Der Stuttgarter Kinderwunschbaum bringt ein Rekordergebnis Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Wunschbaum beschert dieses Jahr 1700 bedürftigen Kindern ein frohes Fest. Damit wird ein absolutes Rekordergebnis erzielt: Stuttgarts Bürger spendeten so viele Gaben wie nie zuvor.

Stuttgart - Maria Haller-Kindler ist von wuseligen Kindern umringt. „Wo ist denn mein Geschenk?“ fragt der vierjährige Davis aufgeregt. Die Kinderbeauftragte der Stadt, ist an diesem Donnerstag in der Kita Wilde Hilde in der Olgastraße vorbeigekommen, um die Früchte des Kinderwunschbaums zu verteilen. Sie überreicht Davis einen Kinogutschein. Es kommt zur Irritation: „Ich darf nicht ins Kino“, weiß der Kleine, und Enttäuschung ist im Anmarsch. Doch alles lässt sich klären: Die Bürger, die Davis’ Wunschkarte vom Nadelbaum im Rathaus gepflückt hatten, dachten sich offenbar, sie könnten dem darauf erwähnten großen Bruder auch eine Freude machen. Das vermisste Päckchen mit dem Fahrzeuge-Memory wird schließlich auch gefunden, Davis strahlt. „Leider kann ich nicht alle Geschenke persönlich übergeben“, seufzt Haller-Kindler.

1700 Wünsche haben Kinder an den Tannenbaum im Rathaus geheftet, und sie wurden alle von Stuttgarter Bürgern erfüllt. Das ist ein neuer Rekord. Von Süßigkeiten bis zum Besuch im Schwabenpark im Welzheimer Wald, war alles dabei. Kita-Leiterin Marijana Krminac-Jovicic zitiert den Wunsch eines Jungen, der ihr besonders in Erinnerung geblieben ist: „Lieber Oberbürgermeister. Ich wünsche mir sehr ein Skateboard. Bitte, bitte, bitte. Ich wünsche dir frohe Weihnachten.“

Auf Skepsis waren bei einigen Betrachtern des Wunschbaums die zahlreichen Gutscheinwünsche gestoßen. Manch einer witterte den elterlichen Versuch, auf diesem Wege Notwendiges zu organisieren. „Es waren etwa 600 Gutscheinwünsche dabei“, bestätigt Haller-Kindler. Das sei weniger als ein Drittel. Schwimmbad- oder Wilhelmagutscheine seien darunter gewesen, aber auch Einkaufsgutscheine für Kleidung oder Drogeriemärkte. „Wir haben vereinzelt Rückmeldung von Leuten bekommen, die lieber ein richtiges Geschenk einpacken“, fügt sie hinzu. „Rund 150 Gutscheine wurden daher in Rücksprache mit den beteiligten Einrichtungen noch in konkrete Wünsche umgewandelt.“ Besonders erfreut ist die 48-Jährige, dass viele Bürger persönliche Grüße beifügen, manchmal sogar Einladungen. Geschenkt werde von Menschen aus allen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten. Viele seien nicht besonders vermögend, hätten aber das Bedürfnis, anderen eine Freude zu machen. Sie selbst hat einem 13-jährigen Mädchen aus einem Flüchtlingsheim ein Parfum geschenkt.

Ebenso wichtig wie die Rolle der Spender ist der Beitrag der Mitarbeiterinnen des Kinderbüros, die alle Geschenke registrieren, in den Büroräumen stapeln, nach beteiligten Einrichtungen sortieren und Sorge tragen, dass nichts vertauscht wird oder verloren geht.

Mit dem neuen Rekord von 1700 Wünschen sei man nun an der Kapazitätsgrenze. „Wir werden die Aktion im Rathaus Stuttgart natürlich beibehalten“, betont Haller-Kindler. „Trotzdem freut es mich, wenn ähnliche Aktionen auch in anderen Bezirken wie Cannstatt oder Degerloch entstehen. Ich glaube es gibt genügend Potenzial sowohl auf Seiten der Bedürftigen als auch bei den Menschen, die sich beteiligen.“