberkirchenrat in Stuttgart der Sache angenommen.

Aber da das Jubiläum im September mit großen Schritten näher komme, müsse man zeitnah mit den Arbeiten im Kirchenraum beginnen, plant Etter. Wann das Orgelprojekt umgesetzt wird, entscheidet der Kirchengemeinderat in seiner nächsten Sitzung in drei Wochen. Für den Abbau der Orgel hat das Denkmalamt grünes Licht erteilt. "Der Oberkirchenrat war allerdings nicht sehr begeistert. Verwehren kann er es uns aber nicht", so Reichle. Wo die neue Orgel aufgestellt werden soll, steht noch nicht fest. "Unser Grundgedanke war es, den Chorraum zeitgemäß zu gestalten. Die Orgel wurde in den 60er-Jahren bewusst dort aufgestellt, um den Kaiser zu verdecken", begründet Etter den geplanten Abbau.

Durch den gewonnenen Platz eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten des Gottesdienstfeierns, freut sich Kristina Reichle. Sie hofft, dass mit der Ausmalung der Raumschale bald begonnen werden kann. "Das wäre jetzt dran. Wenn die Leute erst mal was sehen können, dann sind sie dem Vorhaben gegenüber sicher auch aufgeschlossener", sagt sie. Und in Sachen Kaiserfenster hoffen alle auf eine gute und zeitnahe Lösung.