Bis zur fünften Jahreszeit noch in Zivil: Der Wolfacher Frank Schrader sucht nach Utensilien für sein Kaffeetantenhäs beim Basar und berichtet von seinem Selbstversuch bei der Veranstaltung der närrisch extravaganten Gruppierung. Fotos: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Autor auf Utensilien-Suche beim Kaffeetantenbasar in Wolfach

Zum ersten Mal in ihrer Geschichte veranstalteten die Wolfacher Kaffeetanten einen Basar. Für eine altgediente Kaffeetante wie mich, der sich schon im zarten Alter von neun Monaten in alter Familientradition an diesem elegantesten aller Fasnetumzüge beteiligte, eine gute Gelegenheit, sein Kaffeetantenhäs vielleicht um das eine oder andere Accessoire zu vervollständigen.

Am Eingang der Schlosshalle steigt mir gleich der Duft von frischem Kaffee und leckeren Kuchenkreationen in die Nase, die die Kaffeetanten gegen eine Spende für den Verein "Alter Bahnhof und Schlosshalle" feilbieten – und ihrem Namen alle Ehre machen. Doch zunächst widme ich mich meiner Utensilien-Wunschliste, auf der an erster Stelle ein Schirm steht als Ersatz für den schon von meinem Großvater bei seinen Auftritten als Kaffeetante genutzten. Mehr als 150 Jahre ist dieser Schirm alt und ich will dieses handwerkliche Kleinod bei schlechtem Wetter nicht mehr den Gefahren von Wind, Regen oder Schnee aussetzen.

Doch im dichten Gedränge der Besucher sind zunächst gar keine Schirme auszumachen: links stehen zahlreich umlagerte Kleiderständer voller Kostüme in allen Variationen. Es folgen Tische mit Hüten, die einen in dezentem Schwarz für trauernde Witwen vom Lande, die andern mit großstädtisch-bunten Federkreationen für die Dame von Welt.

Im hinteren Bereich finden sich nun auch zwei große Schirmständer. Als Farbvorgabe schwebt mir dunkles Blau mit farbigen Randstreifen vor wie bei meinem Familienerbstück, doch die angebotenen Schirme sind überwiegend in Schwarz, Weiß oder Beige gehalten, mal mit und mal ohne Rüschen.

Der fünfte Schirm, den ich aufspanne, überzeugt mit seinem farblich verzierten Rand, doch die restliche Bespannung strahlt in einem satten Grünton. Das bedarf nun doch erst mal einer gründlicheren Bedenkzeit, die ich bei Kaffee und Kuchen verbringe.

Ich lasse meine Blicke schweifen und sehe so ziemlich jeden, der an der Wolfacher Fasnet Rang und Namen hat, vom Narrenvater bis hin zum kleinen "Narrensamen", der sich mit besonderer Freude ein Hütchen aufsetzt oder Jäckchen überzieht.

Da taucht aus der Menge mit strahlendem Gesicht ein kleiner Junge auf mit einer neu erworbenen Trommel, die fast halb so groß ist wie er selbst. Früh übt sich, wer ein Meister werden will, denn was wären die Kaffeetanten ohne ihre geliebten Trommler, die den Rhythmus für den berühmten Trippelschritt vorgeben?

Am Nebentisch belausche ich zwei närrische "Urgesteine", die dem ungläubig staunenden Touristenehepaar aus Norddeutschland, das zufällig bei seinem Sonntagsspaziergang in die Schlosshalle kam, so manch eine amüsante Anekdote über die Fasnet erzählen. Sehr großes Interesse findet auch die Diashow über die Kaffeetantenumzüge, die die nette Atmosphäre in idealer Weise abrundet.

Nach der leiblichen Stärkung erkundige ich mich bei Petra Lein und Nicole Oberle, den beiden Organisatorinnen des Basars, über Gründe und Resonanz zum Basar. "Sensationell", so Petra Lein, sei der Erfolg der Veranstaltung. 18 Anbieter hätten sich angemeldet für den Verkauf der Utensilien.

Vom Granatschmuck über Handschuhe, Handtäschchen und Hüte bis hin zu historischen Fasnetplakaten und kompletten Kaffeetantenhäsern sei alles im Angebot. Zehn Prozent des Erlöses aus dem Verkauf komme dem Verein "Alter Bahnhof und Schlosshalle" zugute. Vom großen Ansturm der Besucher sei sie völlig überrascht gewesen, so Lein. Oberle zeigt sich vor allem von der hohen Qualität der angebotenen Waren sehr angetan.

Entstanden sei die Idee für den Basar bei einem der Kaffeetantenstammtische unter dem Jahr – der nächste ist übringens diesen Donnerstag, 8. Oktober, um 19.30 Uhr im "Salmen". Es gäbe doch immer mal wieder Anfragen an die Obfrauen, was man denn genau als Kaffeetante anziehen müsse, und so entwickelte sich aus der zuerst angedachten Modenschau der Basar. Nach diesem großartigen Erfolg scheint auch eine Neuauflage des Events nicht ausgeschlossen.

Nun kehre ich zu meinem Schirmfindungsproblem zurück und spanne nochmals die übrig gebliebenen Exemplare der Reihe nach auf. Was schlussendlich bei meinen Bemühungen herauskam, wird der geneigte Leser beim nächsten Kaffeetantenumzug am Schmutzige Dunnschtig selbst in Augenschein nehmen können. Frank Schrader