Bürgermeister relativiert Absage / Recherche über Eduard Trautwein

Von Ruben Wolff

Wolfach. Nun also doch: Der Wolfacher Bürger Frank Schrader darf für seine Recherchen ins Stadtarchiv – wenn auch nicht im Augenblick. Pikant an der Geschichte ist, dass Schrader Nachforschungen über das ehemalige SS-Mitglied Eduard Trautwein betreiben will und ihm der Zutritt ins Archiv zuvor noch generell verboten wurde.

"Im Moment geht es einfach nicht", sagt jetzt Wolfachs Bürgermeister Gottfried Moser. "Wir sind unterbesetzt im Rathaus und ich lass niemanden ohne Aufsicht ins Archiv". Das gelte nicht nur für Schrader, sondern für jeden, machte Moser klar.

Dafür habe er auch vollstes Verständnis, sagte Schrader. "Es ist klar, dass das Stadtarchiv eine Aufsichtsperson benötigt." Sobald im Rathaus wieder alles seinen gewohnten Gang gehe, dürfe er ins Archiv.

Doch anfangs hatte es sich noch ganz anders angehört. In der vergangenen Woche hatte Schrader eine E-Mail von einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung bekommen, der ihm Vorwürfe gemacht hatte: "Nach der von Ihnen initiierten negativen Berichterstattung über Kunstmaler Eduard Trautwein möchten wir davon absehen, Ihnen das Stadtarchiv zugänglich zu machen". Die Absage an ihn sei auch mit dem Bürgermeister abgesprochen – der aber rudert nun zurück. "Das war so nicht besprochen", sagte Moser jetzt gegenüber dem Schwarzwälder Bote, dem das Schreiben vorliegt.

An den Künstler Eduard Trautwein denken die meisten Wolfacher positiv zurück. Der Maler verschönerte unter anderem die Rathausfassade. Um Trautwein zu ehren, wurde sogar eine Straße nach ihm benannt.

Problematisch aber ist, dass Trautwein eine NS-Vergangenheit hat – und das wiederum ist Zündstoff für die Kritiker, die eine Umbennenung der Straße fordern (wir berichteten). Bürgermeister Moser ist da aber ganz anderer Meinung: Trautwein sei nie ein Täter, sondern immer nur ein Mitläufer bei der NSDAP und der SS gewesen. Und solange es keine neuen Fakten über das Leben des Künstlers gebe, solange behalte die Straße ihren Namen.

Zu denen, die der Straße einen neuen Namen geben wollen, gehört eben auch Frank Schrader. Um sich auf die Spuren des umstrittenen Malers zu begeben, will er seine Nachforschungen im Stadtarchiv betreiben. Dazu soll er bald auch Gelegenheit bekommen, sagte Moser.

Nochmals hob Wolfachs Rathauschef in aller Deutlichkeit hervor, wie schrecklich er die Verbrechen der Nationalsozialisten findet. Es dürfe nichts beschönigt werden. Doch er selbst sei kein Historiker und könne nicht aufzeigen, wie sehr Trautwein das nationalsozialistische Gedankengut tatsächlich teilte. Handelte er vielleicht aus Furcht?

Moser verweist auf den bekannten Ortshistoriker Otto Schrempp, von dem er auch wisse, Trautwein habe nach einem heftigen Streit die SS verlassen. Schrempp hatte Trautwein auch persönlich gekannt.