Alles für "Bauch-Beine-Po": Fitness-Trainerin Sabrina Häbig wurde 2010 als beste IFAA Masterinstruktorin Deutschlands ausgezeichnet. Am Dienstagabend heizte sie mit ihrem auf diese Zonen gemünzten Programm den Teilnehmerinnen ordentlich ein. Fotos: Möller Foto: Schwarzwälder-Bote

Selbstversuch bei Training mit Fitness-Koryphäe

Es herrscht ein Gewusel wie in einem Bienenstock. An der Bar vor dem Trainingsraum folgt einem "Hallo Schatz" das Häkchen in der Anmeldeliste: 160 Frauennamen stehen da. Weil wegen Regens das "Bauch-Beine-Po"-Training mit Fitness-Koryphäe Sabrina Häbig nicht Open-Air stattfinden konnte, wurden am Dienstag die Geräte aus einem Raum des Training-Center Wolfach rausgeschafft. So tummeln sich nun 110 Frau auf 130 Quadratmeter. Um zu wissen, warum das Event so viele anspricht, wage ich spontan den Selbstversuch.

"Hallo Kinder", heißt da Sabrina Häbig die Frauen willkommen. Sie hätte nicht immer diese Figur gehabt. Wie die durchtrainierte Fitness-Trainerin ihre einstige Figur wandelte, das lässt will sie uns nun am eigenen Leib spüren lassen. "Wuaaahhhh", zu ihrem Urschrei schallt mit voller Lautstärke 80er-Jahre-Musik durch den Raum. Rechts, links, rechts, links, dann zeitgleich Hände hoch, runter, hoch, runter. Die meisten Frauen scheinen mit Aerobic mehr am Hut zu haben als ich: gar nicht so leicht die kreuz und quere Koordination von Armen und Beinen. Trotzdem erfüllt auch bei mir das Warm-Up mit Michael Jackson-Mucke seinen Zweck.

Der Schweiß fließt über meine Stirn und auch über die anderer Frauen. Rechts, links, vor, zurück. "Peng", die Geübte vor mir bringt mit einer Armbewegung einen Luftballon zum Platzen. Der war wie die vielen noch intakten zur Deko für Häbigs Training aufgehängt worden. Die 29-jährige Sport- und Gymnastiklehrerin ist für ihr Bauch-Beine-Po-Programm berühmt, war "Beste IFAA Masterinstruktorin 2010" und tourt gerade mit Work-Out, Kameramann und Co. durch Deutschland.

"Wuaaaaahhhh", dieser Urschrei gilt dem Song "It’s raining men, halleluja". Häbig reißt die Arme in die Höhe. Nun ist diagonale Koordination mit den Beinen gefragt. Meine lässt zu wünschen übrig. Das sieht auch der Muskelmann mit dem "Onkel Sam"-T-Shirt, der von der Beindrückmaschine im unteren Trainingsbereich zu uns Strampelnden auf der Tribüne hoch grinst.

"Ich komme vom Fußball, dann vom Tanzen", kündigt Häbig in der kurzen Trinkpause den Twist und "Come on everybody" an. Und dementsprechend geht’s auch mit "Ärschle wackeln" weiter. Ob zur Latino-Weise von Carlos Santana oder zum Hit aus dem Film "Flashdance", Häbig feuert immer wieder ihren Urschrei in die Menge. Die Frauen strahlen, schwitzen, ich auch, selbst wenn meine Bewegungen zu ungeübt für die Geschwindigkeit sind, in der die Trainerin sie vorgibt.

"Hallo Mädels, ich bin in Wolfach und hier kocht die Bude", gibt Häbig in der nächsten Trinkpause ihren Aufsager in die Filmkamera eines Kollegen. Sie ist mittlerweile genauso verschwitzt wie wir, sprüht aber immer noch vor Energie.

"So Kinder, ein bisschen für Kopf und Ärschle"

"So, Kinder", kündigt sie uns nun "ein bisschen was für den Kopf und fürs Ärschle" an. Schlangenartig sollen wir uns nun von rechts nach links und wieder zurück bewegen. So sieht’s zumindest bei der Profi-Trainerin aus. Auch einige Teilnehmerinnen scheinen diese Wellenbewegung drauf zu haben. Bei mir gleichen die eckigen Schwünge eher denen einer Zeichentrick-Figur.

Urschrei, "Hero" von Bonny Tyler erklingt. Alle mobilisieren die restlichen Kräfte, zählen kollektiv und laut und dass man es laut Häbig "bis Hausach hören" soll: "Acht, sieben, sechs..." Das Halten in diversen Kniebeuge-Positionen hat es dann in sich. Das wechselnde Aufstellen des rechten und linken Fußes umso mehr. Zwei Mal feuert uns diese Wilde noch an, hoch will sie unseren "Travolta-Finger" zu Abba sehen und mit rollenden Hüften meint sie beim Dirty-Dancing-Hit "Do you love me": "Wir sind noch nicht fertig." Nun jagt sie die viel zu vielen Frauen im viel zu kleinen Raum vor und zurück. Was für ein kollektives Geklatsche, Gehopse und Glück: Eine Liebeserklärung verspricht sie.

"Ich ziehe durch die Straßen bis nach Mitternacht...", gleich nach den ersten Worten von Matthias Reim erschallt er wieder: ihr Urschrei. Und der 80er-Star säuselt: "Verdammt ich lieb’ dich, ich lieb’ dich nicht." Ein Bein vors andere. Langsam dürfen wir uns dehnen – meine Muskeln sind schwer vom einstündigen Workout.

Mit einen lauten "Danke" und natürlich dem Urschrei beendet Häbig das Training. Nicht ohne für ihre Deutschland-Tour, Kurse, den Trick mit dem Neopren-Kompressions-Höschen zum Training und die dadurch stärkere Durchblutung der Problemzonen zu werben. "Was wollt ihr wissen, Schatz", fragt sie dann die Frauen und darf vielen ihre Bauchmuskulatur zeigen. Dass das Waschbrett nicht von ungefähr kommt, beweist ein Plakat an der Wand: Es zeigt ein Foto der Trainerin mit fülligerer Figur. Und eines fünf Wochen später und 20 Kilo leichter. Darüber steht: "Egal, woher du kommst, wichtig ist nur, wohin du willst." Leuchtet ein, denke ich. Trotz Aerobic-Defizit: Spaß hat’s gemacht. Die Urschreie waren mir auf jeden Fall ein Ansporn. Arwen Möller