Natur und Industrie: Pflanzen umrahmen ein Gebäude in einem Gewerbegebiet in Gäufelden. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Wie kann der Platz genutzt werden, den eine Gemeinde hat? / BUND bietet ein Seminar im Oktober an

Von Ruben Wolff

Mittleres Kinzigtal. So groß das Interesse vieler Gemeinderäte an umweltpolitischen Themen auch sein mag, so oft fehlt ihnen doch das nötige Hintergrundwissen. Das hatte die Fragebogenaktion des BUND Kinzigtal bewiesen. Aus diesem Grund wird im Oktober ein erstes Seminar zum Thema Flächenmanagement angeboten. Der SchwaBo hat sich darüber mit Vorstandsmitglied Angelika Kalmbach-Ruf in Wolfach unterhalten.

"Wir befinden uns mitten in Zeiten des Klimawandels und müssen uns überlegen, wie wir Flächen sinnvoll nutzen", sagt Kalmbach-Ruf. Warum das nötig ist, erklärt sie einen Atemzug später: "Wir werden immer weniger Land haben." Sie meint damit beispielsweise die Hochwasserrückhaltebecken im Kinzigtal, aber auch versiegelte Flächen in Gewerbegebieten, auf denen sich die Natur nicht mehr ausbreiten kann (siehe unten).

Um auf Probleme wie diese aufmerksam zu machen, suchen Kalmbach-Ruf und ihre Mitstreiter den Kontakt zu den Gemeinderäten – denn die können helfen. Räte und die Mitglieder von Stadt- und Gemeindeverwaltungen können Grünflächenverordnungen in der Stadtplanung verankern. Das könne jede Kommune selbst entscheiden – und daher gelte es, den Weg zu den Politikern zu suchen.

Für das Seminar am 11. Oktober (siehe Infokasten) hat Kalmbach-Ruf drei Referenten gefunden. Ursula Philipp-Gerlach, Fachanwältin für Verwaltungsrecht, spricht über das Thema "Planerische und rechtliche Instrumente für das Flächenmanagement in Städten und Gemeinden." Nach ihr informiert Axel Mayer, Regionalgeschäftsführer des BUND, über die Flächenentwicklung im Kinzigtal. Zuletzt ist Dr. Axel Weinreich, dessen Spezialgebiete die Forstwirtschaft und Landschaft sind, an der Reihe. Sein Thema sind die "Auswirkungen der Klimaveränderung für die regionale Vegetation."

Im Mai hatten Kalmbach-Ruf und ihre Kollegen vom BUND Sektion Mittleres Kinzigtal eine Fragebogenaktion ausgewertet (wir berichteten). Sie hatte ergeben, dass sich die Gemeinderäte vor allem für die Themen Flächenmanagement und Energie interessieren und darüber mehr wissen wollten. Deswegen soll es im März noch ein zweites Seminar geben, bei dem alle wichtigen energetischen Fragen geklärt werden.

Das Seminar "Kommunales Flächenmanagement in Zeiten des Klimawandels" findet am Samstag, 11. Oktober, im katholischen Pfarrheim in Hausach statt. Es beginnt um 13.30 Uhr und endet um 17 Uhr. Angesprochen werden rechtliche Belange, der Naturschutz und die Landwirtschaft. Der Eintritt zum Seminar ist frei.

Mittleres Kinzigtal (ruw). "Wenn es in den Städten grüner ist als bei uns, warum sollten Touristen dann noch ins Kinzigtal kommen?" Das sagt Angelika Kalmbach-Ruf vom BUND Sektion Mittleres Kinzigtal im Gespräch mit dem SchwaBo.

Viele sehen im Kinzigtal noch ein grünes Paradies – im Gegensatz zu den industrialisierten Großstädten. Zweitens gibt es bereits Kommunen, die sich um "grüne Gewerbegebiete" kümmerten. Aber wie soll das funktionieren? Umwelt und Industrie auf ein Gebiet zu vereinen?

Kalmbach-Ruf kennt ein Beispiel. In Gäufelden bei Herrenberg gebe es ein Gewerbegebiet, für das eine besondere Grünflächenverordnung gelte. Beispielsweise gebe es eine Verordnung, in der festgehalten wird, wieviele Bäume auf wieviel Quadratmetern gepflanzt werden müssten. In dem Gewerbegebiet gebe es auch ein Café und ein Hotel. Wichtig sei zudem, dass die Parkplätze geschottert seien – und die Flächen nicht versiegelt. Versiegelt sind lediglich die Fahrstraßen und die Be- und Entladezonen der Firmen. Tatsächlich machten die Einheimischen an den Wochenenden dort sogar Spaziergänge. Davon hätten nicht zuletzt auch die Gewerbetreibenden etwas, immerhin würden sie gesehen.

Für Kalmbach-Ruf hat Gäufelden jedenfalls Vorbildcharakter. Es sei wichtig, die Natur mit einzuplanen, wenn ein neues Gewerbegebiet geplant werde. Ihre eingangs gestellte Frage ist damit also als Warnung vor einer extremen Fehlentwicklung zu verstehen. Sollte die Natur immer weiter vertrieben werden, würde darunter der große Wirtschaftsfaktor "Tourismus" leiden.