Elf Männer und eine Frau wollen Bürgermeister von Wolfach werden, um in den kommenden acht Jahren die Weichen in der Stadt an Wolf und Kinzig zu stellen. Foto: Archiv

Vorstellung der weiteren Bürgermeisterbewerber für die Nachfolge von Wolfachs Schultes Gottfried Moser.

Wolfach - Wer sind die sechs weiteren Kandidaten, die am gestrigen Montag ihre Bewerbung für die Bürgermeisterwahl in Wolfach abgegeben haben? Wegen der unerwarteteten Vielzahl der Bewerbungen gibt es das Ganze im kompakten Überblick.

Der 48-jährige Michael Paul aus Walzbachtal bei Karlsruhe ist im Ortenaukreis kein Unbekannter, denn er war bereits im Januar bei der Wahl in Rust angetreten. Der Volljurist lebt gemeinsam mit Ehefrau und vier Kindern in Jöhlingen. Nach Abitur und Zivildienst studierte er zunächst in Heidelberg und arbeitete ab 1996 in einer Mannheimer Rechtsanwaltskanzlei. Seit 1997 ist Michael Paul Syndikusanwalt und Leiter der Rechtsabteilung der B.i.g.-Gruppe in Karlsruhe.

Neben seinen juristischen Kenntnissen erwarb Michael Paul zusätzliche Verwaltungskompetenzen im Studium und als Gemeinderat seiner Heimatgemeinde, wo er CDU-Fraktionschef ist. Der vielfach ehrenamtlich engagierte Paul ist an Wolfach aus unterschiedlichen Gründen interessiert: "Wolfach ist eine lebendige Stadt mit Tradition. Ich möchte sie gemeinsam mit den Bürgern nachhaltig weiterentwickeln, Bewährtes bewahren und Neues wagen", wird er in einer Pressemitteilung zitiert. Michael Paul ist seit vielen Jahren in zahlreichen Vereinen, als Organist der katholischen Kirche, im Elferrat, in der Feuerwehrkapelle sowie im Bund Deutscher Blasmusikverbände engagiert. Bei den Kommunalwahlen 2009 und 2014 erhielt er in seiner Heimatgemeinde die meisten Stimmen aller Bewerber.

Christian Maier aus Seelbach ist 42 Jahre alt. Aufgewachsen ist er in Offenburg und hat nach dem Abitur eine Lehre zum technischen Zeichner, Fachrichtung Maschinenbau. Danach durchlief er mehrere Stationen, die vom Metallbautechniker über die Kalkulation von technischen Bauteilen bis zum Vertriebsleiter führten. 2003 gründete er ein Unternehmen, das er in ein erfolgreiches Autohaus integrierte. Mit bis zu acht Mitarbeitern und vier Standorten wurde das Unternehmen bis 2007 stetig ausgebaut.

Als Folge der Insolvenz des größten Kunden 2010 musste er zwei Jahre später die schwere Entscheidung fällen, das eigene Unternehmen zu schließen. Heute ist er als Vertriebsleiter für die Kundengewinnung und die Organisation der Arbeitsabläufe bei der Firma Mai Care Fahrzeugaufbereitung zuständig. "Ich möchte als Bürgermeister den Grundstein für neue Perspektiven und Nachhaltigkeit in Wolfach und seinen Ortsteilen legen und mit meiner Vielseitigkeit und meiner Begeisterung für Neues, die anstehenden Herausforderungen anpacken", schreibt er zu seiner Motivation. Wolfach solle für den Tourismus attraktiv bleiben und seine Traditionen bewahren können. Ein wichtiges Projekt ist für ihn die Realisierung einer Ganztageskinderstätte. Weitere Infos auf christian-maier-wolfach.de.

Wolfram Alster, geboren 1975 in Frankfurt am Main, ist laut Pressemitteilung zur Kandidatur als Unternehmensberater, Publizist und Journalist tätig. Regelmäßige Urlaubsaufenthalte und geschäftliche Projekte im schönen Schwarzwald formten laut Pressemitteilung die Entscheidung, in die Ortenau überzusiedeln. Bis heute hat Wolfram Alster seine Entscheidung, für sich und seine Familie im Schwarzwald eine neue Heimat zu finden, nicht bereut. Ganz im Gegenteil: Alster, der lange Jahre unter anderem mit und für die Deutsche Bahn AG tätig war, Vorstandsmitglied in einem Berufsbundesverband ist, denkt nicht zweimal über den Wechsel von Stress und Hektik der Großstadt hin zur Ruhe des beschaulichen Schwarzwalds, nach.

Seine Prioritäten sind die Weiterführung der Stadtsanierung, den Tourismus und die regionale Wirtschaft zu fördern, die Stärkung des Ländlichen Raums sowie die Pflege alter Traditionen wie Flößerei, Brauchtum und Bergbau sowie die Begünstigung der Land- und Forstwirtschaft. "Ich bin der richtige Bürgermeister, wenn Wolfach jemanden sucht, der strukturiert denken und analysieren, Lösungen methodisch umsetzen und die Stadtverwaltung effizient und wirtschaftlich orientiert führen kann", schreibt Alster auf seinem Blog. Weitere Infos dazu: wolframfuerwolfach.wordpress.com.

Thomas Geppert (33) aus Berghaupten gab am Montag persönlich seine Bewerbung für das Amt des Bürgermeisters in Wolfach ab.   Er ist der jüngste der zwölf Kandidaten und ledig. Geppert hat 2010 an der Verwaltungshochschule in Kehl seinen Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt gemacht, arbeitete dann zwei Jahre beim Landratsamt Neustadt/Aisch in Mittelfranken und ist seit Anfang 2013 im Hauptamt des Landratsamts in Waldshut tätig.

"Mein Entschluss, mich in Wolfach als Bürgermeister zu bewerben, ist gut überlegt und steht schon länger fest", sagte der 33-Jährige. Einen großen Vorteil für das Amt als Bürgermeister sieht er in seiner Verwaltungserfahrung. "Ich weiß, wie Verwaltung funktioniert, habe sowohl die klassische als auch die projektbezogene Arbeitsweise kennengelernt." Darin sieht er ein solides Grundgerüst, auf das er in Wolfach gern aufbauen würde. "Wolfach ist ein schmuckes Städtle, das passt", sagt er. Er habe zwar keine aktive kommunalpolitische Erfahrung, aber in den Landratsämtern bekomme man natürlich sehr viel mit, was die Kommunen bewegt. Über die Wolfacher Themen wie die Straßensanierung, die Gebäudebewirtschaftung und Stadtsanierung habe er sich bereits informiert.

Den Wolfachern bereits bestens bekannt ist Harald Bollweber, der im Hausacher Rathaus das Bürgerbüro, Standesamt und Ordnungsamt leitet. Seine Tätigkeitsliste ist lang: Er ist Grundbuchratsschreiber und Standesbeamter, kümmert sich um Asylbewerber sowie Obdachlose und ist für die Friedhofsverwaltung zuständig. Der 59-Jährige ist außerdem Vorsitzender von Wolfachs größtem Verein – dem Turnverein –, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Er kam nach seiner Ausbildung als Steuerfachgehilfe in die Verwaltung und hat mit 34 Jahren Berufserfahrung die notwendige Sachkenntnis. "Mir sind die Menschen in der Stadt wichtig", und ich möchte, dass sie gern ins Rathaus kommen", erläutert Bollweber. Die Entscheidung, zu kandidieren, sei in den vergangenen Tagen gefallen, sagt der gebürtige Wolfacher. "Ich bin mir darüber im Klaren, dass diese Tätigkeit eine enorme Herausforderung darstellt", weiß der Verwaltungsfachmann. Kompromisse zu finden bei unterschiedlichem Auffassungen sei er gewohnt. Aufgaben für die Stadt sieht er in der Sanierung des städtischen Kindergartens, der Vollendung der Stadtsanierung, die Ansiedelung neuer Geschäfte, der Stärkung der Kaufkraft am Ort und der Förderung der Vereine.

Kandidat Nummer zwölf ist der 42-jährige Industriemeister Kunststoff- und Kautschuktechnik Heiko Schwer aus Gutach-Turm. Er stammt aus Schonach im Schwarzwald, ist verheiratet und hat drei Kinder. "Uns gefällt Wolfach als Stadt einfach und wir wären als Familie gern hierhin gezogen", berichtet er. "Ich habe die quälende Suche nach geeigneten Kandidaten mitbekommen und mir überlegt, ob ich antreten soll, zumal ich auch gewohnt bin, Verantwortung zu übernehmen", erzählt er. "Mir hat es zum Beispiel sehr viel Spaß gemacht, als Elternvertreter die Interessen der Schule meines ältesten Sohnes im Dialog mit dem Bürgermeister zu vertreten", sagt Schwer. Inhaltlich möchte er die Stadt an Wolf und Kinzig voranbringen, in dem konsequent Schulden abgetragen werden, die notwendige Kindergartensanierung angegangen wird und die Straßen instand gesetzt werden. "Wichtig ist mir der Dialog – ich möchte offene Ohren für alle Anliegen haben."