"Combo Kommunale" schnurren als gerade geschasste Kellner über die Schließung des Gasthauses "Kreuz". Fotos: Buchholz Foto: Schwarzwälder-Bote

Schnurranten plaudern aus dem Nähkästchen. "Mauerblümle" verschenken einen Kehrwisch.

Wolfach - Die geheimen und öffentlichen Informationsquellen scheinen in Wolfach nie zu versiegen und wer den Schaden hat, braucht bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen. Sieben Schnurrgruppen ist auch dieses Mal nichts verborgen geblieben.

Die Sprachartisten des gereimten Worts und der spitzen Zunge zogen in den acht Schnurrlokalen in Wolfach mächtig vom Leder. Bis zum Bersten – ganz nach dem Geschmack der Schnurranten, die zur Höchstform aufliefen – waren die sieben Lokale gefüllt.

Ohrwürmer übers "Kreuz"

Dass die Ökonomie in Wolfach dennoch humpelt, wusste die "Combo Kommunale" nur zu gut. Als gerade entlassene Kellner vom "Kreuz“ spulten Sebastian Carosi, Andreas Hauer, Benni Hiller, Thomas Moser, Christian Oberfell und Harry Riester den perfekten Service ab. Mit Sätzen wie "Ich und mein Kreuz" oder "Welcome to the Gasthaus Kreuz in Wolfe" ließen die beschwingten Kellner topaktuelle und schon ältere Ohrwürmer nach gusto der Schnurrgäste mit Wolfacher Wirtschaftscolorit aufleben.

"Ober, zack noch ä Helles" nach dem "Smokie"-Klassiker sorgte für Lachsalven. Mancher Zuhörer fand sich auch bei "Manche packte gar die Gier, b´stelle noch drei Stund scho s´zweite Bier" im besagten Lokal ertappt.

Die "Combo Kommunale" wusste, weshalb das "Kreuz" nun schließt. Mit dem Lied von Billy Joel und der Frage "Wo sollen wir jetzt feiern?" hoben die Narren die lange Liste einstiger Einkehrmöglichkeiten hervor. "Der Laden voller Leute ist eigentlich ein Segen", resümierten sie, "doch das bedeutet auch, ich muss mich viel bewegen".

Die nächste Gruppe "Lückenfüller" wusste, dass "Wolfe e schöne Stadt isch, wo jeder ebbis zum Suche hat". Und wer suchet, der findet – wenn es nicht gerade um Lachse geht. So machten sich die "Lückenfüller" als charmante Kandidatinnen verkleidet auf die Suche nach einer Frau für Bürgermeister Thomas Geppert.

Robert Buchholz, Hubert Decker, Stefan Decker, Klaus Hiel, Didier und Katja Juillard, Achim Müller und Johannes Schrempp wollten Geppert bei der Frauensuche helfen, schnurrten dann aber: "Ob massig, ob hübsch oder von de Halbmiel, im Kirnbe gibt´s von de weniger g´scheite au recht viel, so manche Schwiegermutter kann do no hoffe, des Renne isch no offe". Der anwesende Geppert bezweifelte indes die Aktualität dieser Schnurre. "Mir sin halt antik", erwiderten die "Lückenfüller".

Danach verlagerte sich die Suche bei und nach der Familie Geiger. Uneigennützig und nur vom Wunderfitz getrieben machten sich "D´Carosi Traut und Haberer Gudrun", zusammen mit Benemis Töchtern und wissenshungrigen Blicken an einer Truhe zu schaffen. Vergeblich auf ein Schnäpsle hoffend, sahen sie den noch geöffneten Laden von Geigers. Von ihnen war darin aber keine Spur. So drangen sie schließlich bis ins Schlafzimmer vor, ehe "de Geiger Gustl stoht im Raum, un us de Gosch lauft, ihm vor Wut der Schaum."

Mit Wolfacher Fasnetslyrik wussten die "Lückenfüller" schließlich: "In Wolfe bisch du sicher, wie nirgends in der Welt, denn es wird kontrolliert, dass bei dir nix fehlt, du brauchsch au keinen Schlüssel und kei Alarmanlag, es wacht die Traut Carosi, bei Nacht un au am Tag."

Verwandlungskünstler

Bis tief nach Polen reichte die Recherche der Gruppe "Segerei", um die Schlesische Spital-Kur gründlich derb aufzubereiten: "Willsch Stuhlgang, hirt wie´n Eichestock, friss Schlesier-Wellwurscht un Krupniok! Mit Zwetschge-Buuchspeck-Himmelreich, mei, do wird´r widder weich." Als polnisch-russische Verwandlungskünstler mit ausdrucksstarker Mimik verstand es die "Segerei", die kleine schlesische Geschichte opulent für das Schnurrpublikum auszuschlachten. Dieter, Bernd, Martin und Felix Seger begeisterten mit "Babicka" Helga Haas am Akkordeon das Publikum mit Wortwitz und Musik. Am Ende stand Nitsche Reinhard – dank Retro-Ostblock-Kurzzeit-Kur – mit Farbe im Gesicht wieder in der Spur. "Puls klingt gut –wie neue Balalaika," wurde ihm attestiert.

Präsent für Schafheutle

Nun betraten die "Mauerblümle" den Raum und deckten Geschichten auf, die der Alte Bahnhof schreibt. "Vor Wolfachs Schlosstor, ungenützt, a Bauruine Denkmalg´schützt, wie a fauler Backezahn, einst Besitz der Bundesbahn!", schwadronierten sie. Im gereimten Schnelldurchlauf restaurierten Susi Riester und Uschi Mantel den Bahnhof bei viel Gelächter noch einmal neu.

"Manne", Manfred Schafheutle, Vorsitzender des Fördervereins Alter Bahnhof und Schlosshalle, wurde vom Duo für seine unentwegten "Kehrwochentage" aufs Korn genommen. Natürlich blieb den "Mauerblümle" die Feinstaubaktionen nicht verborgen: "…un als der Kreidestaub sich legte, sah man Manne (Schafheutle) wie er fegte!" Deshalb schenkten sie ihm einen Kehrwisch. Nach dem Schnurren waren die Wolfacher nicht nur gut informiert, sondern auch perfekt eingestimmt auf die baldigen närrischen Tage.