Anbetung: Sie stehen Schlange, um dem Christuskind ihre Aufwartung zu machen. Fotos: Siegmeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Weihnachten: Ingeborg und Bernhard Rüth geraten bei Ernst Beuters geschnitzten Werken ins Schwärmen

Man könnte meinen, zur Beuter-Krippe, die im Untergeschoss des Stettener Rathauses steht, ist längst alles gesagt. Und man könnte meinen, wer sich das prachtvolle Kleinod einmal angeschaut hat, hat alles gesehen. Aber weit gefehlt.

Zimmern-Stetten. Selbst im soundsovielten Jahr der Berichterstattung über das Stettener Schmuckstück entdeckt man beim genauen Betrachten noch immer Szenen oder Figuren, die einem noch nie aufgefallen sind. Ein Besuch lohnt also allemal. Am ersten Weihnachtsfeiertag ist sie erstmals wieder geöffnet.

Von 14 bis 17 Uhr haben Besucher dann die Möglichkeit, das Werk des Stettener Land- und Gastwirts, Ernst Beuter, zu bestaunen. Auch die Krippenforscher Ingeborg und Bernhard Rüth empfehlen einen Besuch der "Patchwork-Krippe" oder des "Best-off der Krippenkunst", wie sie das Werk Beuters schmunzelnd bezeichnen.

An die 100 Einzelfiguren zählt die Krippe, die größtenteils von Beuter selbst geschnitzt wurden. Knapp 50 Jahre arbeitete er an der Krippe. Das Schnitzen hatte er sich selbst beigebracht. Und dennoch. Die Figuren der Krippe sind nicht seiner Fantasie entsprungen, sondern Beuter hatte diverse Vorlagen, heißt es im "Schwäbisch-alemannischen Krippenbuch" von Ingeborg und Bernhard Rüth. So diente beispielsweise der Bildband "Deutsche Weihnachtskrippen" von Josef Ringler als Vorlage. Für einige Figuren sollen Münchner Krippenkünstler Pate gestanden haben.

Orient und Heimat

Die Krippe von Ernst Beuter kann als Paradebeispiel für den Stilmix in der zeitgenössischen Krippenkunst bezeichnet werden. Orientalisches präsentiert sich neben Heimatlichem. Kulissen, Architektur und Figuren sind größtenteils im orientalischen Stil gehalten, während die Landschaft – der Tradition entsprechend – mit natürlichen Materialien ausgestaltet ist.

Apropos: Dafür, dass die Landschaft auch alle Jahre wieder in frischem Grün erstrahlt, sind Stettens Ortsvorsteher Gerhard Wodzisz und sein Sohn verantwortlich. Rechtzeitig vor Beginn der Krippensaison sammeln sie Moos, kleine Zweige und Zapfen, schauen, dass die Zutaten nicht zu nass sind, und bringen dann den Krippenberg wieder auf Vordermann. Die Beuter-Krippe hat eine Grundfläche von 17 Quadratmetern.

Stetten sei ein beliebtes Ziel für Krippenfahrten. Auch viele Familien kämen, um das Kleinod im Eschachtal zu besichtigen. Im Zentrum des Geschehens steht die Geburt Jesu. Über dem Stall erstrahlt die Gottvater-Gloriole. Aber wer den Blick schweifen lässt, der entdeckt auch ganz andere biblische Szenen, beispielsweise die Herbergssuche, die Anbetung der Hirten, die Anbetung der Heiligen Drei Könige oder den Kindermord. Auch die Flucht nach Ägypten hat Beuter dargestellt.

In mühevoller Schnitzarbeit und sehr detailgetreu hat er seine Figuren gefertigt. Sein Werkstattgeheimnis hat er zeitlebens nie preisgegeben. "Das war für ihn eine höchstpersönliche Angelegenheit", sagt Ingeborg Rüth. Und so entstand um den Eschachtäler Schnitzer schnell ein Mythos. Sein Lebenswerk findet bis heute Bewunderer.  Die Krippe ist am 25. und 26. Dezember sowie an den Sonn- und Feiertagen bis zum 26. Januar jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Aber auch außerhalb der Öffnungszeiten können Termine vereinbart werden: entweder unter Telefon 07403/85 59 oder über die Gemeindeverwaltung, Telefon 0741/9 29 10.