Bei Facebook und Twitter vielfach offener Antisemitismus vorgeworfen. "Nicht so gemeint".

Zell am Harmersbach - Ein Ferienhof im Schwarzwald hat Gäste aus Israel abgelehnt und damit heftige Debatten provoziert. Seit der schroffen Abweisung einer Touristengruppe ist der malerische Hof in Zell am Harmersbach nahe Lahr breiter Entrüstung im Internet ausgesetzt.

Bei Facebook und Twitter wird dem malerischen Schwarzwaldhof, der sich rasch entschuldigt, offener Antisemitismus vorgeworfen.

Für Touristiker im Schwarzwald eine Katastrophe - schließlich boomt das Geschäft hier gerade mit Gästen aus Israel. Jahr für Jahr kommen mehr Besucher in den Südwesten.»We Don't want have Guests from Israel« (»Wir möchten keine Gäste aus Israel«), hatte der Hof auf eine Anfrage mehrerer Familien bei einer Buchungsplattform in brüchigem Englisch geantwortet. Der zweite Satzteil lautet: »because our appartments are Not for them« (»weil unsere Zimmer nicht für sie sind«).

Ein abgelehnter Gast macht dies im Internet publik, die SPD-Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier (Nordrhein-Westfalen) verbreitet es weiter. »Ich bin entsetzt, fassungslos und empört!«

Das Online-Portal für Hotelbuchungen sperrte das Angebot. Man entschuldige sich für das Verhalten der Unterkunft. Man toleriere das nicht, dulde keine Diskriminierungen. Eine Buchung über das Portal ist derzeit nicht mehr möglich. Auch die Stadt nahm das Angebot aus dem Gästeverzeichnis. Der Bürgermeister bestellte die Familie zum Rapport.

Der Ferienhof ist am Montag bemüht, die Geschichte aus der Welt zu schaffen: Der Satz hätte so nicht fallen dürfen, betont der eilig engagierte Anwalt der Eigentümerfamilie. »Er war niemals so gemeint.« Üblicherweise kommuniziere die Tochter mit ausländischen Gästen, diesmal habe es die Mutter getan - die kaum Englisch könne.

Da die ausländischen Gäste vorbehaltenen Wohnungen im separaten Ferienhaus ausgebucht waren und die Wohnungen im Haupthaus wegen der Sprachbarrieren deutschsprachigen Gästen vorbehalten sind, habe die Seniorchefin schreiben wollen, dass keine Wohnungen für ausländische Gäste frei seien.

Rausgekommen sei eine »ganz ungute Geschichte«, so Anwalt Samy Hammad. Angelehnt an den Baden-Württemberg-Slogan könne man sagen: »Wir können alles. Außer Englisch.« Die vier abgewiesenen Familien würden nächste Jahr für eine Woche eingeladen. 60 bis 80 Gäste aus Israel allein in diesem Sommer zeigten, dass die Familie alles andere als antisemitisch sei. »Das alles ist für die Familie nur schwer zu verkraften.«

Alarmstimmung herrscht derweil bei der Schwarzwald Tourismus GmbH, schließlich sind Gäste aus Israel hier zwischen Bollenhüten und Kuckucksuhren eine deutlich wachsende Urlaubergruppe. Die Ablehnung sei »dem Image des Schwarzwaldes dabei in keiner Weise förderlich«, sagt Pressechef Wolfgang Weiler. »Und sie ist in dieser Form auch nicht akzeptabel.« Mit mehr als 200 000 Übernachtungen rangierten Gäste aus Israel 2015 auf dem 6. Rang der ausländischen Märkte. Um erst gar keine Missverständnisse in der Kommunikation aufkommen zu lassen, gebe es den Ratgeber »Der perfekte Gastgeber für ausländische Gäste«. »Wir werden den Vorfall jedoch zum Anlass nehmen, auch die Sprachkompetenz unserer Gastgeber weiter zu fördern«, so Weiler.

Auch der Tourismusverband Hochschwarzwald berichtet von einem Boom an Gästen aus Israel. 140 000 Übernachtungen seien im vergangenen Jahr registriert worden, heißt es. Vor fünf Jahren noch seien es 20 000 gewesen. Nur aus der benachbarten Schweiz kommen mehr ausländische Gäste.

Israel sei ein »absolut wichtiger Markt«, sagt ein Sprecher.Gezielt werde etwa in Tel Aviv um Gäste geworben. Man weise inzwischen aber dort auch schon auf deutsche Spezialitäten wie die Mülltrennung, das Geschirrspülen beim Auszug oder eine ruhige Mittagszeit hin.

Anfangs habe es Spannungen zwischen Vermietern von Ferienwohnungen und Gästen aus Israel gegeben. Der Tourismusverband bietet daher sogar Schulungen für den Umgang mit israelischen Gästen an: Beide Seiten brächten jetzt mehr Verständnis füreinander auf.