Mit solch feschen Puppen zeigte die Schnurrgruppe "Segerei" eine tolle Performance. Foto: Schwarzwälder-Bote

Acht Gruppen bringen Gäste in Wolfacher Lokalen zum Lachen / Grandiose Pannen und tolle Kostüme geboten

Den Wechsel an Wolfachs Rathausspitze und Missgeschicke der Mitbürger haben am Samstag acht Wolfacher Schnurrgruppen mit viel Musik, Versen und Reimen närrisch kommentiert. Kräftig herhalten und einiges aushalten mussten Bürgermeister Thomas Geppert und Vorgänger Gottfried Moser.

Mehr als die politischen Ambitionen des neuen Schultis beschäftigte das Liebesleben des Noch-Junggesellen Thomas Geppert die Schnurrer. Etwaige Hoffnungen der Damenwelt machte freilich die "Feminine Truppe" zunichte: "Er hat schon einen Schatz" hat das Quartett scharfäugig beim Jubiläumsfest der Narren beobachtet. Eine gewisse Schonfrist räumten sie Neuling Geppert schnurrtechnisch noch ein, doch den Takt haben die Mädels gleich mal vorgegeben und das Publikum taktete begeistert mit.

Mit Rentnern und Pensionären beschäftigten sich die "Lückenfüller". Das sei ein guter Tag für Wolfach gewesen, als drei der Senioren auf einen Schlag ihre Plätze räumten: "Dschingis, Gruhle oder Moser, e Unterschied isch do kei großer, mir sages fast mit einem Wort – Hauptsach fort", weinte die Gruppe keinem eine Träne nach. Einen wehmütigen Abgesang aber verfassten die als Köche kostümierten Schnurrer auf die Schließung des Gasthauses Löwen, sogar einen Herd hatten sie dabei und Wirtin Helga (Stefan Decker) mit "einmaligem Ostzonencharme".

Ehrenbürger Otto Schrempp muss beim Busfahrer seine Verdienste darlegen

Ebenfalls mit sperriger Requisite, einem Deckenfluter, erschienen die "Pflasterfeger". Anhand der Lampe wurde dem sparsamen Glaser Würth eine Nachhilfestunde in Physik erteilt. Die Glühbirne spendet nämlich nicht nur Licht sondern wird auch "heiß" – und hat das darin versteckte Urlaubsgeld des Sparfuchses in einen Aschenhäufchenrest verwandelt.

Kein Blatt vor den Mund nahmen die "Mauerblümle", die mit viel Wortwitz die Nebenwirkungen des Messe-Arbeitseinsatzes einiger Wolfacherinnen in München aufs Korn nahmen. Das Ausgehen in Großstadtflair endete für eine Dame wegen gewisser Unverträglichkeiten früher und sie ignorierte sämtliche Weck- und Einbruchversuche ihrer Freundinnen, die später vor verschlossener Tür standen. Der Rest des Quartetts hatte eine saftige Rechnung für den nächtlichen Schlüsseldienst zu zahlen.

Einen tollen Auftritt legte die "Segerei" mit ihren Handpuppen, den Schwarzwaldmarys hin. In vier Akten schnurrten die drei Brüder den Turner-Pensionärsausflug mit der Schwarzwaldbahn. Hin und weg waren die reifen Ladys von einem Fahrgast, der George Clooney zum Verwechseln ähnlich sah. Zum Schlapplachen setzte die Gruppe die Handpuppen ein, die die Flirts des Damenkränzchens besangen: "We are echte Schwarzwaldmarys, stur und sugarsüß". Dumm nur, dass vor lauter schäkern der Ausstieg in Hausach verpasst wurde und die Turnerausflügler trennte. Ehrenbürger Otto Schrempp musste beim Busfahrer seine Verdienste in die Waagschale werfen, um endlich nach Wolfach zu kommen. Das Billett befand sich nämlich in der Handtasche einer der Techtelmechtel-Damen.

Frauenpower gab’s bei "Radio Gassenstäg" die Neues vom "Regierungsviertel" um Kordula Kovac wussten. Detailliert nahmen sich die fünf Frauen Wolfachs handwerklichen Alleskönner und Startrompeter Lelle vor. Der war, um häusliche "Brummelsupp" zu vermeiden, mit Frau und Töchtern zu Ikea gefahren und vor Erschöpfung in einem der Betten eingeschlafen.

Wenn die Badehose platzt und der "bäredicke Dumpe" ans Ufer schwimmen muss

Eine ziemlich boshafte Analyse der Bürgermeister-Kandidaten lieferte "Wunderfitz un Brägelschnitz". Dem stürmischen Applaus nach zu urteilen ist Schadenfreude halt die die schönste Freude. Riesigen Beifall erhielten die Vier auch für ihr Lied über Muttersöhnchen Thomas Geppert: "Bueli, Bueli, isch unser Bueli süß und nett, wohnt noch bei Mama..." und petzten, dass der Schultis sein Vesper im Tupper mit ins Rathaus kriegt und abends einen Kaba zum Einschlafen.

Nicht viel besser erging es Vorgänger Gottfried Moser. "Au revoir, Napoleon", sangen die Lästermäuler und beanstandeten stimmgewaltig die Beschränkung der Schnurranten während seiner Amtszeit. Sehr diskret gab sich anfangs "Combo Communale". Aus Datenschutzgründen wurden keine Namen genannt, doch wer könnte das auch sein: acht Musiker, die immer zusammenstehen und "musizieren in jeder freien Minute,bis brennt die ganze Schnute". Genau, die UHM der Stadtkapelle und die machte einen Ausflug an den Bodensee.

Für einen wurde es dabei recht privat. Dem "bäredicke Dumpe am Tenorhorn, der in 15 Kapellen spielt" platzte nämlich die Badehose beim Sprung ins kühle Nass und alle Bemühungen der Kameraden, ihn wieder ins Boot zu holen, scheiterten. Zum großen Vergnügen der Tränen lachenden Zuhörer arbeitete die Combo das Geschehen aus Sicht der Fische zur Melodie von "Schni-schna-schnappi" auf. Evelyn Jehle