Bürgermeister Gottfried Moser gratuliert dem frisch gebackenen Sieger Thomas Geppert noch im Sitzungssaal. Foto: Adler

Wolfacher entscheiden sich mit 51,7 Prozent bereits im ersten Wahlgang für jüngsten Kandidaten im Teilnehmerfeld. Mit Kommentar.

Wolfach - Statt Kandidatenlotto haben die Wolfacher eine überraschend klare Entscheidung getroffen: Thomas Geppert beerbt bereits nach einem Wahlgang Gottfried Moser und holt sich den Bürgermeistersessel mit klaren 51,7 Prozent. Der 33-Jährige Berghauptener holte mit 1595 Stimmen knapp 50 mehr, als er für die absolute Mehrheit gebraucht hätte.

Dass es so deutlich werden würde, hätten selbst langjährige Beobachter der Wolfacher Kommunalpolitik nicht erwartet. Allerdings hatten die weitaus meisten mit einer klaren Tendenz und einem relativ kleinen Favoritenkreis von drei bis maximal vier Bewerber gerechnet. Bereits bei der Auszählung der Briefwahl gab es einen klaren Hinweis, dass es für den jüngsten Bewerber ein glücklicher Abend werden würde.

Die Briefwahl ist deshalb relativ repräsentativ, weil sie quer über alle Wahllokale einen Trend erkennen lässt. Etwa 400 Wolfacher haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, sich so zu entscheiden – das ist etwas mehr als die Hälfte wie bei der Kommunalwahl. Die Häufchen über den Namen Geppert, Bollweber und Paul wachsen schnell in die Höhe, die anderen neun Bewerber bekommen nur ganz vereinzelt mal eine Stimme. Auf Geppert entfallen etwa 190 Stimmen – das macht überschlagsmäßig etwa 43 Prozent. Harald Bollweber kommt auf etwa 140 und Michael Paul rund 90. In zwei weiteren Wahlbezirken auf dem Wolfacher Rathaus schrammt Thomas Geppert haarscharf über die 50-Prozent-Marke, aber ob das auch in den Ortsteilen reichen wird, ist alles andere als klar. Es sieht also eher nach einem zweiten Wahlgang aus, aber selbst eine so klare Tendenz ist eigentlich eine Sensation.

Gegen 19.15 Uhr kommt Hauptamtsleiter Dirk Bregger mit federndem Gang in den Sitzungssaal des Rathauses, wo sich der Gemeindewahlausschuss versammelt hat. Es wird ernst: Bürgermeister Gottfried Moser und seine Ausschussmitglieder müssen nur zwölf ungültige Stimmzettel erneut begutachten. Das geht sehr schnell, und wenige Minuten später kann der scheidende Schultes das Ergebnis verkünden.

Von Thomas Geppert fällt die Anspannung schnell ab, als ihm Gottfried Moser zur Wahl gratuliert. Auch die unterlegenen Bewerber zeigen sich sportlich fair, klatschen trotzdem spontan Beifall und ziehen ziemlich lange Gesichter. Vor dem Rathaus haben sich inzwischen mehrere hundert Bürger versammelt, die nun auf das Ergebnis warten. Das müssen sie aber noch gut zehn Minuten, denn bis alle offiziellen Pflichten erledigt sind, wird es 19.40 Uhr. Auch draußen gibt es viel Applaus für den strahlenden Sieger. Die Stadtkapelle spielt das Badner-Lied, die Bürgerwehr paradiert durch die Menge und schießt Salut – selbst als der Pulverdampf sich legt, lacht der frisch gebackene Bürgermeister über das ganze Gesicht.

Info: Die Zahlen

Wahlberechtigte in Wolfach: 4773; Wähler: 3095; Wahlbeteiligung: 64,84 Prozent; Ungültige Stimmen: zwölf; Gültige Stimmen: 3083. u Bewerber: Frank Eggert: 32 (1,0); Maik Knötig: 29 (0,9); Sascha Koffer: 8 (0,3); Martin Haas: 12 (0,4); Petra Fränzen: 184 (6,0); Volker Seelherr: 18 (0,6); Wolfram Alster: 9 (0,3);

Harald Bollweber: 619 (20,1), Thomas Geppert: 1595 (51,7); Michael Paul: 519 (16,8); Christian Maier: 23 (0,8); Heiko Schwer: 32 (1,0); Jochen Armbruster: 1 (0,03); Sandra Boser: 1 (0,03); Robert Schrempp: 1 (0,03).

Kommentar: Unbekümmert zum Sieg

Markus Adler

Wolfach hat gewählt: einen 33-jährigen Verwaltungsfachwirt aus Berghaupten, der mit seiner Unbekümmertheit und Bodenhaftung die Mehrheit in der ersten Runde überzeugt hat. Die Erfahrung und Fachkompetenz der Kandidaten Bollweber und Paul haben nach den Erfahrungen der 22 Jahre der Ära Moser mit ihrer zuletzt eher bewahrenden Tendenz nicht mehr die entscheidende Rolle gespielt – das zeigt den Mut der Wolfacher zu etwas Neuem und dem Wunsch nach Veränderung.

Dass nicht jeder, der sich den Bürgermeisterjob zutraut, auch wirklich eine Chance hat, zeigt das Schicksal vieler Quereinsteiger. Mit Ergebnissen zwischen 0,3 und 1,0 Prozent ist ihre Mission gescheitert – und zwar mehr als deutlich. Die Wolfacher haben mutig und besonnen gewählt – Thomas Geppert hat einen Vertrauensvorschuss als Blankoscheck bekommen, den er jetzt einlösen muss.