Wolfach sucht händeringend nach privaten Mietobjekten für Flüchtlinge. Foto: Kahnert

Landkreis weist für Januar 15 Personen zu. Eigentümer und Helfer benötigt.

Wolfach - Dass die Stadt weitere Flüchtlinge mit einem sicherem Aufenthaltsstatus aufnehmen werden muss, war Bürgermeister Thomas Geppert durchaus bewusst, aber nicht, dass dies so spontan erfolgen werde. Vor gut einer Woche habe er davon erfahren. Das Landratsamt Ortenaukreis will für Januar 15 Flüchtlinge nach Wolfach verteilen und für das kommende Jahr insgesamt 90 Neuankömmlinge. Dies gaben der Bürgermeister und die Koordinatorin Christel Ohnemus bei einem Pressegespräch im Rathaus bekannt.

Der "Faktor Zeit", so Geppert, werde nun knapp, denn eine Unterkunft zu bauen sei nicht mehr möglich und die Stadt verfüge nicht über eine eigene Immobiliengesellschaft. Der Landkreis wird demnächst 2100 Flüchtlinge per Quotenregelung auf die Fläche verteilen. Zu gut zwei Prozent wird Wolfach sich daran beteiligen. Bemessen wurde der Anteil nach den Einwohnerzahlen mit Stand vom 31. Dezember 2015 sowie nach den bereits aufgenommenen Flüchtlingen vor Ort. Bei 120 Personen liege aber die sogenannte Obergrenze für Wolfach, betonte Geppert.

Nun sucht die Stadt händeringend nach privaten Eigentümern, die kleinere Mietobjekte besitzen und der Stadt kurzfristig für die Anschlussunterbringung zur Verfügung stellen. In den vergangenen Wochen habe die Stadt hierfür den Leerstand von Wohnungen und Gebäuden erfasst. Auch die Eigentümer, deren Häuser und Wohnungen leer stehen, wurden angeschrieben.

Damit soll verhindert werden, dass die 90 Flüchtlinge, die Wolfach nach der Quotenregelung aufnehmen muss, in Containern unterkommen müssen. Dies wäre nur eine Notlösung. "Die Bevölkerung erhofft sich bestimmt auch keine Container", sagte Geppert. Eine Konzentration an einem Standort solle verhindert werden, lieber die Integration von Zugezogenen durch eine dezentrale Unterbringung gefördert werden.

Infrage kommen könnte das Engelschulhaus, das momentan noch die Zweigstelle Wolfach der Musikschule Ortenau beherbergt. Das Gebäude könnte somit Ausgangspunkt der kommenden Haushaltsplanungen am 21. Dezember im Gemeinderat sein. Da die Musikschule Anfang 2017 in den sanierten Alten Bahnhof umziehen wird, geht Geppert von einem sechsstelligen Betrag aus, der in den Haushaltsberatungen durchaus um das bis zu 2,5-Fache erhöht werden könnte.

Ein einzelnes Stockwerk reiche für die Flüchtlingsaufnahme nicht aus, betonte Geppert. Bei 90 Personen seien mindestens 25 Wohnungen nötig. Mit einem "Puffer" von fünf bis zehn Immobilien wäre Geppert anfangs schon zufrieden.

Die Flüchtlinge, die jetzt kämen, so Ohnemus, verfügten über einen geklärten Aufenhaltsstatus mit Aussicht auf Arbeitserlaubnis und müssten laut Gesetz so lange in Wolfach untergebracht werden, bis sie aus eigener Kraft den Standort wechseln.

Aktuell beherbergt die Stadt zwölf Flüchtlinge, die in der Gemeinschaftsunterkunft in der Oberwolfacher Straße leben. Die Unterkunft Vor Langenbach wurde vor längerem gekündigt, weil der neue Eigentümer das Haus modernisieren will, so Geppert.

Neben den Wohnungen sucht die Stadt auch Ehrenamtliche, die den Neuankömmlingen bei Behördengängen und Sprachbarrieren helfen. "Bei Hemmschwellen" bieten der Bürgermeister und Ohnemus an, jederzeit ein offenes Ohr zu haben. Auch der Landkreis erwägt, Wolfach zusätzliche Plansozialarbeiter zur Verfügung zu stellen.