Natalie Damm und Arnold Genewitz ehren Mikalojus Konstantinas Ciurlionis. Foto: Schrader Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert und Vortrag zu litauischem Komponisten im Blauen Salon

Von Frank Schrader

Wolfach. Eine größere Zuschauerschar hätte das Konzert im Blauen Salon des Wolfacher Rathauses verdient. Natalie Damm am Klavier und Arnold Genewitz als Vortragender stellten Leben und Werk von Mikalojus Konstantinas Ciurlionis (1875-1911) vor, dem bedeutendsten Maler und Komponisten Litauens.

Natalie Damm spielte Ciurlionis Werke stets mit zupackendem Anschlag und legte großen Wert auf die tänzerische Motorik in dieser Musik, in der manches an die Polonaisen, Mazurkas, Walzer und Nocturnes von Frederic Chopin erinnerte. Einige Stücke schwebten voll Leichtigkeit durch den Raum, manches wirkte von Melancholie durchtränkt. Gelegentlich ließ der Komponist sein großes Vorbild hinter sich und wagte sich vor an die Grenzen der Tonalität. Dass er sein tonsetzerisches Handwerk von Grund auf gelernt hat, zeigte sich in einer schönen, kleinen Fuge, in der er sich auf den Spuren des Großmeisters in dieser Form, Johann Sebastian Bach, bewegte.

Während sich Ciurlionis in seinen Kompositionen überwiegend der Tradition verpflichtet zeigt, wirken seine Gemälde fortschrittlicher, wie Genewitz in seinen gehaltvollen, bebilderten Ausführungen zwischen den Musikstücken darlegte. Die Gemälde strahlen überwiegend mit einer luziden, visionären Leuchtkraft, die fast bis an die Grenzen des Gegenständlichen reicht. So überrascht es nicht, dass Ciurlionis eine Einladung von Wassily Kandinsky erhielt, sich an einer Ausstellung des "Blauen Reiters" zu beteiligen, doch verhinderte der frühe Tod des Litauers 1911 diese geplante Zusammenarbeit.

Mit der engen Verknüpfung von Malerei und Musik, die sich wechselseitig beeinflussen, indem er beispielsweise seine Bilder mit musikalischen Begriffen betitelt, befand sich Ciurlionis künstlerisch auf der Höhe seiner Zeit, denn auch Arnold Schönberg, der "Nestor der Neuen Musik", betätigte sich in seinen frühen Jahren als Maler, während dessen Freund Kandinsky wiederum musikalische Formen in seine Bilder einfließen ließ. Mit großem Applaus dankte das Publikum den beiden Akteuren für diese hochinformative Einführung in die reichhaltige litauische Kultur.