Maximilian Schmieder, Karin Kaysser und Felix Klausmann geben im Gespräch mit dem SchwaBo Einblick in die Odyssee, die sie seit der Streichung ihrer Berufskolleg-II-Klasse absolviert haben. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder-Bote

Schüler der abgesagten Berufskolleg-II-Klasse der Beruflichen Schulen Wolfach berichten / Enttäuschung sitzt tief

Von Christine Störr

Mittleres Kinzigtal/Wolfach. Die Schüler des Berufskollegs II der Beruflichen Schulen Wolfach haben seit ihre Klasse abgesagt wurde eine wahre Odyssee hinter sich. Mit dem SchwaBo haben drei der acht jungen Erwachsenen über ihren ausgebremsten Karrierestart gesprochen.

Eigentlich hat der 23. September für Karin Kaysser, Maximilian Schmieder und Felix Klausmann um 9.30 Uhr als ganz normaler Schultag begonnen. Doch schon fünf Minuten später stand die Welt Kopf, hieß es doch, die Klasse solle zum Gespräch mit Schulleiter Heinz Ulbrich kommen. Sie erfuhren, dass ihre Klasse mit acht Schülern per sofort eingestellt werde – und mussten wider Willen nach Hause gehen. Erst jetzt, fast vier Wochen später, sind die Schüler endgültig in ihren neuen Schulen angekommen.

"Wir wurden in fünf Minuten an die Wand gefahren", empört sich Maximilian Schmieder. Der 18-jährige Wolfacher geht mittlerweile in die Freudenstädter Berufsfachschule und hat gleich mehrere zusätzliche Hürden zu nehmen. Zum einen ist das Leitbild in Freudenstadt auf die Mechatronik ausgerichtet. In Wolfach wurden bisher Grundlagen in Medientechnik vermittelt.

Somit muss er in der relativ kurzen Spanne bis zur Prüfung viel Unterrichtsstoff der Mechatroniker nachholen, "das wird ganz schön schwierig". Es sei das wichtigste Jahr auf dem weiteren Weg in Richtung Berufsfindung, das ihnen völlig verbaut werde.

Wenn durch den Schulwechsel und die Neuausrichtung des Unterrichts am Ende die Fachhochschulreife nicht erreicht werde, müsse der berufliche Werdegang komplett neu ausgerichtet werden.

Außerdem müsse jetzt sehr viel Zeit für das Warten und für die Fahrten zwischen Freudenstadt und Wolfach investiert werden, in Maximilians Augen sinnlos vergeudete Zeit. Seinen früheren Nebenjob musste er an den Nagel hängen, das lasse sich nicht mehr vereinbaren.

Felix Klausmann aus Fischerbach war nur zwei Tage in der Freudenstädter Schule, dann wechselte er in die Berufsfachschule nach Lahr: "Ich musste mich selbst um alles kümmern, habe telefoniert und in Lahr das gleiche Leitbild wie in Wolfach vorgefunden."

Das habe ihm natürlich besser zugesagt und er meldete sich sofort für den letzten freien Platz in der Klasse an.

Mittlerweile ist dort auch Karin Kaysser gelandet, die einen Tag in der Freudenstädte Schule war, sieben Tage in Schramberg unterrichtet wurde und seit Wochenbeginn in Lahr ihren festen Platz gefunden hat. Vier Schulen in nur vier Wochen – wie sich das am Ende in ihrem Zeugnis auswirken wird, will sich die 18-Jährige noch gar nicht ausmalen.

Dass die derzeitigen Streiks der Bahn ihren Schulweg unnötig lange ausdehnen, ärgert Felix und Karin gleichermaßen. Noch viel mehr ärgern sich die drei allerdings über kursierende Gerüchte, dass bereits im Mai die Schließung ihrer Klasse bekannt gewesen sei. "Wenn wir wenigstens vor den Ferien gewarnt worden wären, dass wir uns unter Umständen einen ›Plan B‹ zurecht legen müssen, wäre das schon hilfreich gewesen", finden sie. Seitens der Schulleitung habe es jetzt zwar wortreiche Entschuldigungen gegeben, "aber es wurde sich nicht um Lösungen gekümmert."

Und dabei habe es zu Schuljahresbeginn perfekt ausgesehen. Sämtliche Hauptfächer wurden Klassenübergreifend unterrichtet, "am Ende ging es um zwölf Wochenstunden, in denen wir alleine Unterricht gehabt hätten."

Insgesamt haben die drei Schüler wenig Hoffnung, dass sich für Wolfach noch eine Lösung finden lässt, auch wenn sich Kultusminister Andreas Stoch (SPD) den Fall noch einmal anschauen will.

"Wir hatten die besten Lehrer, die Klapp-Klasse war perfekt und wir hätten das Jahr mega gut hingekriegt", ereifert sich Karin Kaysser und erzählt von ihrem Klassenlehrer Herrn Eichin, dessen Unterrichtsstunden das Ministerium in Stuttgart aufgrund der Altersteilzeit noch nicht einmal hätte bezahlen müssen.